Bei Demenz hilfreich eine virtuelle Brille einzusetzen?

Aktuell gibt es einen neuen Werbespot in dem die Tochter zu einer virtuellen Brille greift, um ihrem Vater der an Demenz leidet, Erinnerungen wiederzugeben. Bei einem Besuch erkennt er seine Tochter nicht mehr und mit Hilfe der Hightech-Brille sieht der Vater dann Bilder aus der Vergangenheit seiner Familie und kann sich dann so wieder erinnern.

Nun meinen viele, dass den Angehörigen von Demenzkranken so falsche Hoffnungen gemacht würden und etwas vorgegaukelt wird.Ich kenne mich da wenig aus und kann nicht sagen, ob Fotos, Videos und auch solche virtuellen Brillen da hilfreich sein könnten.

Ist es wirklich denkbar, dass jemand der an Demenz leidet, durch solch eine Brille wieder einige Erinnerungen zurück bekommt? Wurde das wirklich schon mal so gemacht und getestet? Meint ihr, dass dadurch eher falsche Hoffnung entstehen? Ist es ein Versuch wert, einem dementen Menschen so seine Erinnerungen wiedergeben zu wollen?

Macht es denn einen Unterschied ob man jemandem so eine Brille aufsetzt oder einfach Bilder und Videos zeigt? Wohl eher nicht, dass sollte doch den selben Effekt haben. Leider hat es oft eben gar keinen Effekt. Ich hatte in meiner Familie einen demenzkranken Großvater und diese hat sich auch durch Bilder nicht an früher erinnern können.

Er wurde lange Zeit noch zu Hause gepflegt und dort standen sogar viele Fotos herum. Er hat darauf weder sich als jungen Mann wiedererkannt noch seine Familie. Das wird bei einer Brille auch nicht anders sein. Vielleicht kann es noch bei Menschen im Anfangsstadium der Krankheit helfen, aber eine Demenz schreitet unheilbar voran und da kann eine virtuelle Brille auch keine Heilung versprechen.

Ich habe die Werbung gestern zum ersten Mal gesehen und ich habe den Eindruck, dass manche Menschen immer noch nicht so ganz kapieren, was der Sinn von Werbung ist. Werbung ist dazu da, Bedürfnisse zu erfinden und zu wecken, die dann mit Hilfe von vorhandenen Produkten befriedigt werden können. Diese Werbung war von Saturn, da ist es doch klar, dass man es nicht so darstellt, als ob man auch ohne Technik klarkäme und gerade VR-Brillen sind doch ziemlich teuer.

Bei Demenz ist es ja auch so, dass diese Krankheit gar nicht geheilt werden kann. Es gibt bisher keine Medikamente oder andere Therapiemöglichkeiten, diese Krankheit auszumerzen. Es ist nicht umkehrbar, wenn das Gehirn schon entsprechend in Mitleidenschaft gezogen ist. Daher ist es doch klar, dass die Angehörigen mehr oder weniger verzweifelt sind und dann durch diese Brille vielleicht sogar auf die Idee kommen, diese teure Brille zu kaufen in der Hoffnung, dass die Demenz dadurch gebremst oder sogar komplett aufgehalten werden kann. Das ist ein Trugschluss, aber deswegen sollte man doch nicht alles glauben, was die Werbung einem erzählen möchte.

Ich sehe das genauso wie Crispin. Wenn man schon mit normalen Gegenständen wie Fotos, Videos oder Erinnerungsstücken keine Erinnerungen wecken kann, dann ist so eine Brille doch vollkommen nutzlos. In der Brille hat man ja auch nur das gesehen, was man auch auf Fotos und Videos gesehen hätte. Daher ist das für mich eher rausgeschmissenes Geld, wenn es um Demenz geht.