Durch Hilfsbedürftigkeit Bindung stärken?
Manche Menschen haben die Angewohnheit, besonders hilfsbedürftig zu sein, wenn sie andere Menschen dadurch an sich binden wollen. Es kann sich dabei um Mütter handeln, deren Kinder aus dem Haus sind und die nicht loslassen können oder wollen. Da wird dann schnell mal auf hilfsbedürftig gemacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen, damit das erwachsene Kind gar nicht auf die Idee kommt, unabhängig zu sein und sich seltener zu melden.
Ich kenne aber auch einzelne Frauen, die sich so hilfsbedürftig gegenüber dem Partner geben und wo ich das teilweise total übertrieben finde. Da wird dann zum Beispiel der Partner während der Arbeitszeit belästigt und mit privaten "Problemchen" konfrontiert, die durchaus bis nach Feierabend hätten warten können und die den Partner dann nur stören und von der Arbeit abhalten.
Es gibt auch Frauen, die sind damit überfordert, einen Nagel in die Wand zu hauen, eine Tüte zu tragen oder Möbel zusammenzubauen. Da frage ich mich dann auch, ob diese gespielte Hilfsbedürftigkeit nur dazu dienen soll, den Partner näher an sich zu binden und ob die Beziehung denn schon am grieseln ist, wenn man zu solchen Tricks greift.
Kennt ihr auch solche Menschen, die sich derartig verhalten? Wie geht ihr dann damit um? Was sagt das über die Beziehung von zwei Menschen aus, wenn jemand immer auf hilfsbedürftig macht? Könnt ihr das irgendwann noch Ernst nehmen oder ignoriert ihr das komplett?
Es gibt doch weder den Mann, noch die Frau. Aber es gibt für jeden den passenden Partner. Wo liegt das Problem, wenn jemand relativ unselbständig ist? Es gibt schließlich das Gegenstück, dass sich gebraucht fühlen möchte. Wenn sich so ein Paar findet, dann ist doch alles in Butter.
Da wird für den anderen gekocht, Wäsche gewaschen, das Auto gesaugt, getankt und alle Flüssigkeiten werden kontrolliert. Es wird gebügelt, tapeziert und gebohrt und beide sind zufrieden. Das passt nicht zu jedem, ich möchte auch nicht so leben. Aber jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Was geht es mich an?
Könnten wir die sexistischen Vorurteile vielleicht endlich mal stecken lassen? Ich kenne solche Gestalten zwar auch, aber im Gegenzug auch Männer, die sich bei der Bedienung des Herds oder der Geschirrspülmaschine anstellen, als ginge es um eine Bombenentschärfung und sich entweder so lange blöd anstellen, bis frau genervt eingreift oder versuchen, durch ihr hilfloses Getue wenigstens dem Ego der Person zu schmeicheln, die dann helfend beispringen muss.
Ich habe also nicht den Eindruck, dass erlernte Hilflosigkeit ein geschlechtsspezifisches Problem darstellt, sondern gehe eher davon aus, dass man Männern es eher nachsieht, wenn sie keinen Knopf annähen können, weil das "immer meine Frau macht". Schließlich sind es männliche Männer, die ganz viele tolle Sachen können, da ist es nicht so schlimm, wenn ein bisschen läppischer Haushaltskram nicht zu ihren unzähligen Stärken gehört.
Aber wehe, eine Frau kommt damit an, dass sie das Sofa nicht zusammenbauen kann, weil sie es nicht mit einer Hand hochheben kann. Dann gilt sie gleich als hilfsbedürftiges Weibchen, obwohl sie sonst vom Nägel in die Wand schlagen über das Vereinbaren von Arztterminen bis hin zum Zubereiten der Weihnachtsgans quasi alle Anforderungen der modernen Gesellschaft mit links erfüllt. Davon abgesehen finde ich, dass es sich in einer Beziehung durchaus gehört, dass man sich gegenseitig hilft, selbst wenn kein massiver Notfall im Raum steht, und dass man sich auch keine Verzierung abbricht, wenn man dem Partner mal einen Gefallen tut, ohne gleich darauf hinzuweisen, dass eine wahrhaft emanzipierte Person auch den Einkauf selber in den dritten Stock schleppen kann oder was auch immer.
Solange ich die Hilfsbedürftigkeit nicht vortäusche oder mich absichtlich in solche Situationen bringe, um scheinheilig als hilflos ohne starken Mann dazustehen, finde ich es nicht schlimm, wenn man ein bisschen hilfsbedürftig von Natur aus ist. Manchen Männern gefällt das eben wirklich und wenn es ihnen gefällt und die Frau so ist, passt doch alles. Manche wünschen sich eben Partner, die ihre starke Seite ansprechen und solange man den Partner nicht in diese Rolle drängt, ist das für mich kein Problem. Es wäre nichts für mich, aber das muss ja jeder für sich selbst wissen.
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