Patient die Schuld geben bei mangelnder Terminvergabe

vom 11.11.2017, 14:13 Uhr

Meine Tante ist gerade stocksauer auf die Sprechstundenhilfen ihres Arztes. Meine Tante soll einmal monatlich zu einem Facharzt gehen. Ihre Ärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis. Sie hat allerdings nur eine halbe Stelle und arbeitet nur an einem Nachmittag in der Woche für wenige Stunden. In der Nachmittagssprechstunde behandelt sie maximal vier Patienten.

Meine Tante ist aus mehreren Gründen auf die Nachmittagstermine angewiesen. Deshalb vereinbart sie bereits immer am Jahresanfang die Termine für das ganze Jahr. Es kommt dann im Laufe des Jahres schon mal dazu, dass man meiner Tante mitteilt, die Ärztin ist beim Termin nächsten Monat oder übernächsten Monat nicht da und man den Termin einfach verlegt. Ansonsten legt meine Tante alle anderen persönlichen Termine um diese Arzttermine bei ihrer Fachärztin drum herum.

Nun kam sie die Woche zu ihrem monatlichen Termin in die Praxis. Die Sprechstundenhilfen sahen sie groß an, was sie denn hier zu suchen hätte. Meine Tante meinte dann, sie hätte einen Termin. Das könne gar nicht sein, sagte die Sprechstundenhilfe, die Ärztin ist im Urlaub. Meine Tante verwies darauf, dass sie einen Termin im Kalender stehen hätte. Die Sprechstundenhilfe sah dann in ihrem Computer nach und da stand meine Tante auch wirklich drin.

Meine Tante fragte freundlich, ob vielleicht die Möglichkeit für einen anderen Termin in diesem Monat bestehen würde. Sie hätte auch einen Vormittagstermin in Kauf genommen. Leider gab es keine freien Termine mehr. Statt dem verwiesen aber mittlerweile zwei Sprechstundenhilfen darauf, dass meine Tante ja schuld sei, dass sie einen falschen Termin hat, weil die Termine ja bereits so frühzeitig ausgemacht wurden.

Meine Tante ging darauf nicht weiter ein, weil sie merkte, wie sie sauer wurde. Sie verwies aber darauf, dass es ihr nicht wirklich gut geht und sie deshalb doch gerne die Ärztin den Monat irgendwann gerne sehen würde. Das wurde von den Sprechstundenhilfen dann gar nicht wirklich beachtet. Man rief ihr noch nach, als sie bereits am gehen war, dass sie ja am Anfang der nächsten Woche mal anrufen kann, ob eventuell jemand seinen Termin abgesagt hat.

Meine Tante hat daheim noch mal über das Gespräch nach gedacht. Die Sprechstundenhilfe haben die Schuld auf meine Tante abgewälzt. Sie sagt, dass mal ein Termin verschusselt wird, kann passieren. Aber daran war ja nicht alleine sie als Patientin schuld. Die letzten Jahre klappte es ja auch, dass man sie im Vorfeld informiert hat. Außerdem werden die Termine am Computer gemacht. Da sieht man doch recht einfach, ob Termine in der Urlaubszeit angesetzt sind, wenn der Urlaub eingetragen wird.

Schlussendlich hat sich die Ärztin selbst ein paar Tage später mit meiner Tante in Verbindung gesetzt und sich für die mangelhafte Terminvergabe entschuldigt und hat meiner Tante einen Termin in ihrer Mittagspause angeboten. Als meine Tante da schilderte, wie das ein paar Tage vorher mit den Sprechstundenhilfen ablief, schüttelte die Ärztin nur den Kopf. Sie kann da aber leider wenig machen. Wie aber ein Blick in ihren Computer der Ärztin zeigte, wurden Termine mit anderen Patienten, die man ebenfalls für die Urlaubszeit geplant hatte, frühzeitig verlegt.

Die Fachärztin ist toll, sonst würde meine Tante den Arzt wechseln, weil das nicht der erste Vorfall war. Ist es euch auch schon passiert, dass man euch sagte, dass ihr an der mangelnden Terminvergabe Schuld seid? Wie hättet ihr reagiert?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe das auch schon erlebt. Und zwar wurde mir da von der Ärztin gesagt, dass ich zu einem Termin einfach nicht erschienen wäre. Allerdings wusste ich von dem Termin gar nichts, da ich vorher irgendwann Post erhalten hatte, dass mein ursprünglicher Termin leider abgesagt werden musste und ich wegen eines Alternativtermins dort anrufen sollte oder man mich anrufen wollte. Allerdings habe ich keinen Anruf erhalten.

Ich konnte natürlich nicht beweisen, dass die Sprechstundenhilfe mich nicht wegen eines neuen Termins angerufen hatte und diesen wohl dennoch einfach in den Computer eingetragen hatte.

In dem Fall deiner Tante scheint es ja auch eindeutig ein organisatorisches Problem von der Arzthelferin gewesen zu sein. Ich denke auch, dass es da leichter ist dem Patienten die Schuld in die Schuhe zu schieben, als eben zu zugeben, dass man dies besser hätte organisieren und planen können, wenn man zuvor auch schon die Urlaube eingetragen hätte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Gerade dann, wenn der Termin doch auch noch eingetragen im Computer steht und es doch klar ist, dass deine Tante keinen anderen Termin kennen konnte, finde ich es schon ziemlich unmöglich, deiner Tante die Schuld daran zu geben, weil es doch klar ist, dass die Praxis eben zumindest zu einem großen Teil auch Schuld daran sein muss.

Sicher kann mal etwas geändert werden müssen, wenn die Termine alle so früh gemacht wurden und dann eben solche Dinge wie Urlaube oder Fortbildungen noch nicht zeitlich feststehen. Ich denke, dass ich in dem Moment gefragt hätte, wie ich denn Schuld sein kann, wenn es doch im Computer der Arzthelferin klar ersichtlich ist, dass ich den Termin richtig notiert habe.

Dass die Ärztin nichts machen kann, das kann ich aber auch nicht glauben. Zumindest wird sie den Arzthelferinnen doch mal sagen können, dass so ein Verhalten nicht geht und dass sie so etwas nicht mehr von ihren Patienten erfahren möchte, dass sie so schlecht behandelt wurden.

Ich denke, dass ich anstelle deiner Tante vermutlich einige Zeit kurz vor dem Termin einfach selber in der Praxis anrufen und mir den Termin bestätigen lassen würde. Dann hat man auf beiden Seiten noch einmal die Sicherheit, dass der Termin auch eingehalten wird.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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