Investieren Frauen grundsätzlich mehr in Beziehungen?

Laut einer Demografin der University of Essex, Emily Grundy, würden Frauen in Beziehungen tendenziell mehr investieren als Männer. Frauen würden nicht nur praktische Arbeit leisten, sondern auch psychologische Arbeit. Soll heißen, dass Frauen nicht nur länger im Haushalt arbeiten würden als Männer, sondern auch mehr emotionale Arbeit leisten würden.

Mich hat dieser Satz schon nachdenklich gemacht, ich kann aber nicht sagen, ob das so zweifelsfrei bei uns zum Beispiel übertragbar ist. Der Haushalt ist ja nicht nur putzen zum Beispiel, sondern auch Einkäufe erledigen und Kochen sowie Wäsche waschen. Wenn man alles zusammen nimmt, ist das bei uns relativ ausgeglichen, auch wenn einer phasenweise mehr macht als der andere, je nach Arbeitsumfang und Überstunden. Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Stimmt ihr der Aussage der Demografin zu? Was versteht ihr unter "emotionaler Arbeit" in einer Beziehung?

Was ist daran jetzt irgendwie überraschend? Für ganz viele Frauen bedeutet das heute präferierte Modell, sich selbst und anteilig den gemeinsamen Lebensunterhalt durch Arbeit zu finanzieren und gleichzeitig den größten Teil der Hausarbeit zu erledigen.

Meine bessere Hälfte sagt zu dem Phänomen immer nur, dass er emanzipierte Frauen toll findet. Die machen den ganzen Haushalt und verdienen die Hälfte des Geldes, um bloß unabhängig zu sein. Die Emanzipation hat Männern das Leben sehr erleichtert. Selbst im sehr gleichberechtigten skandinavischen Raum investieren Frauen pro Woche ein dreiviertel Stunde mehr als Männer in Hausarbeit.

Auch dass Frauen für die emotionale Seite einer Beziehung in ihrem Verantwortungsbereich haben, ist weit verbreitet. Gespräche, gemeinsame Aktivitäten, Treffen mit Freunden und Familie, Anrufe und Geschenke zu Geburtstagen und so weiter sind ganz oft Frauensache. Beim Werben sind Männer oft sehr aktiv, hat es funktioniert, ist meist die Frau in der Pflicht.

Wie das nun in einzelnen Beziehungen tatsächlich ist, das ist natürlich total unterschiedlich. Wenn ich nur bei mir schaue, dann hatten Partner tendenziell den Wunsch nach traditioneller Rollenverteilung. Bis auf einen wollten das alle. Nur bei einem hatte das tatsächlich einen sinnvollen Hintergrund. Er bot im Gegenzug aber auch den entsprechenden Ausgleich und die nötige Sicherheit, falls die Beziehung scheitert.

Mein Mann ist da auch keine Ausnahme. Er würde mich gerne finanzieren, wenn er dafür ohne Haushalt mehr Freizeit hätte. Allerdings möchte er auch, dass ich glücklich bin und er möchte unbedingt mit mir leben. Also passt er sich an und übernimmt seinen Teil.

Bezogen auf den emotionalen Bereich würde ich das auf jeden Fall bestätigen. In früheren Beziehungen hatte ich oft das höhere Kommunikationsbedürfnis, habe ich häufiger geschrieben, mehr geschrieben, mehr kommuniziert oder mich bewusst zurückgenommen, hatte aber eigentlich den Wunsch, mehr zu kommunizieren und habe mich darüber geärgert, dass der andere nicht so war.

Dieses Ungleichgewicht aushalten zu müssen, finde ich auch sehr unangenehm, denn eigentlich wünscht man sich ja jemandem, bei dem das Ungleichgewicht nicht besteht. Bei meinem Freund ist es besser, er schreibt viel und ich habe nicht den Eindruck, dass ich mehr gebe.

Was den Haushalt anbelangt, sind wir beide Nieten. Ich würde fast sogar sagen, dass er noch eher etwas im Haushalt machen würde als ich. Aber da wir nicht zusammen wohnen, ist das auch nicht relevant. Es könnte auch im Chaos enden, wenn dann letztlich keiner was im Haushalt macht.