Auszubildende an sich praktisch üben lassen?

vom 16.11.2017, 10:40 Uhr

Ich befinde mich selbst noch im dritten Lehrjahr der Ausbildung zur Krankenschwester und bin deshalb selbst noch Schüler beziehungsweise Auszubildende. Somit kenne ich es selbst, wie aufregend es ist, wenn man etwas das erste Mal machen darf und neue Dinge dazu lernt. Wenn man etwas endlich üben darf, freut man sich richtig. Jedoch darf man nicht alles am Patienten machen beziehungsweise nur mit dessen Einverständnis, dass es ein Schüler durchführen darf. Manche sind davon natürlich nicht angetan.

Wenn ich selbst auf Station lag, habe ich es den Schülern immer angeboten an mir zu üben oder irgendwelche Sachen zu machen, da ich nicht sonderlich schmerzempfindlich bin. Somit durften dann auch Schüler mir die Anti-Thrombose-Spritze geben, die es offiziell noch gar nicht dürften, weil sie erst im ersten Lehrjahr sind. Wenn ich aber ein Auge drauf habe und sie für kompetent halte, dann dürfen sie das machen.

Wie ist es bei euch? Dürfen Schüler bei euch üben oder nicht? Oder ist es davon abhängig was gemacht wird? An irgendeinem muss immer geübt werden.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Auch wenn es ein nettes Angebot von dir ist, dass sie dann Dinge an dir üben dürfen wenn sie es noch nicht gelernt haben. Wie willst du vorher erkennen, ob derjenige es kann oder nicht? Leitest du ihn an, weißt du ihn erst einmal ein und meinst dann, dass es im ersten Versuch am lebenden Objekt auch direkt fruchtet? Wenn dabei etwas schief geht, musst du nicht der Kläger sein und die Azubis in Regress nehmen, dass macht das Strafverfahren dann schon ganz von alleine wie auch die Klinik wird ihre Konsequenzen ziehen. Versicherungen geben ebenfalls vor, was sie machen dürfen und was nicht und setzt man sich darüber eigenmächtig hinweg und es passiert etwas, dann wird es auch für die Klinik teuer, ganz gleich was der Patient auch gesagt hat.

Von daher sollte man hier bitte auch mal weiter denken was man im schlimmsten Fall der Fälle dem Haus antut und den Azubis auch wenn das Angebot nett gemeint ist. Man sollte nur Dinge auch anwenden, die man gelernt hat, vorher auch einige male in Schulungsübungen geübt hat und dann erst wenn diese Maßnahme beherrscht wird sie auch auf die Patienten los lassen.

Manche Dinge sind nun nicht so gravierend in den meisten Fällen z.B. ein verstochener Zugang oder auch mal beim Blut abnehmen wenn ein blauer Fleck gestochen wird, im Einzelfall kann das dennoch ernste Konsequenzen für den Patienten haben. Mach das mal bei einem Bluter, oder bei jemanden der ohnehin schon Stenosen hat und löse diese damit mit dem gebohre und gefummel in der Vene, was meinst du wie schnell du damit eine Embolie oder auch einen Stillstand bauen kannst oder dafür sorgen, dass der Patient vom Kreislauf her instabil wird? Schon mal daran gedacht?

Wie willst du jemanden ansehen ob er Kompetent ist? Nur weil jemand ein laufendes Lehrbuch ist und dir alles daraus zitieren kann mit Seitennummer und Quelle, muss er es praktisch noch lange nicht drauf haben sondern da der Schlächter vor dem Herren sein. Oder anders herum, manch einer kann die Theorie nicht sonderlich gut, glänzt dafür in der Praxis. Kannst du nicht beurteilen, wenn du weder etwas gefragt hast vom fachlichen her, noch gesehen hast was der drauf hat und somit ist es unverantwortlich zu sagen, dass man als Patient auch wenn man aus diesem Bereich kommt, alles und jeden an sich heran lässt damit sie üben können.

Klar ist Übung wichtig und gehört auch in jeder Ausbildung mit dazu, aber erst dann wenn die Zeit dafür reif ist. Ich kann auch keinen blutigen Anfänger der erst 2 Tage in der Lehre ist nicht direkt an eine Operation stellen am offenen Herzen und sagen "mach mal" nur weil ich gerade meine, dass derjenige die kompetente Nase hat und das schon regeln wird. Selbst im dritten Lehrjahr gibt es genug was man noch nicht weiß und auch hinterher kommen immer neue Dinge nach der Ausbildung die man vorher nicht kannte und wusste, aber da kann man auf das Basiswissen zurück greifen und agiert und handelt anders, als als blutiger Anfänger wenn einer sagt "mach mal".

Ich komme auch aus dem medizinischen Bereich und weiß wie das ist. Innerhalb der Familie gab es sehr hohe Tiere in der Medizin und ich stand als kleiner Rettungsassistent im Praktikum nach vier Wochen das erste mal in der Klinik im Op. Meinst du da kam einer auf die Idee, dass wir da vielleicht noch nicht hatten mit Zugängen legen? Alle 5 Meter stand einer da, "mach mal" aber wie ohne Wissen? Hatte man den Arsch in der Hose zu sagen, "kann ich nicht hatten wir noch nicht" wurde es einem gezeigt. Mehrmals zusehen, dann am Stecharm und wenn man Glück hatte und sich auch nicht angestellt hat wie ein Esel, dann durfte man nach 3-4 Wochen an den ersten echten Patienten in diesem stochern, mit seiner Zustimmung und dem Hinweis darauf, dass das ein Praktikant ist der das lernen muss. Wollte der Patient nicht, dann gab es das nicht. Aber das der Patient vorgibt wer was zu machen hat, geht mal gar nicht, auch wenn dieser selbst aus dem medizinischen Bereich kommt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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