Muss man als Autor die Änderungen eines Lektors übernehmen
Wenn man ein Buch geschrieben hat, wie ein Bekannter von mir und er ein Lektorat in Anspruch nimmt und dieser Lektor ein paar Änderungen gemacht hat, die einem aber nicht gefallen und es lieber so stehen lassen würde, wie man es selber geschrieben hat, muss man diese Änderungen dennoch übernehmen? Wenn nein, warum braucht man einen Lektor? Wenn es, wie in einem anderen Thread geschrieben wurde, der Verlag das Lektorat übernimmt wird ein Autor dann gefragt, ob er mit den Änderungen einverstanden ist?
Wie sieht es aus, wenn jemand ein Buch geschrieben hat und so viele Änderungen gemacht wurden, dass der Stil des Autors nicht mehr wieder zu finden ist? Dass die Geschichte die gleiche bleiben muss, also die Handlung, kann ich mir ja vorstellen. Aber wenn der Lektor meint, dass sich es besser liest, wenn er viele Änderungen macht und der Autor darüber nicht erfreut ist, wird es dennoch übernommen? Besonders, wenn der Verlag den Lektor stellt und übernimmt?
Ein Lektor benötigt Fingerspitzengefühl. Der Autor ist nicht verpflichtet, Änderungen zu übernehmen. Wenn der Rohling allerdings so eine Katastrophe ist, dass der Verlag es so nicht veröffentlichen möchte, dann kann es eng werden.
Das ist aber in der Regel nicht der Fall. Ein Lektor bemüht sich darum, dass die Veränderungen für den Leser sinnvoll sind und den Autor nicht völlig verfremden. Wenn der Autor nach einem Lektorat sagt, "Das ist genau mein Text, aber irgendwie ist er jetzt besser. Ich weiß nur nicht, woran das liegt." dann hat der Lektor gute Arbeit geleistet.
Normalerweise arbeiten Autor und Lektor durchaus zusammen. Änderungen, die dem Autor nicht gefallen, die der Lektor aber für nötig hält, werden auch einmal ausdiskutiert.
Warum Autoren durchaus in ein Lektorat investieren sollten? Einfach damit die Story rund wird. Fehler in Rechtschreibung und Grammatik oder Handlung, Wiederholungen von Worten und Wendungen, Passiv, Verbfaulheit und viele andere Kleinigkeiten können dem Leser den Genuss einer wirklich tollen Geschichte verderben.
Zu meinem Hintergrund:
Ich habe drei Fachbücher geschrieben und an zweien mitgearbeitet, von mir erschien ein historischer Roman. Ein Taschenbuch mit 404 Seiten habe ich lektoriert/redigiert.
Das Lektorat meiner Fachbücher wurde von Verlag übernommen, ebenso das Korrekturlesen. Der Verlag kümmerte sich auch um die fachliche Abnahme des Textes. Mir sind keine Kosten entstanden.
Das Lektorat:
Ich habe viele Hinweise erhalten, was ich bitte überarbeiten solle. Wenn das Lektorat zuviele Änderungen vorschlug, erhielt ich genauere Hinweise oder einen Beispieltext, den ich dann prüfte und übernahm. Manchmal schrieb ich meinen Text um oder löschte ihn ganz.
Urheberrecht:
Das Urheberrecht am Text liegt beim Autoren! Wenn das Zusammenspiel nicht stimmt, hat der Autor das Recht den Vertrag zu beenden und einen neuen Verlag zu suchen.
Die Frage zielt hier, so wie ich das verstehe auf den Belletristikbereich ab. Dies ist ein hart umkämpfter Markt mit vielen Autoren, die gerne veröffentlichen würden. Der Verlag / das Lektorat hat üblicherweise ein Gespür für den Markt, sonst könnte er sich nicht halten! Von daher ist zu überlegen, ob Hinweise verworfen werden sollten.
Verlagsformen:
Aus meiner Erfahrung heraus püft ein Druckkostenzuschussverlag den Text kaum, sondern verdient am Hoffen des Autoren ein selbst geschriebenes Buch in Händen halten zu können.
Ein Selfpublishing-Verlag prüft Texte auch nicht unbedingt, da sie halt das Manuskript des Autoren auf den Markt werfen und oftmals von den Aktivitäten des Autoren leben (Selbstvermarktung) und an den Verkäufen beteiligt sind oder vom Autoren voll bezahlt werden.
Wenn also ein Verlag oder Lektorat Anmerkungen zu dem Text hat, dann nehmen sie die Arbeit sehr ernst. Entsprechend ernst würde ich auch die Hinweise auffassen.
Das bedeutet aber keinesfalls alle Vorschläge zu übernehmen oder übernehmen zu müssen.
Die Frage ist:
Welches Hintergrundwissen hat der Autor? Mit welche Erfahrung zu selbstverfasstem 'lesbarem' Text kann er aufwarten? Wurde der Text von einer unabhängigen Person probegelesen?
Mich würde der Verlag interessieren, dies scheint kein Druckkostenzuschussverlag o.ä. zu sein.
Bei dem einen Sachbuch wo ich mitgeschrieben habe, war das durchaus verhandelbar. Wobei das aber eben nur ein einzelner Verlag war und daher nicht für alle anderen Verlage gelten muss. Allerdings hat der Lektor auch nicht über jeden Kleinkram diskutiert. Wenn man zum Beispiel einen absolut redundanten Abschnitt drin hatte, weil man das in anderen Worten schon mal genau so an anderer Stelle erklärt hatte, wäre es sinnlos gewesen, auf ein Verbleiben zu beharren, man will ja auch nicht, dass sich der Lektor veralbert fühlt.
Auch wenn man für das einzelne Thema zum Beispiel 500 Wörter hatte, konnte man zum Beispiel verhandeln, dass man dort statt dessen 550 Wörter schreibt und ein anderes Thema dafür 50 Wörter kürzer fasst. Aber jedes Thema um zehn Prozent länger zu schreiben wäre halt nicht gegangen.
Letztlich hat ein guter Lektor das Interesse, dass das Buch besser wird und er streicht nicht aus Boshaftigkeit gegen den Autor. Lektoren sind auch nur Menschen und deshalb kann man mit ihnen reden. Aber Menschen machen eben auch Fehler und nicht jeder Lektor arbeitet so, dass der jeweilige Autor immer glücklich und einverstanden ist. Aber wenn man neu als Autor im Geschäft ist, würde ich tendenziell weniger auf Diskussionen bestehen als als gestandener Bestsellerautor mit gutem Gespür für seine Textwirkung.
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