Als erwachsenes Scheidungskind Kontakt zu Familie haben?

vom 07.11.2017, 03:54 Uhr

Der Partner einer Freundin ist mittlerweile Mitte 20, wobei er ein Scheidungskind gewesen ist. Er meinte, dass seine Eltern sich getrennt hätten, als er 8 Jahre alt gewesen ist und dass er zuerst zu seiner Mutter gekommen wäre. Sein Vater hätte allerdings das Sorgerecht eingeklagt, sodass der Sohn bei seinem Vater aufwachsen konnte. Dadurch wäre aber der Kontakt zur Mutter und deren ganzer Familie komplett abgebrochen.

Der Partner meiner Freundin sieht auch kein Bedürfnis danach, den Kontakt zur Mutter aufzunehmen und meint, sie könnte sich ja selbst melden, wenn sie Interesse hätte. Er stößt damit aber teilweise auch auf Kritik, da man ja erwachsen wäre und da würde es nichts bringen, auf stur zu schalten und nachtragend zu sein. Wie seht ihr das? Würdet ihr als erwachsenes Scheidungskind wieder Kontakt zur Familie aufnehmen, wo der Kontakt durch die Scheidung abgebrochen ist? Oder ist es eher Aufgabe der Familie, Kontakt zum Scheidungskind zu suchen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es ein wenig schwer zu sagen, nach dem Motto „du bist doch jetzt erwachsen und sei nicht stur“. Was ändert die Tatsache, dass man Erwachsen ist daran, dass sich die Jahre zuvor die Mutter offenbar nicht mehr drum geschert hat und den Kontakt zum Sohn nicht gesucht hat? Das ändert die Tatsache, dass der Sohn jetzt erwachsen ist nicht im geringsten ab.

Ich bin auch als Erwachsene der Meinung, wenn man sich in meiner Jugend/Kindheit nicht gemeldet hat, war ich als Nachwuchs offenbar nicht wichtig genug, sodass man auch nicht kommen muss, wenn ich Erwachsen bin. Denn ich habe die Jahre auch gut ohne den entsprechenden Elternteil geschafft und wieso soll ich als Erwachsene nun sagen, okay komm schwamm drüber und lass es versuchen?

In der wichtigen Zeit eines Kindes/Jugendlichen war mein Erzeuger nie da. Er hat sich sporadisch alle Jubeljahre gemeldet und das soll ich dann als Erwachsene als „Vater“ bezeichnen, weil ich jetzt erwachsen bin? Am Hintern hängt der Hammer. Ich bin zwar längst über das Alter 18 hinaus, aber das heißt nicht, dass ich dann eine gewisse Sturheit oder Meinung nicht weiter beibehalten darf.

Eltern, die sich in der Jugend und Kindheit nicht um die Kinder gekümmert haben oder Interesse gezeigt haben, brauchen sich auch bei mir nicht später melden und ich werde mich nicht einmal melden, wenn die Person im Sterben liegt. Ich habe einfach keine Bindung zum Elternteil und das hat sich die betroffene Person ja wohl selber zu zuschreiben und nicht ich.

Deswegen kann ich den Mann schon verstehen, wenn er keinen Kontakt zur Mutter sucht sowie wünscht. Er hat bei ihr anfänglich gelebt, dann hat Papa das Sorgerecht und offenbar Aufenthaltsbestimmungsrecht für sich erstritten und Mama war weg? Tja dann würde ich mal frech sagen, war der Junge wohl nie wichtig genug, als das man danach auf einmal nichts mehr von ihm wissen will.

Wieso soll der heute junge Mann sich also jemanden auf einmal ins Haus holen, der vorher nie da war? Wozu? Die Person wird normalerweise nicht schmerzlich vermisst, weil sie eh nie da war und es fehlt nichts. Ich sehe das also relativ ähnlich und kann der Argumentation „sei nicht so stur, du bist erwachsen“ gar nichts abgewinnen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Wenn man das so überlegt war die Mutter die komplette Zeit erwachsen und hat sich nie gemeldet, also was soll man ihr dann noch hinterher rennen? Ich meine sie wollte doch offensichtlich keinen Kontakt und da ist es doch nur logisch, dass man dann keinen Kontakt zu ihr möchte. Viele sind da einfach nicht objektiv genug, wollen den Eltern gefallen und rennen ihnen hinterher um dann enttäuscht zu werden, da macht es doch Sinn, wenn man sich logisch Gedanken darüber macht und dann eine Entscheidung trifft mit der man leben kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich sehe das was anders als die meisten hier. Es muss ein Grund gegeben haben, warum das Kind beim Vater aufgewachsen ist. So ohne weiteres nimmt das Jugendamt bzw. das Familiengericht der Mutter das Kind nicht weg bzw. nimmt ihr das Sorgerecht. Das 8 jährige Kind weiß nur dass, was der Vater erzählt hat. Aber was wirklich war, weiß wahrscheinlich nur der Vater und die Mutter.

Was ist, wenn die Mutter krank war, Depressionen hatte, nicht in der Lage war sich um das Kind zu kümmern? Was ist, wenn der Vater alles dran gesetzt hat, dass die Mutter aus dem Leben verschwindet? Das machen auch Mütter bei den Vätern, warum nicht umgekehrt und Kinder sind leicht zu beeinflussen. Was man denen sagt, das glauben sie. Gerade in dem Alter.

Ich finde, dass der junge Mann ruhig mal seinen ganzen Mut zusammen nehmen sollte und diesen Fragen auf den Grund gehen sollte. Vielleicht ist die Mutter gar nicht so unfreiwillig aus seinem Leben gegangen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Ich finde, dass der junge Mann ruhig mal seinen ganzen Mut zusammen nehmen sollte und diesen Fragen auf den Grund gehen sollte. Vielleicht ist die Mutter gar nicht so unfreiwillig aus seinem Leben gegangen.

Wenn er es denn möchte aus eigenem Antrieb, dann kann er das ja machen. Aber was hier der Fall ist, er wird von anderen dazu überredet und bequatscht damit er es macht. Warum sollte er sich dann damit auseinandersetzen wenn er selbst dazu kein Interesse hat? Die Mutter hat scheinbar ebenfalls kein Interesse daran, sonst hätte sie diesen Schritt gemacht und Auflagen die gemacht worden sind z.B. vom Gericht mit Kontaktverbot etc. diese können ebenfalls Verjähren. Besteht so etwas, dann dürfte sie auch nach der Kontaktaufnahme durch ihren Sohn keinen Kontakt haben wenn diese Auflage besteht. Wäre denkbar, wenn das Kind abgenommen wurde und dem Vater zugeführt hinterher.

Sprich hier geht es eigentlich gar nicht darum ob man muss und wer hier den Schritt machen muss. Es geht darum, dass die Beteiligten die direkt davon betroffen sind das aus dem eigenen Antrieb machen wollen müssen und nicht weil es jemand anderes sagt. Den schwarzen Peter kann man sich hier gegenseitig zuschieben und es auf die Mutter schieben die keinen Kontakt wollte und das unterstellen, aber auch das sind nur Vermutungen und Gerüchte. Denn es können zwingende Gründe bestehen warum sie das nicht darf, selbst wenn sie wollte z.B. ein gerichtliches Kontaktverbot. Oder soll sie sich mal eben darüber hinweg setzen nur weil es die Mutter ist? So ließt sich das hier bei manchen, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln, die einfach nicht in der Lage sind mal weiter zu denken.

Stur schalten ist auch immer das erste was dann als Begriff mit fällt. Wenn der junge Mann so verletzt worden ist und die Wunden gerade erst weg sind, dann wird er das nicht wieder aufreißen wollen nur weil andere nun den Kontakt einfordern und das als wichtig ansehen. Man kann niemanden vorschreiben wen man zu sehen hat, mit wem man Kontakt haben muss aber manche meinen wirklich, dass sie über allem stehen und auch den Grundrechten und das anderen Menschen diktieren müssen in jeder Lebenslage auch wenn es absolut nicht angebracht ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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