Nach Kastration von Tieren keine Hormongabe

vom 08.11.2017, 10:43 Uhr

Wenn ein Mensch die Gebärmutter samt Eileiter entfernt bekommt, sei es durch Krebs oder anderer Krankheit, ist das einer Kastration bei einem weiblichen Tier gleichzusetzen. Der Mensch bekommt dann aber Hormone verabreicht, damit der Körper eben wieder richtig arbeitet und keine Beschwerden hat. Auch wenn ein Mann durch Krankheit seine Hoden amputiert bekommt, ist das einer Kastration bei einem Tier gleichzusetzen und ich weiß, dass dann der Mann auch Hormone zusätzlich bekommt.

Bei einem Tier habe ich noch nie erlebt, dass es nach der Kastration Hormone bekommt und ich habe schon bei vielen Kastrationen beigewohnt und assistiert als ich ehrenamtlich in Tierheimen geholfen habe. Dort wurde kastriert und gut war es. Hormone in Form von Tabletten gab es nicht.

Nun frage ich mich doch, ob es beim Tier nicht notwendig ist und warum nicht. Das Tier kann sich doch auch, wenn der Hormonhaushalt nicht mehr stimmt schlecht fühlen. Warum legt man in der Tiermedizin darauf keinen Wert?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wie kommst du darauf, dass die Tiermedizin darauf keinen Wert legt? Erstens verkennst du den Grund für die Kastration und zweitens ist Tier nicht gleich und nicht gleich Mensch. Nicht jedes Tier braucht Hormone, bei anderen Tieren würde eine Hormongabe den gewünschten Effekt zerstören.

Fangen wir mal beim Pferd an. Stuten kastriert man nur in absoluten Ausnahmefällen, wenn es ansonsten nicht geht. Das wäre z. B, der Fall, wenn die Stute massiv unter schmerzhaften und durchaus gefährlichen Zysten leidet. Davor versucht man jegliche Hormontherapie, die helfen könnte, oder setzt eine Glaskugel ein, die eine Trächtigkeit vortäuscht. Eine Kastration ist der letzte Ausweg, Hormone danach sind sinnlos, denn dann gingen die hormonbedingten Probleme ja direkt wieder los.

Hengste dagegen sind eine ganz andere Sache. Kastriert man die, werden die umgänglicher und sind damit für Menschen weniger gefährlich. Außerdem vereinfacht sich die Haltung, weil man sie nun in Gruppen oder mit Stuten halten kann, ohne große Auseinandersetzungen fürchten zu müssen. Hormone würden den Wallach ja wieder zum Hengst machen. Gut, der kann sich nicht fortpflanzen, aber das ist das geringste Problem. Man kastriert nicht zur Verhütung, die Verhaltensänderung ist gewünscht.

Wechseln wir zum Hund: Eine Hündin lebt die meiste des Jahres in einem ziemlichen hormonellen Nirvana. Der Anöstrus ist hormonell sehr ruhig und mit viel bis sechs Monaten sehr lang. Eine Kastration verändert die Hormonlage also nur für wenige Monate im Jahr. Da müssen keine Hormone her. Bei Rüden wollen die meisten wieder die Verhaltensänderung, die würden Hormone aber verhindern.

Katzen werden zwar sehr oft rollig, aber ohne Trächtigkeit geht das normalerweise nicht lange gut. Dann landen sie in der Dauerrolligkeit. Kater markieren, kämpfen und haben sehr große Reviere. Hormone würden also genau das auslösen, was die Kastration verhindern soll. Außerdem schützt das veränderte Temperament vor Infektionen mit so fiesen Sachen wie FIV.

Bei den meisten Nutztieren möchte man ebenfalls eine bessere Umgänglichkeit und leichtere Haltungsbedingungen erreichen. Das würde nicht funktionieren, wenn man danach Hormone gibt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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