Wofür schämt ihr euch am meisten?

Ich denke, jeder Mensch empfindet ab und an Scham. Der Grund hierfür kann unterschiedlich sein. Manche Menschen schämen sich vielleicht weil die Arbeitsleistung nicht perfekt ist. Andere schämen sich, wenn der Nachwuchs oder andere Familienmitglieder etwas peinliches sagen oder tun. Wieder andere schämen sich vielleicht für ihr Aussehen. Wofür schämt ihr euch persönlich am meisten und warum ist dies der Fall? Kann man an dieser Scham irgendwie arbeiten und in dem Sinne „abhärten“?

Kann ich so nicht sagen. Ich kann zwar auch nicht behaupten, dass mir nie etwas peinlich ist oder dass ich mich nie für etwas schäme, aber die ganz großen Themen sind eigentlich nicht dabei. Ich bin generell oft etwas geistesabwesend und/oder planlos, sodass es in der Öffentlichkeit bei mir schon mal vorkommt, dass der Pferdeschwanz nicht gerade sitzt oder dass ich vergesse, das Preisetikett von der Hose zu entfernen. Absolut banale Kleinigkeiten also, die außer mir sowieso kaum jemand bemerkt. Und dafür schäme ich mich auch nicht "am meisten", aber dafür regelmäßig, da kaum eine Woche vergeht, in der ich mich nicht irgendwie dumm anstelle.

Ich kann also von mir durchaus behaupten, dass das Gefühl der Peinlichkeit sich durch mein Leben zieht, aber ich kann kein Ereignis oder Erlebnis benennen, für das ich mich mehr schäme als für alles andere. Natürlich mache ich kleinere und größere Fehler, aber schambehaftet ist das für mich eigentlich nur in geringen Rahmen. Anders würde es vielleicht aussehen, wenn ich jemandem das Leben ruiniert hätte, aber derart spektakulär geht es in meinem Leben eindeutig nicht zu.

Wofür ich mich am meisten schäme? Da wir ja in einem relativ anonymen Forum sind und mich niemand hier persönlich kennt, kann ich es ja sagen. Ich schäme mich dafür, was mir als Kind passiert ist und das ich zu doof war als Kind zu erkennen, dass das was ein Familienmitglied mir angetan hat, nicht richtig war. Ich brauchte einige Wochen, ehe ich verstanden habe, das was der verwandte Mann mir antut, nicht normal ist und das dies niemand darf.

Erst dann habe ich meiner Mama was von dem Geschehenen gesagt und entsprechend konnte gehandelt werden. Ja, es ging bis zum Äußeren im Gefängnis usw. Dafür schäme ich mich schon, weil mir immer gesagt wurde, was Männer oder Menschen mit mir nicht machen dürfen und er hat das getan beziehungsweise in abgewandter Form, sodass er schlau angestellt hat, genau das Gegenteil, aber dennoch verbotenes zu tun.

Wofür ich mich eigentlich schäme? Gute Frage, kann ich nicht sagen. Ich habe dafür eigentlich keinen Grund, aber irgendwie ist das seit Kindheit an so, dass ich mich dafür schäme. Jeder sagt mir natürlich, inklusive meiner Freundin, die mit ihrer Kollegin meine Therapeutinnen sind, das ich mich nicht schämen muss, aber das dies wohl komplett normal ist.

Gleichzeitig gibt es auch 2 Parteien in der Familie, die mir natürlich damit auch zu verstehen geben, die Familie kaputt gemacht zu haben. Das hat als Kind schon gesessen, wenn dir liebe Menschen und Verwandte dann den Rücken kehren, weil ihr geliebter Partner im Knast ist. Das dieser mir sowas als Grundschulkind angetan hat, war denen vollkommen egal und ist es auch bis heute.

Das hat offenbar auch Spuren hinterlassen und deswegen hat sich als Kind das „Schämen“ und verzweifelt sein bis heute eingeprägt. Geschämt, was mir passiert ist und gleichzeitig auch geschämt, nichts und dann wieder doch was gesagt zu haben.

Man hat mir aber auch in der Familie jedenfalls 2 Parteien gut zu verstehen gegeben, dass ich automatisiert ihr Leben mit ruiniert habe. Heute, wenn wir uns sehen, gehe ich weiter. Selbst wenn diese Parteien Gespräche mit mir versuchen. Das kann ich ihnen nicht verziehen, weil sie mich das als Kind haben spüren lassen und meine Mutter auch!