Sterbehilfe in Deutschland denkbar?

vom 08.08.2016, 22:25 Uhr

Ich habe eben bereits in einem anderen Beitrag geschrieben, dass eine Teilnehmerin der paralympischen Spiele in Rio darüber nachdenkt, aufgrund von unerträglichen Schmerzen nach den Olympischen Spielen in Rio die aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Diese ist in ihrem Heimatland Belgien nämlich seit 2002 unter gewissen Voraussetzungen erlaubt.

Die aktive Sterbehilfe oder auch Tötung auf Verlangen genannt, ist in Belgien dann erlaubt, wenn drei Bedingungen erfüllt sind. Zunächst muss der Patient selbst um die aktive Sterbehilfe bitten. Zu diesem Zeitpunkt muss er voll zurechnungsfähig sowie bei Bewusstsein sein. Des Weiteren muss er die Bitte wiederholt freiwillig und ohne Druck von außen äußern. Drittens muss er sich in einer medizinisch ausweglosen Situation befinden, die ihm anhaltendes, unerträgliches körperliches oder psychisches Leid bereitet.

Haltet ihr, unter den genannten Voraussetzungen beziehungsweise Bedingungen, auch in Deutschland die Einführung eines Gesetzes zur Erlaubnis der aktiven Sterbehilfe für denkbar? Seid ihr soweit mit den Bedingungen dieses Gesetzes in Belgien einverstanden, oder meint ihr man könnte zur Einführung eines solchen Gesetzes in Deutschland noch weitere Bedingungen stellen, die erfüllt werden müssten?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde es mir sehr wünschen, dass Deutschland mal in diese Richtung einsehen hat. Selber habe ich schon so viele schlimme Qualen miterleben müssen bei Angehörigen, die einfach nicht gehen durften und nichts mehr vom Leben hatten. Es ist schlimm, dass man das Sterben und gerade das würdevolle Sterben in Deutschland verlernt hat. Es geht nur noch um Erhalt, das Wie ist dabei egal.

Ich hoffe wirklich, dass Sterbehilfe auch in Deutschland Einzug findet und das Deutsche nicht ins Ausland müssen um dort in Würde zu sterben. Wobei ich denke, dass die deutschen Politiker für dieses Thema leider zu uneinsichtig sind und es sicherlich in den nächsten Jahren keine Besserung geben wird.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das wird noch Jahre dauern oder auch nie kommen, bis hier ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wird. Denn niemand der werten Politiker möchte sein moralisches Wissen damit belasten, dass alleine aufgrund seiner Entscheidung nun ein anderer Mensch sich das Leben nehmen kann bzw. die aktive Sterbehilfe einfordern. Viele kommen sich dabei als Mittäter vor und somit ist das ein Thema, welches immer auf der langen Bank vor sich her geschoben wird.

Ich würde es mir wünschen, dass eine entsprechende Regelung gefunden wird. Was bislang existiert ist nicht wirklich rechtssicher, weder für die "helfenden" Personen noch für den Patienten selbst. Denn ein Arzt hat schon die Möglichkeit entsprechende Sterbehilfe zu leisten, allerdings darf das nicht aktiv geschehen. Macht er dabei nur einen kleinen Fehler oder ein wenig zu wenig, dann steht er direkt im Knast dafür und hat hinterher auch keine Zulassung mehr. Von daher wird das auch nur sehr selten erwähnt das es die Möglichkeit überhaupt gibt, sterben durch nur wenig Maßnahmen. Das steht halt wieder im Widerspruch mit der unterlassenen Hilfeleistung.

Daher kann ich auch jeden in der Situation verstehen, der sich nach einer Alternative umsieht und entsprechend in die Schweiz oder nach Belgien geht um es dort geschehen zu lassen. Was hier vor sich vegetiert als Kartoffel finde ich ebenfalls alles andere als toll und die wenigsten Patienten haben sich das selbst so gewünscht. Andere dürfen sich bis zum Ende mit starken Schmerzen quälen weil selbst die stärksten Schmerzmittel nicht mehr ausreichend sind. Was ist das denn für ein unwürdiges Leben und wieso darf man es nicht selbst entscheiden was mit einem passieren soll?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Es ist doch ein Witz, wenn den Personen empfohlen wird, in die Schweiz zu fahren. Da eine Bekannte von mir unheilbar an Krebs erkrankt ist, habe ich dies durch Zufall erfahren. Eine Ärztin hat ihr dies gesagt. Ich war zwar selber nicht mit dabei, aber bei solchen Sachen wird selten gelogen, zumal die Bekannte daran überhaupt nicht denken wollte.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich selbst arbeite im Krankenhaus und habe schon oft Fälle erlebt, wo sowohl die aktive als auch die passive Sterbehilfe angebracht gewesen wären. Ich habe mit vielen Patienten Kontakt gehabt, die unter ihrer Krankheit, meist Krebs, vor allem im Endstadium extrem viel gelitten haben und froh gewesen wären, wenn ihnen jemand das Leid erspart oder zumindestens verkürzt hätte. Grade dann, wenn klar ist, dass die meisten dieser Patienten sowieso in den nächsten Tagen oder Stunden versterben und bis dahin nur unendliches Leid erfahren.

In solchen Fällen wäre die Sterbehilfe angebracht gewesen. Die Patienten, die sie in Anspruch nehmen wollen, müssen oftmals den anstrengenden Weg ins Ausland auf sich nehmen, wenn es soweit ist. Das Problem ist jedoch, dass viele Menschen es gar nicht mehr können, weil es ihnen dann, wenn sie bereit sind zu gehen und sie ihr Schicksal akzeptiert haben, meist schon so schlecht geht, dass sie nicht mehr transportfähig sind und auf der Fahrt sterben würden.

Ich bin dafür, dass die Sterbehilfe in Deutschland eingesetzt werden darf (zumindest die passive). Jeder Mensch hat ein Recht darauf, in Würde zu sterben und vor allem zu entscheiden, wann und wie er stirbt. Was ist es noch für ein Leben, wenn man den ganzen Tag unbeschreibliche Schmerzen leidet, es einem sehr schlecht geht und man komplett gepflegt werden muss? Für viele Menschen ist genau das die Hölle auf Erden und das Sterben eine wahre Erlösung.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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