Werden Vorwürfe sexueller Übergriffe immer skurriler?
Aktuell überschlagen sich ja die Vorwürfe oder auch Anzeigen wegen angeblich sexueller Übergriffe vornehmlich aus den USA. Aber langsam scheinen mir derartige Vorwürfe ja langsam zum Volkssport auszuarten. Denn was da an sexuellen Übergriffen angeführt wird, da kann man ja wirklich nur den Kopf schütteln. Da wird ein ans Knie oder Po fassen zur Anzeige gebracht, was teilweise aber schon Jahrzehnte zurückliegt. Was haltet ihr denn von derartigen Vorwürfen? Glaubt ihr dass da jemals etwas rauskommt und wie würdet ihr als RichterIn solch einer Anzeige oder Klage nachgehen?
Ich finde es grundsätzlich gut, dass das Thema in den Fokus geraten ist. Auf der anderen Seite mutiert das Ganze allerdings auch zur Hexenjagd. Mich nervt da beispielsweise in Hollywood, dass da die ganzen alteingesessenen Superstars und Mega-Promis auf einmal völlig entrüstet ihre Meinung heraus posaunen. Da sind genug bei, die schon vor Jahren ihren Bekanntheitsgrad und ihre Kohle hätten nutzen und etwas dagegen tun können. Das finde ich teils völlig scheinheilig. Genauso wie jene, die nun hier schreien, weil sie sich da was an Geld oder Presse erwarten, um ihre eigene Karriere zu pushen.
Volkssport als Bezeichnung trifft es da gut. Ich möchte da ehrlich nicht als Richter sitzen und das Ganze auseinander filtern müssen. Wahrscheinlich wird es Verjährungsfristen geben. Das dürfte schon hilfreich sein, was die juristischen Prozesse betrifft. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass einiges an die Öffentlichkeit gezerrt wird, weil vorher die Zahlung bestimmter Geldleistungen nicht erfolgt sind. Da wird mit Sicherheit auch das Thema Erpressung zur Verhandlung kommen.
Schon mal überlegt warum solche Vorfälle nicht direkt angezeigt wurden? Weil die Opfer sich meistens in einer schwächeren Position befunden haben und von den Tätern abhängig waren natürlich. Und weil Opfern von sexuellen Übergriffen auch nicht unbedingt geglaubt wird. Inzwischen hat sich das zum Glück geändert, aber auch bei der aktuellen Debatte wird vielen Frauen unterstellt, dass sie lügen würden oder wie du es ausdrückst, dass ihre Vorwürfe "skurril" wären.
Ich finde es geradezu zynisch hier von "Volkssport" zu sprechen. Wenn überhaupt dann kann man diesen Vorwurf wohl den Tätern machen, die jahrzehntelang mit sexuellen Belästigungen durch gekommen sind und deshalb überhaupt keinen Anlass zu einer Verhaltensänderung hatten.
Ich bin da sehr zwiegespalten. Ich finde es schon skurril, dass, wenn eine behauptet sexuell missbraucht worden sein, dann kommen auf einmal zig andere aus ihren Löchern und behaupten das Gleiche. Dass damit auch schon viele zu Unrecht beschuldigt wurden ist auch nicht wieder gut zu machen für den betroffenen Menschen, der zu Unrecht verdächtigt wird. Und warum kommen so viele erst nach Jahrzehnten und behaupten sexuell missbraucht worden zu sein? Sicher ist es nicht einfach darüber zu reden. Aber warum teilweise so lange warten, bis der Beschuldigte sich kaum noch verteidigen kann, weil er schon zu alt ist und oftmals nicht mal der Beschuldigung folgen kann oder auch schon tot ist wie bei den Beschuldigungen in den Kinderheimen.
Das finde ich dann schon ein wenig kurios und kann das auch nicht nachvollziehen. Ich kenne zwei Fälle, wo in dem einen Fall ein junges Mädchen (15 oder 16) behauptet hat, dass ihr Stiefvater sie angefasst hat und sexuell missbraucht hat. Der Stiefvater hat erst mal durch diese Beschuldigung seine Arbeit verloren, weil er Lehrer gewesen ist. Dann hat er seine Frau verloren, die der Tochter geglaubt hat. Hinterher kam heraus, dass die Tochter eifersüchtig war und die Mutter nicht mit einem Mann teilen wollte. Der Mann ist beruflich ruiniert, weil immer was hängen bleibt und die Frau hat er verloren, weil er nicht verzeihen kann, dass sie ihm so was zugetraut hat.
Dann kenne ich einen Fall, wo eine Junge behauptet hat, dass seine Lehrerin ihn bedrängt hat. Der Junge war 12 Jahre alt und wie sich hinterher herausstellte, war es einfach eine Mutprobe die irgendwelche Jungs von ihm verlangt haben um eben mit in der Gruppe sein zu dürfen. Die Lehrerin musste die Schule wechseln, weil eben auch da was hängen geblieben ist.
Jeder kennt wohl den Fall Kachelmann, wo auch behauptet wurde, dass er vergewaltigt und sexuell misshandelt hat. Er wurde frei gesprochen ist aber beruflich ruiniert. Das alles lässt mich schon an Aussagen zweifeln, die eben Jahre nach den angeblichen Übergriffen kommen und trotz gesetzlicher Verjährung von der Presse breit getreten wird und Existenzen ruiniert.
Für die, die wirklich missbraucht und sexuell misshandelt wurden ist das fatal. Aber ich glaube grundsätzlich nicht alles, was in der Presse über solche Missbrauchsfällen gesagt wird.
Es ist schon ein wenig schäbig, Opfer so zu betiteln, als sei es bald ein „Volkssport“. Das ist nicht die einfachste Lösung, aber ich möchte nicht behaupten, dass ich nicht weiß, was manche damit meinen. Das hier niemand bewusst Opfer diffamieren möchte, sie der Lüge bezichtigen möchte oder sie als „Volkssport“ einordnen möchte, glaube ich schon, aber es kommt manch einem eben so vor.
Das Problem ist, manchmal passiert es einfach, dass es eine gewisse Kettenreaktion von Opfern einer Person gibt. Wie bei Harvey Weinstein, Kevin Spacey und zwei weiteren Ressigeuren/Produzenten. Eben zum Beispiel der Ben Rantner, der auch für Rush Hour mit Jackie Chan verantwortlich ist. Doch auch im Europaparlament wurde deutlich, die Frauen sind auch schon Opfer derartiger sexueller Anfeindungen, Übergriffe und mehr geworden.
Das Diamante es seltsam findet, dass dann alle aus den Löchern kommen und oftmals mit verjährten Taten ändert aber unter anderem nichts daran, dass es nicht passiert sein kann. Es ist eben der Mut zu sprechen, wenn auch andere sprechen. Bei den aktuellen Fällen aus den Medien soll man bitte genauer schauen, welche Positionen diese Menschen haben. Geld, hoher Reichtum, Macht, politische Freunde bis zu Präsidenten. Da spricht man als junge Schauspielerin nicht.
Zumal Weinstein als Beispiel auch einigen die Karriere schon kaputt gemacht hat und wie sich ja jetzt herausstellt, gab es genug Mitwisser, die einfach nur wie Quentin Terrentino geschwiegen haben. Man muss also aufpassen, ob man sagt, Volkssport, Lügen oder doch Wahrheit.
Es gibt schnell Kettenreaktionen, dass man sich dann auch meldet, wenn etwas passiert ist. Denn zusammen sind sie stark und alleine eben nicht immer. Sie geben sich gegenseitig Kraft und mehr.
Deswegen immer skurriler werdende Anzeigen beurteilen wie am „Po fassen“ etc. finde ich auch eher zynisch. Mir hat auch keiner am Arsch zu grabschen. Das gibt jedoch von mir eine schallende Ohrfeige, aber gut ist. Doch alles andere, was derzeit zum Beispiel in Hollywood passiert, wurde Zeit, denn es ist nicht erst seit gestern so, dass dies weltweit passiert und damit eben die Kettenreaktion überall ausgelöst hat.
Ich finde es gut, seid mutig und stark. Natürlich nur all jene, denen das passiert ist. Da wird es jetzt sicherlich die eine oder andere Tussi geben, die das für sich lügenhaft nutzt, aber das wird auch schnell rauszufinden sein.
Diamante hat geschrieben:Dann kenne ich einen Fall (...)
Das berühmte Totschlagargument mal wieder, das bei jeder anderen Straftat völlig absurd wäre und deshalb gar nicht erst in den Mund genommen wird. Dabei sind bei anderen Straftaten falsche Anzeigen viel häufiger.
Weißt du wie viele Fälle von Versicherungsbetrug es jedes Jahr gibt? Bist du deshalb grundsätzlich skeptisch wenn jemand bestohlen wurde, wenn sein Auto beschädigt wurde oder wenn bei ihm eingebrochen wurde?
Oder ist das für dich etwas anderes, weil man als Opfer einer Sachbeschädigung von der Tat in der Regel nicht so traumatisiert ist, dass man sie Jahrzehnte lang völlig verdrängt und erst sehr spät die Kraft findet darüber zu sprechen?
@Cloudy24, ich persönlich finde, dass der Vergleich mit Diebstahl einfach hinkt. Man muss bedenken, dass im Falle einer falschen Verdächtigung die Existenz des mutmaßlichen Täters vernichtet ist. Denn wer will schon mit einem Sexualstraftäter was zu tun haben und selbst, wenn die Unschuld bewiesen ist, bleibt immer was hängen. Siehe Kachelmann, der nie wieder an seinen Erfolg als Metereologe anknüpfen und weitermachen kann. Er hat sich seither verkrochen und macht noch Radiowetter.
Lehrer, die falsch verdächtigt werden, können nie wieder ohne Vorurteil in einer Schule arbeiten. Wenn irgendwo wieder ein Gerücht aufkommt, ist die Hexenjagd eröffnet. Bei keiner anderen Straftat hängt soviel Existenz dran wie bei der Verdächtigung, dass ein sexueller Missbrauch im Raume steht.
Weißt du wie viele Fälle von Versicherungsbetrug es jedes Jahr gibt? Bist du deshalb grundsätzlich skeptisch wenn jemand bestohlen wurde, wenn sein Auto beschädigt wurde oder wenn bei ihm eingebrochen wurde?
Soweit ich weiß, sind Versicherungen da teilweise sogar sehr skeptisch und forschen nach, wenn es sich um größere Summen handelt. Also ja, da wird noch mehr nachgeschaut. Und da hat der eventuelle Täter nicht so eine Image-Schaden. An Diamantes Beispiel von Kachelmann sieht man es ja sehr gut, dessen Karriere ist weitgehend vorbei und er wird nie mehr an die alten Erfolge anknüpfen können.
Ich finde an den Po fassen ist auch so ein Beispiel. Genau genommen ist das sexuelle Belästigung, aber warum kann man da nicht einfach dem anderen eine kleben und gut? Warum das zig Jahre mit sich herumtragen und dann irgendwann online schreiben? Ok, man kann in eine schwächeren Position sein. Aber das betrifft ja nicht nur Frauen.
Genauso wäre man auch in einer schwächeren Position wenn man beispielsweise mit seinem Chef charakterlich nicht klar kommt und auf Arbeit gemobbt wird usw. Aber man ist nicht wehrlos, man kann gehen, auch wenn man dann vielleicht die Stelle aufgeben muss. Deswegen verhungert man aber nicht, sondern wird was anderes finden.
Ich finde es ehrlich gesagt absolut nachvollziehbar, dass man sich nicht sofort traut, etwas zu sagen, wenn die ganze Kariere an so einem Typen hängt. Was will man denn machen? Klar, ein an den Po fassen ist vielleicht nicht so schlimm, wie ein an die Brust grapschen, aber es macht ja dennoch etwas mit einem.
Man fühlt sich klein, so als ob man ausgeliefert ist und gerade, wenn da ein Mann vor dir steht der über deinen Sieg oder Niederlage entscheidet macht man das vielleicht mit. Wie soll man so einen auch anzeigen? Eine scheuern ist ja nett gesagt, aber würde man das wirklich? Ich denke nicht, denn letztendlich macht man so etwas wie sich für Rollen bewerben nicht ohne Grund und wenn man dann schon mal einen Fuß in der Tür hat, wird man diesen nicht entfernen, weil man mal an den Po gefasst wurde, was einen aber unter Umständen psychisch belastet, weil es ja nicht nur das grapschen ist, sondern das was da mitschwingt, dieses "Eigentlich kann er jetzt alles mit mir machen, weil ich mich nicht wehren kann." Das macht Angst und man schämt sich.
Deswegen bin ich nicht genervt, sondern bewundere jede Frau oder auch jeden Mann, die sich nun melden. Man hat ja auch nicht nur diese Sachen zu Tage gebracht, sondern nun werden viele Geschichten erzählt, weil selbst Stars so etwas erlebt haben. Das ist doch ein guter Trend, wie man davon genervt sein kann erschließt sich mir nicht, denn es sind Schicksale, die dahinter stehen.
Wie schlimm man einen Übergriff wahrnimmt hängt ja auch von der eigenen Psyche ab. Ich will jetzt nicht persönlich werden, aber hier haben sicherlich auch schon einige Dinge mit sich machen lassen, die sie nicht wollten und sich nicht sofort gewehrt.
Ich kann mir schon vorstellen, dass es da Personen gibt, die sich einfach mal unangemessen benommen haben, aber aufgrund einer Machtposition da relativ lange ihre Gewohnheiten pflegen konnten, ohne dass jemand damit an die Öffentlichkeit ging. Ob das jetzt im Fall von diesem Regisseur so war oder nicht würde ich als Außenstehender nicht beurteilen wollen.
Aber wenn jemand seine Machtposition zum Beispiel als Arbeitgeber so ausnützt, dass er reihenweise Frauen betatscht, oder noch mehr belästigt oder gar missbraucht. das ist einfach unmoralisch und sollte nicht toleriert werden. Und ich denke, ein großer Teil von Frauen und jungen Mädchen hat so eine ähnliche Situation schon mal erlebt. Es ist einfach unangenehm.
Ich kann mir schon vorstellen, dass man über so einen Vorfall lange schweigt, weil man lieber die Demütigung hin nimmt, statt zu riskieren seinen Lebensunterhalt zu verlieren, wenn man als Schauspieler bei so jemandem um eine Rolle vorspricht. Das macht so eine Situation ja besonders verwerflich, weil man schon eine gehörige Portion Mut braucht, um sich als erster zu wehren oder zu outen.
Wenn man beispielsweise vergleicht, welche Aussagen Trump gemacht hat, was er sich alles an unangemessenem Verhalten Frauen gegenüber heraus nehmen kann, nur weil er reich, berühmt und einflussreich ist, halte ich es für nicht unwahrscheinlich dass er nicht der einzige ist, der so denkt. Und wiederum kenne ich auch genügend Frauen, die schon mal unangemessen oder übergriffig von Frauen behandelt wurden und das nicht mal angezeigt haben.
Einfach mal weil so etwas nicht so einfach zu beweisen ist und gar nicht so selten. Und klar kann ich jemandem eine Ohrfeige geben, der mir ans Knie fasst. Aber warum sollte ich als Frau das hinnehmen müssen? Ich finde es schon gut, wenn solches Tätscheln auch endlich mal als unangemessen gilt. Warum muss zum Beispiel ein Chef, ein Lehrer, ein Ausbilder einer Mitarbeiterin oder Schülerin oder der Auszubildenden in sexueller Absicht irgendwo an den Körper fassen ohne zu fragen? Nur weil es so alltäglich ist, wird es doch dadurch nicht besser?
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