Angst vor dem gläsernen Patienten unbegründet?

vom 01.11.2017, 19:21 Uhr

Eine Bekannte von mir ist der Ansicht, dass es viel einfacher wäre, wenn man die Krankengeschichte eines Patienten sowie dessen Medikamentenverbrauch auf einem Rechner abspeichern müsste, der für Ärzte zugänglich ist. Man bräuchte dann nur noch Freistellungen einzugeben und jeder Arzt könnte das sehen, was er sehen soll.

Angst vor einem gläsernen Patienten bräuchte man laut Ansicht meiner Bekannten nicht zu haben, denn Ärzte hätten ja Schweigepflicht und es gäbe ja auch Gesetze, welche Datenmissbrauch verhindern würden. Könnt ihr die Denkweise meiner Bekannten nachvollziehen? Es existiert ja auch zunehmend die Angst, dass die Bürger immer gläserner werden. Meint ihr auch, dass man als gläserner Patient da weniger Angst haben muss, weil die Ärzte ja Schweigepflicht haben oder findet ihr das ziemlich naiv gedacht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Sicherlich wäre das ein großes Thema für den Datenschutz, aber wie du schon sagst haben ja Ärzte eine Schweigepflicht und ich bin der Meinung das es einfach viele Behandlungen und Untersuchungen vereinfachen würde, wenn jeder Arzt deutschlandweit Zugriff auf ein einheitliches Netzwerk hätte.

So ruft man sich einfach nur den Patienten auf und kann sich sämtliche Gutachten und Berichte anschauen ohne das es immer extra angefordert werden muss oder der Patient vielleicht alles mitbringen muss. Gerade bei so Sachen wie Röntgenbilder oder CT-Bilder, MRT-Aufnahmen ist es angebracht, denn das haben die wenigsten Patienten immer bei sich.

Solche Sachen sind ja meist auf CD gebrannt. Es wäre natürlich erstmal ein logistisch großer Aufwand diese Daten alle einzupflegen, aber wenn man das erst mal erledigt hat, haben beide Seiten nur Vorteile. Bin so wie so der Meinung das man gleich nach der Geburt seinen genetischen Fingerabdruck abgeben sollte.

So hätte man von jedem Menschen die DNA und kann gerade in krimineller Hinsicht viel schneller reagieren und handeln. Und wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, der braucht ja auch keine Angst haben. :D

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Kobe hat geschrieben:Solche Sachen sind ja meist auf CD gebrannt. Es wäre natürlich erstmal ein logistisch großer Aufwand diese Daten alle einzupflegen, aber wenn man das erst mal erledigt hat, haben beide Seiten nur Vorteile.

Echt? Das hat für beide Seiten nur Vorteile? Und welche Vorteile habe ich, wenn meine Gesundheitsdaten oder gar meine DNA Hackern in die Hände fallen? Eine private Krankenversicherung oder eine Lebensversicherung kann ich mir dann knicken. So manch Arbeitgeber wird mich dann nicht einstellen und so weiter. Dafür würde ich mit Angeboten, die zu meinem Zustand passen, überschwemmt. Das würde mich dann aber richtig freuen!

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Das Problem sind doch nicht die Ärzte. Auf meine Daten, die hier an der Uniklinik gespeichert sind, haben ziemlich viele Ärzte Zugang wenn sie sich vorher die Genehmigung geben lassen. Das gilt auch für die niedergelassenen Ärzte, die eine entsprechenden Kooperation haben. Das halte ich für unproblematisch.

Aber digitale Daten sind angreifbar. Selbst wenn die digitalen Akten genauso gut gesichert sind wie die Papierakten ist die Gefahr bei den digitalen Akten größer, weil es einfacher ist sie zu entwenden. Du kannst heute mit den Patientenakten einer kompletten Klinik auf einer Festplatte in der Hosentasche aus dem Gebäude spazieren. Früher hättest du dafür ein Umzugsunternehmen samt LKW gebraucht.

Kobe hat geschrieben:So hätte man von jedem Menschen die DNA und kann gerade in krimineller Hinsicht viel schneller reagieren und handeln. Und wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, der braucht ja auch keine Angst haben. :D

Immer wenn dieses dumme Argument in den Raum geworfen wird frage ich mich, ob sich die, die das immer so fleißig nachplappern, eigentlich noch nie gefragt haben, was diese Totalüberwachung für Konsequenzen haben könnte.

Man verteilt tatsächlich relativ viel von seiner DNA ohne es zu merken. Du sitzt im Bus, verlierst ein Haar, der nächste setzt sich auf den Sitz, das Haar landet an seiner Jacke, er geht damit nach Hause und das Haar landet auf seinem Boden als er die Jacke aufhängt. Am nächsten Tag wird er tot aufgefunden und jetzt rate Mal wessen DNA man am Tatort findet? Deine.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich will nicht, dass jeder Arzt die Daten der anderen Behandler hat, da sind auch Dinge dabei, die niemand wissen soll und wo mich ein eventueller Arzt dann vielleicht danach fragen würde und mich in eine komische Situation bringt. Beispielsweise wenn man mehrfach den Arzt gewechselt hat, weil man mit dem vorhergehenden nicht aus kam, dann wüsste der nächste Arzt das ja anhand der gespeicherten Daten und das soll er nicht wissen. Ich finde, das geht den Arzt nichts an, was bei einem vorhergehenden Arzt gewesen ist, außer ich will das mitteilen. Genauso wie ich nicht wöllte, dass ein Arzt weiß, wenn ich mir woanders eine Zweitmeinung geholt habe. Das ist alles meine Privatsache.

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