Positives vom Tag notieren als schwierig empfinden?

vom 24.10.2017, 09:16 Uhr

Eine Freundin die unter Depressionen leidet, soll nun täglich abends überlegen, was sich an sich selbst an diesem Tag positiv empfunden hat. Der Psychologe, bei dem sie in Therapie ist, meint wohl, dass die zu negativ eingestellt ist, auch was ihre Person betrifft.

Meine Freundin versucht nun auch täglich diese Aufgabe zu erfüllen, aber sie meinte, dass es ihr doch schwerer fällt als sie dachte. Sie hätte angenommen, dass sie diese Aufgabe leicht erfüllen könnte, weil es eben nur 3 positive Dinge wären. Aber an manchen Tagen würde ich nicht mal eine positive Sache eingefallen.

Meint ihr, dass diese Aufgabe doch unterschätzt wird? Habt ihr selbst mal versucht, täglich 3 positive Dinge aufzuschreiben, die euch betreffen? Würde euch das schwer fallen? Oder hättet ihr damit eher keine Probleme?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke, dass diese Aufgabe einen dazu zwingen soll, tatsächlich auch mal auf die ganz kleinen positiven Dinge zu achten und das Glück sozusagen im Detail zu finden. Gleichzeitig muss man eben lernen darauf bewusst zu achten und sich eben abends daran zu erinnern. Gerade weil man das Positive eher verdrängt und eher die nervigen Dinge erinnert. Ich glaube, da muss man sich wirklich erst einmal zurücknehmen und sich drauf einlassen. Wenn man depressiv ist, wird diese Aufgabe mit Sicherheit nicht leichter.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde die Methode ganz interessant, die sich der Therapeut da überlegt hat, um seinen Patienten zu helfen. Ob es tatsächlich den gewünschten Erfolg bringt, weiß ich nicht, schließlich kann eine Depression auch neurologische Ursachen haben und nicht zwangsläufig psychische. Aber ein Versuch ist es wert denke ich. Mich würde mal interessieren, ob das auf die Dauer wirklich funktioniert, wenn man es wirklich schaffen sollte, immer drei positive Aspekte pro Tag zu notieren. Also ob sich eine Depression davon langfristig mildern lässt, sollte sie psychische Ursachen haben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es unmittelbar einleuchtend, dass ein Mensch, der unter Depressionen leidet, größere Schwierigkeiten hat, die positiven Dinge im Leben wahrzunehmen und zu schätzen als ein Mensch ohne psychische Probleme. Deswegen kann die Aufgabe für den einen schier unüberwindlich schwer erscheinen, für den anderen dagegen als Kinkerlitzchen, da dessen Gehirn ihm nicht einredet, dass alles Mist ist und sich nie etwas daran ändern wird.

Ich kann auch verstehen, dass aus welchen Gründen auch immer chronisch niedergeschlagene Menschen nicht zwangsläufig den Sinn einer solchen Übung erkennen. Wenn man sein Leben hasst und quasi mit der Nase darauf gestoßen wird, dass es doch etwas Positives sei, dass der Kaffee am Morgen schön heiß war, kommt einem das ganze Blabla doch völlig aufgesetzt und unrealistisch vor, weil man völlig vergessen hat, dass sich manche Menschen wirklich über den heißen Kaffee freuen, während man selber es gerade so aus dem Bett geschafft hat, ohne zu weinen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es gerade diese scheinbar übersimplen Übungen sind, die dem Gehirn alternative Denkwege aufzeigen können, wenn man sie nur lange genug betreibt.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Meine Erfahrung mit einer App zum Thema Achtsamkeit ist, dass man das total gut trainieren kann und, dass man es irgendwann total einfach findet. Am Anfang denkst du, dein Tag war so mittelmäßig, ohne große Höhen und Tiefen. Was soll man da aufschreiben?

Dann beginnst du über die kleinen Dinge nachzudenken. Die Sonne in der Mittagspause, den leckeren neuen Tee, die Frau, die dich an der Kasse vor gelassen hat und so weiter. Das führt dazu, dass du diese Dinge im Alltag irgendwann viel bewusster wahr nimmst und dann kannst du sie natürlich auch auf Kommando abrufen und musst gar nicht mehr lange nachdenken.

Ob das in deinem Fall hilft weiß ich natürlich nicht, aber es ist auf jeden Fall eine gute Übung die hilft, bewusster durchs Leben zu gehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich kann mir vorstellen, dass es für einen schwer ist eine solche Aufgabe zu erfüllen, wenn man unter dieser Art von Erkrankung leidet. Meist ist es ja so, dass genau das das Problem ist - dass man die positiven Dinge nicht mehr sieht. Indem man sie aufschreibt, soll man sich selbst bewusster machen, dass das Leben vielleicht doch gar nicht so schlecht ist und so duster, wie es manchmal wirkt und erscheint. Dementsprechend ist es ganz gut, wenn man sich noch mal durchliest, was einem über den Tag hinweg gutes passiert ist und es so noch mehr realisiert.

Jedoch wäre es vielleicht leichter, wenn sie die Dinge sofort aufschreibt, sobald sie sie erlebt hat. Abends kann es der Fall sein, dass man es (krankheitsbedingt) bereits verdrängt hat und sich abends nicht mehr daran erinnern kann. Vielleicht wäre es gut, wenn sie manche Sachen also sofort aufschreibt und sie sich abends nur noch mal durchliest. So wird sie trotzdem an das Positive erinnert, aber es fällt ihr vielleicht leichter, ausreichend Dinge und Ereignisse zusammen zu bekommen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, dass die Menschen eben depressiv sind, weil sie solche guten Dinge im Alltag nicht sehen. Deshalb glaube ich auch, dass sie darum in eine Depression verfallen. Wenn sie das Positive sehen könnten, wären sie ja nicht depressiv. Das liegt aber nicht daran, dass sie es nicht sehen, sondern dass im Gehirn selber etwas nicht stimmt, aufgrund gewisser Botenstoffe etc.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 30.10.2017, 00:52, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich finde diese Taktik auch gut und kann es mir vorstellen, dass es einem nicht leicht fällt, wenn man eben zu sehr an negativen Gedanken festhält. Darum denke ich auch, dass es darum geht, dass man auch die positiven Dinge sieht und beachtet, auch wenn sie noch so klein sind. Ich habe eben mal nachgedacht und hätte kein Problem damit, mindestens drei positive Dinge vom Tag zu notieren.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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