Werden Deutsche mit Migrationshintergrund diskriminiert?
Wenn ich in diesem Kontext von "Deutschen" spreche, meine ich keine türkischen Migranten, die hier irgendwann die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt haben. Ich meine wirklich die "Biodeutschen", wenn man das so nennen kann. Mir war durchaus bekannt, dass manche Mitbürger wegen ausländisch klingender Namen oder wegen südländischem Aussehen es mitunter ziemlich schwer haben bei der Jobsuche oder Wohnungssuche. Sogar dann, wenn die deutsche Staatsangehörigkeit theoretisch vorhanden ist. Um diese Gruppe geht es mir hierbei aber nicht.
In anderen Beiträgen schrieb ich ja schon von A, deren Bewerbung für ein Schulpraktikum bei einer deutschen Behörde abgelehnt worden ist, weil die Eltern Migranten sind. Komisch finde ich nur, dass As Familie zu den Biodeutschen zählt, nur dass die Großeltern eben im Ausland gearbeitet haben und As Eltern dadurch im Ausland geboren worden sind. Weder den Vor- oder Nachnamen merkt man an, dass die Familie Migrationshintergrund hat, auch der täglichen Sprache nicht. Daher finde ich es schon krass, dass As Bewerbung abgelehnt worden ist mit der Begründung, dass keine Migranten genommen würden.
Ein Bekannter von mir ist in Südamerika geboren worden, weil seine Eltern Jobs hatten, wo man viel reisen musste. Aber ob dieser dadurch irgendwelche Nachteile hatte, habe ich ihn nie gefragt. Was meint ihr dazu? Haben mittlerweile sogar "Biodeutsche" mit Migrationshintergrund Nachteile und werden diskriminiert oder ist A ein Einzelfall?
Im Regelfall wird die Herkunft eines Menschen über die Staatsangehörigkeit definiert. Und die hat nun einmal nur bedingt mit der biologischen Abstammung zu tun. Der Bekannte mit den im Auslang geborenen Eltern müsste keinen Migrationshintergund haben. Die Großeltern hätten für seine Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen können. Und die Eltern wiederum hätten das für das eigene Kind tun können. Dann gäbe es keinen Migrationshintergrund, sondern der Mensch wäre ein Deutscher mit einem Geburtsort im Ausland.
Sonst würde man ja auch davon ausgehen, dass Donald Trump kein Amerikaner ist, sondern wir einen Deutsch-Schotten vor uns haben. Es kommt halt darauf an, ob man sich kümmert. Sandra Bullock hatte bis zur Volljährigkeit die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft, jetzt hat sie seit einigen Jahren wieder beide. Kirsten Dunst ist auch deutsch und amerikanisch. Wenn man sich kümmert, dann funktioniert das. Ob man dann allerdings als Deutsch empfunden wird, das hängt von ganz anderen Faktoren ab.
Von mir im Ausland geborene deutsche Freunde werden einfach als deutsch empfunden. Deutscher oder zumindest unauffälliger Name, westeuropäische Optik und Sprache ohne Akzent reichen. Dagegen wird so ziemlich jeder Mensch mit dunkler Hautfarbe nicht als Deutsch eingestuft. Dessen Familie kann schon seit 500 Jahren hier leben, interessant sind immer noch seine Wurzeln irgendwo in Afrika. Ich dagegen habe viel näher liegende französische Wurzeln, aber die sieht man nicht und deshalb gibt es sie auch im Bewusstsein der anderen nicht. Das gilt selbst für die Teile der Familie, die noch einen deutlich französischen Namen tragen.
Täubchen hat geschrieben: Daher finde ich es schon krass, dass As Bewerbung abgelehnt worden ist mit der Begründung, dass keine Migranten genommen würden.
Hast du dir die Antworten von Sorea und mir in den anderen Threads mal durchgelesen? Wenn nein, dann solltest du das mal schleunigst nachholen. Wenn ja und du hast etwas nicht verstanden, dann kannst du Fragen stellen, anstatt hier einen Thread nach dem anderen mit der Diskriminierungskeule aufzumachen.
Es geht hier immer noch um einen speziellen Fall, bei einer Behörde, mit einer Sicherheitsstufe und das für ein Schülerpraktikum von drei Wochen. Die Angaben zu den Eltern sind in diesem Fall zwingend erforderlich, egal ob bei einem Deutschen, einem Migranten oder jemand mit ausländischem Pass. Egal ob für ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine dauerhafte Anstellung. Bei einer Sicherheitsstufe müssen Risiken ausgeschlossen werden und diese schließt man generell mit zusätzlichen Angaben schneller aus. Nur für ein Schülerpraktikum kann man sich nicht die Mühe machen und Zeit eines Mitarbeiters und Geld der Steuerzahler zu investieren, um alle Angaben zu prüfen, zu verifizieren. Da muss schlichtweg schneller entschieden werden und da gibt es nun einmal auch Auswahlkriterien, die unfair anmuten.
Aber sei dir gewiss, wenn der Vater ein Stasi Mitglied gewesen ist, dann fliegt auch der Deutsche für das Schülerpraktikum raus. Der Unterschied ist nur, das die Behörde da schnell selber nachschaut in ihren vorliegenden Daten. Bei jemandem mit Vorfahren, die im Ausland geboren sind, ist das nicht so schnell und kostengünstig erledigt, weil die Daten nicht in Deutschland vorliegen und zu prüfen sind.
Daraus eine allgemein gültige Aussage oder Frage zur Diskriminierung zu treffen, zeigt die nicht vorhandene Differenzierung von verschiedenen Situationen und Anforderungen.
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