Nur Gutverdiener den Soli zahlen lassen?

vom 01.11.2017, 20:40 Uhr

Ich habe kürzlich einen sehr interessanten Vorschlag von einem Autor gelesen. Dieser Autor regte sich sehr über den Solidaritätszuschlag auf und forderte dann in seinem Artikel, dass nur Gutverdiener den Soli zahlen sollten und dass man die Geringverdiener davon verschonen sollte. Was meint ihr dazu? Würdet ihr so einen Vorschlag begrüßen und auch umsetzen wollen? Wäre das überhaupt mit dem Grundgesetz vereinbar oder eher nicht? Wird sich so eine Idee überhaupt durchsetzen oder ist das vollkommen realitätsfern?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dämliche Aussage und zeigt auch mal wieder, dass man sich nicht mit dem Thema befasst hat. Steuern sind grundsätzlich verbindlich für jedermann. Da kann ich nicht einfach hingehen und sagen, dass nur der eine das zu zahlen hat ein anderer aber auch nicht. Wo willst du den Gutverdiener auch festmachen an welcher Summe? Nettolohn was im Monat verdient wird, Jahreseinkommen und welche Einkünfte willst du dazu nehmen? Denn der Soli den betrifft schon jetzt nicht jedermann, sondern nur die natürlichen Personen die Einkommenssteuer bezahlen. Unternehmen mit Körperschaftssteuer sind da gar nicht davon betroffen.

Sprich dann müsstest du schon mal das komplette Gesetz mit der Definition ändern was Steuern sind, wer diese zu zahlen hat und was ein Steuerpflichtiger ist. Denn generell ist jeder dazu verpflichtet, der seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat und eine natürliche Person ist. Das Alter und die Einkünfte spielen hier noch gar keine Rolle, generell erst einmal jeder. Erst wenn man weiter schaut, dann wird dort aufgeteilt was alles Entlastungsbeiträge sind und wie diese geltend gemacht werden an anderen Stellen. Jemand ohne Einkommen z.B. eine Hausfrau, die zahlt auch jetzt schon keinen Soli oder auch das minderjährige Kind welches ein Haus vererbt bekommen hat und nur Mieteinkünfte hat. Einfach da der Soli dort nicht anfällt, sondern nur bei anderen Einkommensarten.

So nun willst du im Endeffekt all die Menschen bestrafen die das zahlen sollen, die nicht Selbstständiger Arbeit nachgehen und die die gesetzliche Rente beziehen. Alle anderen sind davon nämlich schon mal gar nicht betroffen und damit hat man auch den Löwenanteil eingefangen. Weiter wie willst du differenzieren? Wenn jemand nur 1000 Euro verdient in seinem angestellten Job, aber nebenbei noch 20.000 Euro jeden Monat aus Vermietung und Verpachtung erzielt, ist er dann ein Gutverdiener oder nicht? Geht man nur von den §19 Einkünften aus, dann ist er das eher nicht und müsste da nicht zahlen, obwohl er ansonsten mehr als genug Einnahmen im Monat hat.

Um Geringverdiener zu entlasten gibt es die Entlastungsbeiträge die angesetzt werden. Darunter z.B. der Altersentlastungsbeitrag den Menschen ab dem 64. Lebensjahr bekommen der allerdings bis 2040 auch komplett aufgehoben sein wird und aktuell jedes Jahr um 0,8% abgesenkt wird. Versorgungsbezüge ebenfalls mit den Freibeträgen, bis 2040 sind diese ebenfalls abgeschafft. Was dann noch machbar ist, sind die Entlastungsbeiträge für Alleinerziehende. Bevor man also anfängt mit dem abschaffen von Soli und Co, sollte man mal eher daran denken was die Generationen machen die nach 2040 in Rente gehen und keine Entlastungsbeiträge mehr bekommen auf ihre Renten und damit auch alles doppelt besteuern, einmal wenn sie es verdienen und hinterher nochmals wenn sie die Rente dann auch beziehen. Freibeträge werden bis dato ebenfalls gekippt sein, aktuell steht das wieder zur Diskussion nur das Existenzminimum Steuerfrei zu lassen in Höhe des jährlichen Hartz4 Satzes. Aktuell sind wir da noch bei ca. 8600 Euro im Jahr was wesentlich mehr ist.

Denn auch wenn jetzt weniger Steuern gezahlt werden müssen, reicht die Lücke von 5% die damit eingespart wird an dieser Stelle nicht auf, dass man das im Alter ab 2040 abfangen kann. Schau mal auf deinen Steuerbescheid den du vom Finanzamt bekommst wenn du eine Steuererklärung eingereicht hast, der Soli sind 5% bei einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro, welches bereinigt worden ist, sind das um die 350 Euro im Jahr die eingespart werden. Rechne dir das hoch bis 2040 x 23 Jahre, hast du bis dato 8050 Euro in der Tasche mit der du das auffangen sollst. Dagegen steht eine Differenz von jährlich ca. 5000 Euro dank der entfallenen Freibeträge und Entlastungen die unsere schwarze Regierungspolitik abgeschafft hat. Davon weiß nicht mal jeder etwas und ist dann ganz erstaunt wenn es diesen dann mal treffen sollte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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