Ist das deutsche Steuersystem das Komplizierteste der Welt?

Eine Bekannte von mir machte neulich die Aussage, dass das deutsche Steuersystem das komplizierteste Steuersystem der ganzen Welt wäre. Nicht nur wegen dem Solidaritätszuschlag, sondern noch wegen anderer Steuerregelungen. Ich war zwar schon mehrfach im Ausland, aber der konkrete Vergleich zu anderen Steuersystemen fehlt mir. Was meint ihr zu dieser Aussage? Ist das deutsche Steuersystem wirklich an Komplexität nicht zu überbieten? Wie sind die Steuersysteme im Ausland zum Vergleich? Welches Land sollte Deutschland zum Vorbild dienen, was das Steuersystem angeht?

Gerne und schnell wird da über etwas gesprochen, von dem man gar keine Ahnung hat. Denn was soll den am Soli unklar sein? Dieser wurde eingeführt für den Wiederaufbau im Osten und war zeitlich befristet. Dass diese Frist nun einige male bereits verschoben worden ist, ist ganz einfach daher, dass die 5% die abgeführt werden vom Lohn ins Gewicht fallen und inzwischen in andere Töpfe aufgeteilt werden und nicht nur in den Wiederaufbau. Bislang ist das Ziel, dass der Soli 2020 abgeschafft werden soll, ob sich das durchsetzt muss man weiterhin abwarten.

Welche anderen steuerlichen Regelungen sollen den kompliziert sein? Doppelbesteuerungsabkommen gibt es mit nahezu jedem anderen Land auf der Welt, sprich da wird geregelt wer die Steuern bekommt im Anteil und wer den Steuerbescheid erstellt. Dazu gibt es noch Reglungen wie Abkommen mit den Ländern z.B. in die Schweiz darf per Post kein Steuerbescheid aus Deutschland geschickt werden, daher werden dort andere Wege der Übermittlung gewählt. Das sind aber Regelungen, die betreffen die Finanzbeamten die das bearbeiten und nicht den Steuerpflichtigen und somit vernachlässigbar.

Steuern für Grunderwerb gibt es in fast jedem Land und gibt es schon seit weit vor dem Mittelalter, als man dafür noch Kartoffeln an seinen Lehensherren bezahlen musste oder einen Teil seiner anderen Ernten. Heute geht es dabei halt im Endeffekt um das Einkommen welches besteuert wird. Es ist wohl richtig, dass sich Deutschland in mancher Hinsicht von anderen Ländern unterscheidet z.B. mit der progressiven Steuerstufe und keinen fixen Stufen, aber denkt man einen Schritt weiter, kommen dabei die Geringverdiener besser weg was dann wieder dem Merkmal mit Sozialstaat entspricht. Warum hier schlechter machen und andere Länder als Beispiel nehmen die pauschale Steuersätze haben und überall und von jedem die 50% kassieren?

Steuerhöchstsatz ist ebenfalls klar mit den 46,5% wer über dem Jahreseinkommen von X liegt. Dazu gibt es Tabellen, was man zu zahlen hat, können Rechner berechnen. Selbstständige die eine EÜR Abgeben dürfen sind hier ebenfalls besser gestellt, da in anderen Ländern z.B. Italien überall die Buchführungspflicht besteht, die mehr Aufwand bedeutet als eine einfache EÜR. Sprich da wird mehr Personal unterhalten damit das gemacht werden kann was zu mehr Ausgaben führt, als wenn man in der Lage ist selbst eine einfache Rechnung aufzustellen was man eingenommen hat und was man ausgegeben hat.

Umsatzsteuer gibt es ebenfalls in fast jedem Land. Dabei wird dann nur unterschieden, ob es ein Drittland ist oder innerhalb der EU. Ebenfalls dazu gibt es Informationen im Netz oder beim Finanzamt was fällig wird, betrifft aber auch nur Unternehmer und nicht den Privatmann. Man muss sich halt mit dem Themengebiet befassen was einen selbst betrifft, Programme für die Steuer er klären es schon jedermann was er wo ansetzen kann z.B. das die Kirchensteuer als Sonderausgabe geltend gemacht werden kann. Soli im Jahr sind auch nicht sonderlich viele Steuern wenn man seinen Steuerbescheid man genauer anschaut, die größte Summe macht die Einkommenssteuer aus, die man mit Werbungskosten, Außergewöhnlichen Belastungen und Sonderausgaben vom progressiven Steuersatz senken kann.

Pauschalen sind auch klar, 1000 Euro Werbungskosten gibt es für jedermann der nicht selbstständiger Arbeit nachgeht, sprich angestellt ist. Hat er da mehr, dann weißt er es nach und bekommt die tatsächlichen, hat er weniger, wird die pauschale generell angesetzt.

Zum Vergleich andere Steuersysteme, in der Schweiz wird keine Lohnsteuer abgeführt für die Arbeitnehmer. Sprich da kommt die komplette Zahlung der Steuer am Ende des Jahres, wenn da ein Arbeitnehmer das alles ausgegeben hat und nichts mehr auf der Tasche, dann kann er das nicht zahlen und hat damit Steuerschulden. Das vermeidet man hier in hohen Zahlen, indem die Lohnsteuer vorher abgeführt wird für den Arbeitnehmer, um ihn im Endeffekt zu schützen. Andere Länder kassieren auch einmal im Jahr die gesamte Steuer und es macht einen gewaltigen Unterschied, ob du auf einmal dann 10.000 Euro berappen darfst, oder ob das monatlich vorher schon abgeführt worden ist. Denn auf das was man nicht zahlen kann, fallen weitere Säumniszuschläge oder Zinsen an, wenn man eine Stundung beantragt. Je geringer die Summe ist die man schuldet, desto weniger Zinsen fallen an was dem Steuerpflichtigen in die Hände spielt. Warum auch hier schlechter gestalten für den einzelnen?

Das ist so ein typisches mal wieder den Mund aufreißen und etwas sagen, wenn man nicht mal den Ansatz einer Ahnung davon hat und alles als kompliziert betitelt. Ich finde auch Chemische Zusammensetzungen von Medikamenten teilweise schwer, da es nicht mein Fachgebiet ist und nichts was mich betrifft womit ich mich je näher befasst habe. Steuern gehen jeden was an, man kann es lernen und begreifen wenn man möchte und auch verstehen, erst dann kann man sein Mund aufreißen. Dazu dann auch bitte mit anderen Ländern mal vergleichen, da ist nämlich nicht alles besser als hier und auch nicht einfacher gestaltet.

Hier sind die Kosten transparent in den Einzelsteuergesetzen geregelt was man wann wie zu zahlen hat, in anderen Ländern wird das teilweise noch willkürlich festgesetzt, je nach dem wie gerade Lust und Bedarf dazu besteht. Mal sind das 10%, dann wieder 40% oder jeder zahlt etwas anderes, ob dem Beamten der das dort erhebt die Nase gefällt oder auch nicht. Das findest du hier ebenfalls nicht dank ganzer Gesetzestexte und Verwaltungsvorschriften, die einheitlich zu interpretieren sind, ganz gleich ob das der Finanzbeamte in Sachsen oder in Bayern macht.