Praktikumsplatz wegen Migrationshintergrund nicht bekommen?

vom 01.11.2017, 19:48 Uhr

A ist 15 Jahre alt und geht in die 9. Klasse einer Realschule. Sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, spricht akzentfrei Deutsch und man merkt ihr nicht an, dass ihre Eltern Migranten sind. Nun sollte sie sich für ein dreiwöchiges schulisches Praktikum bewerben und hat dafür bei einer örtlichen Behörde nachgefragt und eine Bewerbung geschrieben. Dort bekam sie aber eine Absage mit der Begründung, dass keine Kinder von Migranten ein Praktikum aufnehmen dürften.

Ich war ziemlich geschockt, als A mir das erzählte und ich hätte nicht gedacht, dass Beamte in Deutschland so dreist wären gerade in Bezug auf die Gesetzeslage und das Gleichbehandlungsgesetz. Ich kenne ihre Eltern und selbst die tragen beide deutsche Namen. Wenn man keine Angaben über den Geburtsort machen würde, wüsste man auch gar nicht, dass diese Migranten sind. Die beiden leben schon seit 25 Jahren in Deutschland und sind selbst als Kinder nach Deutschland gekommen. Die Eltern gehören auch keiner "Risikogruppe" wie muslimischen Kulturen an.

Habt ihr es schon erlebt, dass man einen Praktikumsplatz nicht bekommen hat mit der Begründung, man hätte einen Migrationshintergrund und käme deswegen nicht in Frage? Ist das nicht irgendwo dreist? Würdet ihr in so einem Fall euch dagegen wehren oder das einfach akzeptieren und woanders weitersuchen? Darf eine Behörde so überhaupt agieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wo ist das bitte dreist? Es gibt Vorgaben die mehr erfordern als Deutscher zu sein. Was für eine Behörde das ist, hast du nicht dazu geschrieben und auch da gibt es verschiedene Sicherheitseinstufungen. Für ein Praktikum wird niemand anfangen, dass der dahinter stehende Geheimdienst die Familiengeschichte anfängt zu forsten, würde unnötig Zeit, Geld und Ressourcen verschwenden, daher gibt es direkt die Absage.

Für eine Einstellung sieht das anders aus, da sind sämtliche Behörden per Gesetz verpflichtet, jedem Bewerber die gleiche Chance einzuräumen und wenn Unklarheiten bestehen oder auch Ausländische Verwachsungen bestehen, diesen entsprechend nachzugehen wenn Interesse am Bewerber besteht und er grundsätzlich in Frage kommt.

Bundeswehr ist auch ein solcher Fall, diese müssen für ein Praktikum niemanden nehmen, nicht mal jemand der seit 200 Jahren seine Vorfahren in Deutschland sitzen hat. Dazu ist aber auch klar, wenn derjenige nicht die Anforderungen erfüllt z.B. deutscher zu sein nach dem Grundgesetz, Mindestalter usw. dass dort direkt die Absage erfolgt, ganz gleich ob derjenige die Voraussetzungen noch erfüllen könnte z.B. durch den Einbürgerungstest o.ä.

Wir haben hier auch genug Fälle von Bewerbern mit Russlanddeutschen Vorfahren die abgelehnt werden müssen, da die Verwandtschaft dort teilweise noch in die Stasi mit verwickelt war, zum KGB mit angehörig war und anderes. Da juckt es auch niemanden, dass das der Großvater war - der MAD siebt da sehr großzügig dann auch aus. Bei einer anderen saßen diese hinterher bei jedem Verwandten einzeln auf dem Sofa und haben diese befragt zu ihrer Vergangenheit in Russland. Das wir das wird aber auch nur gemacht, wenn derjenige ein Must Have ist und nicht für jedermann, da es wie gesagt Geld, Zeit und Ressourcen kostet und die Behörden auch angehalten sind zu sparen.

Oder wärst du bereit mehrere Steuern zu zahlen oder gar Gebühren, damit jeder der sich auf ein Praktikum, Einstellung und sonstiges auch komplett geschichtlich durchleuchtet werden kann? Kannst du dir vielleicht im Ansatz vorstellen, dass es dann wesentlich mehr Personal braucht das kostet, mehr Nachfragen, mehr Papierkram der angefordert werden muss aus anderen Ländern und auch das kostet. Nur damit eine oder einer, hinterher 3 Wochen auf der Poststelle sitzen darf, da an die streng vertraulichen Sachen oder die Sachen zum Dienstlichen Vorbehalt, darf man diese ohnehin auch nicht heran lassen und das steht auf über 80% aller Dokumente mit drauf, die intern in den Behörden herum gehen.

Ganz einfach, Pech gehabt und woanders ein Praktikum suchen. Bei einer Bewerbung auf eine Einstellung sieht die Geschichte schon wieder komplett anders aus. Ist so, ist politisch gewollt, vom Bürger ebenfalls der seine Kröten lieber bei sich behält, aber dann darüber aufregen weil etwa 100 Leute im Jahr im gesamten Bundesgebiet abgewiesen werden mit ihren Wünschen?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Ich war ziemlich geschockt, als A mir das erzählte und ich hätte nicht gedacht, dass Beamte in Deutschland so dreist wären gerade in Bezug auf die Gesetzeslage und das Gleichbehandlungsgesetz. Ich kenne ihre Eltern und selbst die tragen beide deutsche Namen. Wenn man keine Angaben über den Geburtsort machen würde, wüsste man auch gar nicht, dass diese Migranten sind. Die beiden leben schon seit 25 Jahren in Deutschland und sind selbst als Kinder nach Deutschland gekommen. Die Eltern gehören auch keiner "Risikogruppe" wie muslimischen Kulturen an.

Die Beamten sind nicht dreist was die Gesetzeslage oder das Gleichstellungsgesetz angeht, sondern haben ihre internen Regeln in Bezug auf Sicherheitsrichtlinien und den Schutz der Allgemeinheit angewendet, da unterliegen Behörden nämlich anderen Richtlinien, wenn es um sicherheitsrelevante Daten geht und haben dann unter Umständen auch das Recht mehr Daten abzuverlangen von einem Bewerber und dies auch zu überprüfen. Für ein Praktikum von drei Wochen wird sich aber niemand die Mühe machen, diese Prüfungen durchzuführen, weil das reine Geld und Ressourcenverschwendung wäre.

Leider hast du ja nicht dazu geschrieben, um welche Behörde es sich handelt, aber ich kann mich Sorae nur anschließen, das die Angabe zum Herkunftsort der Eltern darauf schließen lässt, das es sich um eine Behörde mit erhöhter Sicherheitsstufe handelt und deshalb ist die Ablehnung dann auch zu Recht erfolgt. Hier steht dann einfach der Schutz der Allgemeinheit über dem Recht des Einzelnen vor allem für ein Praktikum von drei Wochen.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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