Professoren die Studenten immer nur Vorträge halten lassen
Dieses Semester habe ich ein Modul bei einem Professor belegt, der eigentlich noch nie eine Vorlesung gehalten hat. Wir hatten ihn bereits im Bachelor mal, allerdings hat sein Anteil zu dem damaligen Modul nur ein Viertel betragen. Eine Vorlesung hat er nicht gehalten, sondern nur Vortragsthemen an die Studierenden verteilt. Wir haben erwartet, dass er im Master nun zumindest teilweise auch eine Vorlesung halten würde, aber dem ist nicht so.
Er hat wieder nur Vorträge an die Studenten ausgeteilt und jeder von uns muss zwei Vorträge über je zwei Stunden halten. Diese sind ein wenig wie ein Seminar aufgebaut, da man die Lösung parat haben soll, sie aber mit seinen Mitstudierenden erarbeiten soll.
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man im Rahmen einer Vorlesung auch selbst Vorträge halten muss. Allerdings lerne ich ehrlich gesagt nichts, wenn ein Modul nur aus Vorträgen anderer Studierender besteht. Wie ist das bei euch? Kennt ihr auch Professoren die selbst im Grunde keine Vorlesung halten und alles die Studierenden machen lassen? Macht man es sich als Professor da nicht auch etwas einfach?
Ich habe glücklicherweise keinen Professor, der seine gesamte Arbeit auf die Studierenden selbst ablädt. Ein solches Verhalten finde ich nicht in Ordnung, weil einerseits der Professor seinen Pflichten nicht genügend nachkommt und andererseits Vorträge durch Studenten durchaus eine mangelnde Qualität haben können. Das System geht folglich auf Kosten der Studierenden, was regelrecht eine Frechheit ist.
Ich wüsste nicht, was daran so schlimm sein soll. Ich hatte selbst einige Dozenten, die auf diese Weise Seminare geleitet haben. In der ersten Stunde wurden Themen verteilt, über die die Studenten dann nicht nur referieren, sondern auch eine umfassende Hausarbeit schreiben sollten. Jeder wusste, was er dran ist und da wir auch engmaschig von dem Dozenten betreut worden sind und in seine Sprechstunde wegen dem Aufbau und den Schwerpunkten der Themen kommen sollte, gab es da auch keine Probleme. Er gab dann auch Hinweise zu wichtiger Literatur, die man vielleicht übersehen hatte oder so.
Jedenfalls hatte das den Effekt, das genau das thematisch im Unterricht behandelt worden ist, was auch prüfungsrelevant war. Anschließend wurde nach den Vorträgen meist noch eine Diskussion geführt, wobei da noch einmal deutlich wurde, was dem Dozenten inhaltlich wichtig war. Im großen und ganzen fühlte ich mich durch das Konzept sehr gut auf die Prüfung vorbereitet und habe auch mit Bravour und auf Anhieb bestanden. Es gab niemanden, der bei uns durchgefallen ist.
Dass immer nur Vorträge von Studenten gehalten werden, war mein komplettes Studium so, obwohl ich an zwei verschiedenen Unis studiert habe. Ich hatte allerdings auch so gut wie keine Vorlesungen, sondern eher Seminare. Und da war es ganz normal, dass jeder Student einen Vortrag halten musste, um seine Studienleistung zu erbringen und somit zur Prüfungsleistung zugelassen zu werden. Die Vorträge waren allerdings nie richtige Vorträge, da sie über die ganzen zwei Stunden gingen.
Es ging da bei mir auch nie richtig darum, einen Vortrag zu halten, sondern man musste da immer wie der Dozent selbst das Seminar gestalten. Dabei konnte und sollte man auch das Plenum miteinbeziehen und eben auch gemeinsam interagieren. Von daher musste man da auch nie wirklich viel auswendig lernen.
Die Dozenten halten dann bei uns meistens nur die erste und letzte Stunde richtig selbst, ansonsten sind die Studenten dran. Natürlich äußert sich der Professor aber auch immer wieder während des Vortrags und macht Anmerkungen oder ergänzt auch etwas.
Ich kenne eigentlich nur dieses System, so dass es für mich absolut normal ist. Ich denke, dass es auch nicht so ungewöhnlich sein kann - zumindest nicht für meinen Studiengang. Immerhin ist es eben an beiden meiner Unis so. Anfangs fand ich das System blöd, da ich einfach nicht gerne frei rede. Gegen Ende habe ich mich aber daran gewöhnt und fand es in Ordnung.
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