Frauen generell eine weiche Seite unterstellen?

vom 28.10.2017, 21:20 Uhr

Eine Bekannte von mir findet, dass Frauen sich generell nicht als Führungskraft eignen. Ihnen würde das Durchsetzungsvermögen fehlen und wenn sie es doch hätten, dann wäre das eine Eigenschaft die sie von ihren männlichen Kollegen übernommen hätten. Generell hätten Frauen eine weiche Seite und sie fände es nicht gut, wenn man diese überspielt oder unterdrückt.

Wegen solcher Kommentare streite ich mich häufiger mal mit meiner Bekannten. Ich selbst wage mal zu behaupten, dass ich diese weiche Seite nicht besitze. Klar, ich liebe Tiere und schmuse mit jedem Hund. Aber ihr geht es generell eher darum, dass Frauen emotional sind, sich um ihre Mitmenschen kümmern und eher Mitgefühl zeigen.

Das ist bei mir weniger der Fall. Ich finde beispielsweise Babys nicht süß und bin auch sonst nicht sonderlich emotional. Wenn jemand mal krank ist und im Krankenhaus liegt, kann man von mir keinen Besuch erwarten. Ich gehöre einfach nicht zu den Menschen, die sich gerne um andere kümmern und es macht mich auch nicht glücklich. Ich kenne allerdings viele Männer, die meiner Meinung nach diese weiche Seite an sich besitzen. Würdet ihr Frauen auch generell eine weiche Seite unterstellen? Findet ihr es generell auch eher nachteilig, eine solche Seite zu besitzen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke nicht, dass man so was verallgemeinern kann. Eine solche "weiche Seite" zählt meiner Meinung nach nicht zu den primären Eigenschaften, die Mann und Frau trennen, wie zum Beispiel die Geschlechtsorange. Viel mehr ist eine weiche Seite etwas, was man mit der Zeit entwickelt oder nicht entwickelt, je nachdem, wie man aufwächst und mit welchen Menschen man Zeit verbringt. So kann es durchaus sein, dass man als Mann eine sehr weiche Seite hat und als Frau zum Beispiel gar keine.

Die Aussage, dass man als Frau immer eine weiche Seite hat, empfinde ich also als sexistisch. Das ist in etwa so, als würde man sagen, dass alle blonden Frauen dumm sind, Männer prinzipiell nur mit dem Penis denken und andere solche Späßchen und Vorurteile. Ich würde auf die Meinung solcher Leute nichts geben. Wer solche Aussagen vertritt und auch der festen Überzeugung ist, dass diese die einzig richtigen sind, zeigt dadurch schon sehr viel darüber, wie intelligent oder eben auch nicht intelligent er ist.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Was hat denn der Besuch im Krankenhaus oder die Pflege von Angehörigen mit einer weichen Seite zu tun? Das ist eine Frage der Moral, des Anstands, der Erziehung, der Integrität und der Verbindlichkeit. Also mit dem Geschlecht hat so etwas gar nichts zu tun.

Was soll denn daran männlich, sein, wenn du jemanden nicht im Krankenhaus besuchst? Und was ist einem besuch dieser Art der weichen Seite geschuldet? Normalerweise erledigt man so etwas geschlechtsneutral entsprechend der gesellschaftlichen Normen.

Warum ausgerechnet Frauen eine vermeintlich weiche Seite haben und Männer nicht, ist eine komische Annahme der Freundin. Dann ist mein Mann also Zwitter, weil der innerhalb der Familie sehr zugewendet und verantwortungsvoll ist und außerhalb weniger moralische Grenzen als viele andere Menschen oder Männer? :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13374 » Talkpoints: 508,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich denke, dass man nie zu einer Gruppe von Menschen sagen kann, dass sie ein typisches Verhalten hat und jeder einzelne genau bestimmte Eigenschaften hat. Es gibt durchaus auch nette Frauen, die sich dennoch durchsetzen können. Immerhin können Menschen ja durchaus entscheiden, was Arbeit und was Privatleben ist. So kann man beispielsweise auch eine liebevolle Mutter sein und eine Firma führen. Das schließt sich nicht aus.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Was ist denn daran "weich" wenn ich eine Freundin im Krankenhaus besuche? Und wer behauptet, dass mich dieser Besuch glücklich machen soll? In meiner Familie ist es üblich, dass man Freunde nicht hängen lässt wenn es ihnen mal nicht so gut geht, man könnte schließlich selber in diese Situation kommen und wäre dann auch froh wenn man nicht vergessen wird. Das ist nicht meine "weiche Seite" sondern meine gute Erziehung.

Davon abgesehen sind im Führungsbereich doch zunehmend "soft skills", emotionale Intelligenz uns solche Sachen gefragt, also das, was du abwertend als "weiche Seite" bezeichnest. Vielleicht wirst du ja mal erstaunt feststellen, dass du mit deinem emotionslosen Mangel an Empathie nicht die Position bekommst, die du dir erträumst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie schon oft verkündet halte ich die Vorstellung, dass Frauen von Natur aus eine "weiche Seite" haben, nicht für eine biologische Gegebenheit, sondern für eine Frage der Erziehung, die sich letzten Endes auf die Rollenverteilung in dieser unserer Gesellschaft und Kultur zurückzuführen lässt, selbst wenn man alle Trends und Moden außer Acht lässt.

Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Biologie zumindest eine untergeordnete Rolle bei dem unterschiedlichen Verhalten der Geschlechter spielt (Testosteron wirkt nun mal anders als Östrogen) aber im Großen und Ganzen glaube ich, dass es in erster Linie an der Struktur unserer Gesellschaft liegt, dass Frauen nach wie vor für die "weichen Seiten" zuständig gelten. Und dass man jede statistische Tendenz mit Anekdoten im Sinne von "Ich bin auch eine Frau, und ich weine nie im Kino!" scheinbar widerlegen kann, ist ein bekanntes Scheinargument, nichts weiter.

Ich habe natürlich auch keinen Beweis, aber aus meiner Lebenserfahrung kenne ich es, dass die heutigen Erwachsenen in ihrer Kindheit je nach Geschlecht eher "Hör auf zu weinen!" oder "Nicht so wild spielen, du tust dir sonst weh!" gehört haben. Und das Verhalten, das man in dieser Zeit als gut und nachahmenswert gelernt hat, begleitet einen das ganze Leben. Wenn man seine "weiche Seite" lange genug unterdrückt aus Angst, verspottet zu werden, ist sie irgendwann nicht mehr zu finden, und genauso sieht es mit der harten, aggressiven und durchsetzungsfähigen Seite aus, wenn man dafür immer geschimpft wurde und nur dann ein braves Kind war, wenn man lieb mit anderen zusammen gespielt hat.

Ich selber fände es schön und auf lange Sicht auch besser für die Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft, wenn jeder unabhängig von seinem Geschlecht seine Stärken entwickeln und einsetzen lernen könnte und Männer durch die Bank ihre fürsorgliche Seite ausspielen können, wenn es ihnen eher liegt, als den harten Macho herauszukehren. Und umgekehrt hätte ich auch nichts dagegen, wenn eine Frau, die nicht immer lieb und nett ist und sich adrett kleidet und lächelt, nicht schief angeschaut wird.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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