Würdet ihr an medizinischen Studien teilnehmen?

vom 23.10.2017, 10:39 Uhr

Ein Bekannter von mir ist schon seit Jahresbeginn in regelmäßiger ärztlicher Behandlung und war letzte Woche völlig überrascht, weil ihn die behandelnde Praxis anrief, ob er denn Lust hätte, sich an einer aktuell laufenden Studie zu seiner Erkrankung zu beteiligen. Da er sich im ersten Moment vollkommen überrumpelt und als Versuchskaninchen vorkam, hat er dieses Angebot erst mal abgelehnt. Was haltet ihr denn von derartigen medizinischen Studien? Würdet ihr da bedenkenlos daran teilnehmen oder eure Teilnahme an gewisse Voraussetzungen und Bedingungen knüpfen?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was heißt "derartig"? Ich meine, du hast ja überhaupt nicht gesagt um was es bei der Studie geht. Es gibt Studien, bei denen Patientendaten ausgewertet werden, da bekommt man als Patient eine Datenschutzerklärung vorgelegt, unterschreibt und das war´s. Ich habe so etwas vor etwa zwei Jahren unterschrieben und man kann dabei auch einzelnen Punkten widersprechen, besonders allem, was mit Kontaktaufnahme zu tun hat.

Dann gibt es Anwendungsstudien mit zugelassenen Medikamenten und Studien mit noch nicht zugelassen Medikamenten und Studien, die sich mit Maßnahmen, die die Therapie begleiten, befassen. Also zum Beispiel die Frage untersuchen, ob sich Sport positive auswirkt. Und wahrscheinlich noch jede Menge andere Studien. Man kann jedenfalls schlecht eine Unterschrift mit einer Maßnahme vergleichen, die relativ viel Zeit in Anspruch nimmt oder schwere Nebenwirkungen haben kann.

Und was meinst du mit Teilnahme an Bedingungen knüpfen? Wenn du dich nicht genau an das Protokoll hältst sind deine Werte doch völlig unbrauchbar für die Studie. Wenn die Studie drei Mal pro Woche Sport vorsieht und du willst das nur am Wochenende machen brauchst du mit der Studie gar nicht erst anfangen.

"Versuchskaninchen" finde ich auch lustig. Jeder will die neusten Medikamente und die besten Therapien und fortschrittliche Medizin, aber wenn man dann die Möglichkeit hat selber einen kleinen Teil dazu beizutragen wird das abgelehnt. Schon mal darüber nachgedacht was passieren würde wenn alle so denken würden?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde auch, dass man nicht alle medizinischen Studien über einen Kamm scheren kann. Wie Cloudy24 schon richtig erläutert hat, gibt es ja ganz unterschiedliche Arten von Untersuchungen. Oft handelt es sich um rein statistische Arbeiten, bei denen lediglich ein paar Angaben aus der Patientenakte verwendet werden. Die Daten werden selten solitär für sich betrachtet und sowieso umfangreich anonymisiert, sodass ich da keine großen Bedenken hätte, meine Zustimmung zu geben. Schließlich möchte ich die Wissenschaft ja auch unterstützen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme, und ich habe dabei ja noch nicht einmal einen relevanten Nachteil oder Aufwand.

Dann gibt es eben Medikamenten- und Therapiestudien, bei denen man schon eine gewisse Eigenverantwortung mitbringen muss, da man sich an strikte Vorgaben zu halten hat. Auch ist es natürlich möglich, dass im Rahmen einer Erprobung eines neuen Mittels Nebenwirkungen auftreten, aber da muss jeder selbst entscheiden, ob ihm das Risiko im Vergleich zum möglichen Benefit zu hoch ist. Gezwungen werden kann man zur Teilnahme definitiv nicht; oftmals ist es aber sogar umgekehrt so, dass viele Patienten mit schweren Erkrankungen regelrecht dafür kämpfen, in Studien aufgenommen zu werden, um eine neue Heilungschance zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Da hat man selbst nicht wirklich Bedingungen zu stellen oder großartig Verhandlungen zu führen, denn es gibt klare Protokolle sowie Ein- und Ausschlusskriterien. Oftmals sind solche Studien große Chancen - und auch, wenn man natürlich irgendwo eine Art "Versuchskaninchen" ist, kann man hierzulande doch eigentlich sicher gehen, dass an einem Menschen keine zweifelhaften und ungenehmigten Versuche durchgeführt werden.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Bei der Studie sollte es um das Ausprobieren neuartiger Medikamente gehen und da wäre ich schon auch etwas skeptisch, auch wenn jede(r) natürlich die neusten und besten Medikamente haben möchte. Na ja und mit an Bedingungen knüpfen, meine ich eben, dass man zum Beispiel eine finanzielle Vergütung für sein Mitwirken aushandelt oder voraussetzt.

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Du wärst skeptisch wenn du in einer Studie ein neues Medikament bekommen sollst, aber mit einer Bezahlung wäre das dann in Ordnung? Dadurch ändert sich doch an dem Medikament nichts, das hat immer noch die gleichen Risiken und Nebenwirkungen. Wenn man sich für ein neues Medikament entscheidet sollte man das nun wirklich nicht vom Geld abhängig machen.

Mein Partner kennt sich da besser aus und er meint gerade, dass klinische Studien vom Ethikrat genehmigt werden müssen, auch der Teil, der sich mit Aufwandsentschädigungen und Erstattung von Auslagen beschäftigt. Wenn man sich Teilnehmer erkauft indem man mehr Geld bietet als das, was vorgesehen und genehmigt ist, kann man ziemlichen Ärger bekommen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Nein, für mich käme solch eine medizinische Studie sowieso nicht infrage und die Fragestellung war doch eher, wer es sich ohne lange zu überlegen vorstellen könnte, sich an derartigen Studien zu beteiligen ohne wenn und aber oder ob man das beispielsweise von einer Vergütung abhängig machen würde.

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es hängt doch davon ab, was man sich davon verspricht. Wenn ich unheilbar krank wäre, dann würde ich auch neuen und kaum erforschten Therapiemethoden zustimmen, in der Hoffnung, mein Leben dadurch verlängern zu können oder mehr Lebensqualität zu erhalten. Da würde ich nicht großartig darauf bestehen, die Summe X zu erhalten, damit ich da auch mitmache. Ich hätte auch kein Problem damit, medizinische Daten weiterzugeben für eine Studie, damit man daraus eben Heilmethoden oder neue Konzepte entwickeln kann.

Ich habe als Studentin damals für eine Klinik gearbeitet, wo man auch Studien durchgeführt hat. Bei der Studie, wo ich involviert gewesen bin, waren Kinder unheilbar krank und man hat versucht herauszufinden, welche Medikamente wirksamer sind als andere. Da würde ich als Mutter auch mitmachen, wenn die Ergebnisse anderen Kindern in Zukunft helfen, besser zu leben und dass man ihnen eben sofort helfen kann ohne daraus ein Versuchskaninchen zu machen. Ich würde als Mutter auch kein Geld verlangen für meine Teilnahme.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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