Mit fremder Person besser über private Sorgen reden können?

vom 24.10.2017, 10:09 Uhr

Eine Freundin ist der Meinung, dass man manchmal mit einer fremden Person besser über private Probleme sprechen kann. Sie meint, dass ihr doch bei Freunden eher peinlich und unangenehm wäre, über manche Sorgen zu sprechen. So wäre das zum Beispiel was intime Dinge in der Partnerschaft anginge und ähnliches.

Ich muss sagen, dass ich noch nie mit einem Fremden über persönliche Probleme gesprochen habe und auch nicht wüsste, ob ich das einfach so könnte. Normalerweise gehört ja schon ein Vertrauensverhältnis dazu, über private Sorgen und Probleme zu sprechen.

Wie geht es euch da? Sprecht ihr manche Sorgen und Probleme auch lieber bei einem Fremden an? Könnt ihr dann leichter oder offener reden? Schämt ihr bei manchen Dingen eher, wenn ihr diese einer Freundin erzählen wollt? Welche Erfahrungen habt ihr da bisher gemacht?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Warum gehen Menschen zu Psychotherapeuten? Das sind doch auch fremde Personen. Fremde haben noch einmal einen komplett anderen Blick auf gewisse Dinge. Deine beste Freundin kennt eure Vergangenheit, dein Leben, einige deiner Gewohnheiten und wird sich immer beim Anvertrauen von Sorgen oder bei der Frage nach Rat und Tat darauf zurückbesinnen. Sprich die Meinung ist bereits geprägt.

Fremde haben diesen Background nicht und können somit unbefangener an die Sache rangehen. Ich persönlich finde es schwierig allgemein mit Fremden meine Sorgen zu teilen, da muss das Gespräch schon eine bestimmte Richtung einschlagen. Über intimste Sorgen würde ich auch nicht direkt mit einem Fremden sprechen, aber man muss es auch von der Seite betrachten, dass Psychotherapeuten auch nicht die besten Freunde darstellen, sondern auch Fremde sind, die einem helfen möchten.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12596 » Talkpoints: 13,57 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


In der Situation, eine Psychotherapie zu machen, war ich noch nie. Daher kann ich von solchen extremen Fällen auch nicht ausgehen. Mir hilft es jedenfalls nicht, wenn ich mit vollkommen Fremden über Probleme spreche. Ich suche mir in der Regel die Leute so aus, dass sie ansatzweise das Problem nachvollziehen können. So habe ich als Student zum Beispiel immer nur mit Absolventen oder Kommilitonen über Probleme in der Uni gesprochen, weil Externe so etwas nie nachvollziehen könnten, selbst wenn sie wollten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



So abwegig finde ich den Gedanken gar nicht. Eine Person, die weder mich noch die anderen Menschen in meinem Umfeld kennt, hat eine ganz andere Perspektive und kann Situationen viel neutraler beurteilen als jemand, der praktischen mitten drin ist.

Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich generell eher ergebnisorientiert denke, was anscheinend keine typische weibliche Eigenschaft ist. Wenn ich über Probleme spreche erwarte ich mir davon schon etwas, das zur Lösung dieser Probleme beitragen könnte. Ich rede nicht über Probleme um einfach nur darüber zu reden. Ich weiß, dass sich viele besser fühlen wenn sie jemandem einfach mal die Ohren voll quatschen können mit allem, was sie nervt, aber mir bringt das gar nichts, wenn dabei am Ende kein Schritt in Richtung Problemlösung steht.

Jedenfalls verstehe ich dieses Thema deshalb vielleicht etwas anders als du.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Wenn ich über Probleme spreche erwarte ich mir davon schon etwas, das zur Lösung dieser Probleme beitragen könnte. Ich rede nicht über Probleme um einfach nur darüber zu reden.

Das sehe ich genauso. Daher picke ich mir auch die Menschen aus dem näheren Umfeld heraus, die wegen dem Background am ehesten zur Problemlösung beitragen könnten. Das können Außenstehende nunmal nicht. Ich bin mit dieser Taktik bisher immer gut gefahren und nur darüber reden um darüber zu reden liegt mir auch nicht. Ich sortiere parallel dazu meine Gedanken, analysiere die Situation und finde durch das Brainstorming mit dem Gesprächspartner gut und gerne zu einer idealen Lösung.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich selber spreche nur selten über meine privaten Sorgen. Mir entzieht sich, wie schon öfter erwähnt, hier der Sinn. Entweder ich mache meine Probleme mit mir selber aus oder ich suche mir kompetente Hilfe, die ich dann auch dafür bezahle. Oder die Krankenkasse, je nach dem. Und natürlich schimpfe ich manchmal bei meiner Schwester über meine Chefin oder bei meinem Freund über meine Schilddrüse. Das läuft für mich jedoch unter Small Talk und netter Unterhaltung und weniger unter "private Sorgen".

Falls ich jemals in die Situation kommen sollte, wirklich ein Gesprächsbedürfnis über meine inneren Dämonen zu entwickeln, die ich natürlich habe, würde ich entsprechend auch einen Therapeuten oder eine Beraterin im weitesten Sinne heranziehen, die es im Idealfall gelernt hat, Leuten bei ihrem privaten Gejammer zuzuhören und einem dabei helfen kann, die Dinge wieder aus der richtigen Perspektive zu sehen, selber nach Lösungen zu suchen und sich nicht immer im Kreis zu drehen, wie es gerne mal vorkommt, wenn man seine Gedanken nur mit sich selber ausmachen kann.

Aber von einem Freund oder Familienmitglied würde ich es weder erwarten noch verlangen, sich wirklich ernsthaft und unter Aufbietung geistiger Energie und Ressourcen sich mit meinen Problemen auseinanderzusetzen. Aber es kommt natürlich vor allem darauf an, wie man hier "Sorgen" definiert. Für manche Leute sind es bestimmt schon "Sorgen", wenn die Lieblingsserie abgesetzt wird. Darüber rede ich auch mit anderen Leuten. Wirkliche Probleme sind für mich nämlich etwas ganz anderes als der Alltagskram.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich bin mir da irgendwie nicht sicher. Ich habe ungerne Kontakt zu fremden Menschen, die nicht meine Arbeit betreffen und im Grunde meine Hilfe wollen. Ich lerne daher auch höchsten nur Menschen in Kneipen, Bars sowie Fußballstadien oder auf Urlaubsreisen kennen. Das reicht auch, aber mir würde es nicht im Traum einfallen, dass ich diesen Menschen dann von meinen Problemen etwas erzähle, wieso auch? Es sind fremde Menschen, die vielleicht im Leben nichts auf die Kette kriegen, aber mir dann einen Rat geben sollen?

Das setzt doch das private Sorgen erzählen voraus oder? Jeder will doch, wenn man sich schon offenbart, dass einem geholfen werden kann, stimmt es? Wenn dem so ist, möchte ich auch entsprechend, dass man mir helfen kann. Da muss ich einfach jemanden vor mir haben, der mich zumindest kennt, um entsprechend auch weiterhelfen zu können. Eine fremde Person kennt meine Situation nicht, die Umgebung nicht und alles andere auch nicht. Das kann mir also wohl kaum hilfreich sein, wenn ich mich der Person ausschütte.

Ich würde es daher nicht begrüßen, mit einer fremden Person über meine Problematiken zu sprechen. Deswegen vermeide ich sowas auch. Ich gehe sowieso nicht zu sehr ins Detail und wieso sollte ich auch? Hinzu kommt, dass ich nicht will, dass andere über mich mit anderen reden. Wenn es zu Problemen kommt, soll das bei mir ankommen und niemals über Dritte, auch wenn man Ratschläge möchte. Ich muss das aber generell nicht haben und wenn dann bitte nicht bei Fremden.

Ich höre gerne zu und versuche auch zu helfen. Doch ich würde auch als fremde Person nicht dastehen und mir die Probleme von anderen anhören. Nur weil ich in einem sozialen Bereich tätig bin, langt es auch irgendwann. Ich helfe denjenigen, die bewusst zu mir kommen aus beruflichen Gründen. Ich helfe Verwandten usw. Doch das reicht und ich möchte nicht mal von jemanden angequatscht werden, weil der denkt, fremde Personen mal was zu sagen, könnte eine unabhängige Meinung garantieren. Was bringt einem das?

Ich meine man stelle sich mal abschließend zu meiner Meinung vor. Da trifft sich ein Mann und eine völlig fremde Frau. Die fremde Frau schüttet man das Herz aus, weil sie denkt, der kann ihr mal eine ganz neutrale Meinung als Außenstehender geben und diese Meinung ist der letzte Mist? Dann war es verschwendete Müh, und selbst wenn es nach „Hand und Fuß“ Lösungen aussieht, müssen sie ja nicht richtig sein. Also weiß ich echt nicht, ob das so eine sinnvolle Idee ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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