Steigen Spielplatzrisiken durch die Nutzung des Smartphones?

vom 15.10.2017, 12:11 Uhr

Experten in Chicago und Berlin wollen heraus gefunden haben, dass sich Verletzungen auf dem Spielplatz von Eltern vermeiden lassen würden. So würde laut Experten das Risiko eines Beinbruches steigen, wenn die Kinder im Schoss des Erwachsenen rutschen, statt alleine.

Am aussagekräftigsten ist aber leider die Entwicklung seit der Nutzung des Smartphones im Jahre 2008 bis zum Jahr 2015. In dieser Zeit haben die Unfälle an Spielplätzen ein extremes Ausmaß angenommen. Sie wurden in dieser Zeit verdreifacht.

Beobachtungen haben ergeben, dass neun von zehn Personen, die für die Aufsicht an Spielplätzen für ihre Kinder verantwortlich sind, durch das Smartphone abgelenkt werden.

Wie seht ihr das? Glaubt ihr, dass die Unfälle, die sich auf dem Spielplatz häufen, auf die Ablenkung durch die Nutzung der elterlichen Smartphones zurück zu führen sind? Immerhin haben wir doch als Kinder alleine gespielt, oft auch bei gefährlicheren Umgebungen und uns ist auch nichts passiert?

Oder könnte die Studie fehlerhafte Rückschlüsse gezogen haben und Schuld sind nicht die Eltern, die zu wenig schauen? Denn wenn ein Kind stürzt, kann ich als Elternteil meistens auch nichts mehr machen. Könnte es nicht sein, dass allgemein die Motorik der Kinder zu wünschen übrig lässt, seit sie selber auch in einer digitalen Welt mit Computer Fernsehen und Tablet zu Hause sind?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ob die Mutter nun mit der Kaffeetasse in der Hand auf der Bank sitzt oder das Smartphone in der Hand hat, das macht den Kohl nicht fett und auch keinen Unterschied. Die Ablenkung ist so oder so vorhanden, auch wenn man mit jemand anderen spricht und nicht hinsieht, kann immer etwas passieren.

Was wurde hier untersucht? Es wurde sich hier nur auf das Smartphone fixiert und alles andere außen vor gelassen. Heute sind die Kinder fetter, unbeweglicher, werden in Watte gepackt und klar sind diese dann "anfälliger" als wenn man das alles nicht gegeben hat und das mit den Daten von vor 30 Jahren vergleicht. Heute wird schon voller Panik geplärrt "komm da runter" wenn ein Kind nicht mal 1 Meter auf den Baum geklettert ist. Das gab es zu meiner Kindheit in dem Ausmaß nicht wie es heute der Fall ist.

Die Zeiten haben sich auch von der Beschäftigung her geändert, zu meiner Kindheit gab es gerade mal TV abends mit Nachrichten und danach 20 Minuten Kinderprogramm. Smartphones, Handys und Computer standen in den Kinderschuhen wenn sie denn schon existent waren, war es unbezahlbar für die "normale" Familie. Heute hat jedes Blag bevor es das erste Wort sagen kann schon das erste mal ein Smartphone in der Hand, das Kind wird vor dem Babysitter Fernsehgerät geparkt und mit draußen spielen ist heute maximal eine Stunde gemeint am Spielplatz und nicht wie früher, den halben bis ganzen Tag direkt nach der Schule. Spielplatz Mangelware, man hat sich in der Natur bewegt, ist auf Bäume geklettert, den Felsen rauf und runter, mitten auf der Straße mit Verkehr sich das Rutschautoduell geliefert und nicht auf einer Plastikschaukel oder Blechrutsche stupide herunter gerutscht.

Auch vor 30 Jahren waren Aufsichtspersonen abgelenkt und haben andere Dinge nebenbei gemacht, sind nicht mit dem Kind im Schoss gerutscht und es gab auch Unfälle und Beinbrüche. Noch dazu kommt, dass damals weniger Eltern mit auf dem Spielplatz abgehangen sind oder gar mitgegangen sind wenn die Kinder draußen unterwegs waren. Ist etwas passiert, dann ist ein anderes Kind zu den Eltern gerannt und hat Bescheid gegeben, war es nicht so schlimm hat man sich als Kind selbst zu helfen gewusst und brauchte nicht die Brust von Mutti. Ein blutendes Knie war nie der Anlass, warum man nach Hause gegangen ist und dort verweilt hat, maximal für sauber machen und Verband drauf wenn es stark geblutet hat und nicht Watte packen bis alles geheilt ist, selbst bei einem kleinen Kratzer. Wie oft bin ich mit blutenden Knien abends nach Hause gekommen was Stunden vorher war, mit ausgeschlagenen Zähnen oder blutenden Ellenbogen sowie Kratzern und blauen Flecken vom toben und spielen.

Unsere Mutti ist bei vier Kindern in der ganzen Zeit nicht einmal geholt worden und war eher die absolute Ausnahme, ich kann mich in der ganzen Zeit an drei mal erinnern, dass die Eltern bzw. die Mütter von Spielkameraden geholt wurden. Einmal das gebrochene Bein, einmal Bewusstlos liegen bleiben nach Sturz auf den Kopf und das andere mal, als das Auto jemand angefahren hat und da auch die Spielkameradin bewusstlos liegen geblieben ist. So oder so musste man heim für den Notruf wenn es schlimmer war, denn die ersten Handys gab es zwar, Totschläger die vielleicht 1-2 Leute hatten, aber kein Netz in dem ganzen Kaff bis heute und Telefonzelle gab es eine, die mehr defekt war von der Zeit als sie funktionierte.

Unfall ist Unfall und wenn das Kind fällt, dann ist das so und kann man auch nicht ändern wenn man auf der Bank sitzt und zusieht. Selbst wenn man daneben steht oder das Kind am Arm hat, kann das immer passieren und ist keine Garantie dafür, dass nichts passiert. Manchmal ist das sogar einer der Umstände warum es schlimmer ausgeht als wenn ein Kind alleine gefallen ist wenn ein Erwachsener mit am Pfuschen ist und seine Flossen im Spiel hat.

Was auch nicht berücksichtigt worden ist, der Ausbau ist in der Zeit auch voran gegangen. Damals zu meiner Kindheit, da gab es im ganzen Dorf nicht einen Spielplatz wenn man von dem absieht der zum Kindergarten gehört hat der aber nicht für die Kinder des Dorfes war, sondern nur für die Kindergartenkinder. Wie willst du dich dann auf einem Spielplatz verletzen wenn es keinen gibt? Heute stehen in diesem Kaff mit 500 Einwohnern ganze drei Spielplätze zur Verfügung die es damals noch nicht gab.

Noch dazu ist es dann auch eine Frage von der Wartung und Pflege. Schaut man sich manche Spielplätze an, dann fragt man sich eh warum diese noch betrieben werden und offen sind. Schrauben die heraus stehen, spröde Seile die angerissen sind und solche Dinge. Teilweise wird da nicht einmal die Vorgabe eingehalten, wie das gesichert sein muss oder wie Umrandungen auszusehen haben. Liegen die dicken Felsen neben der Schaukel und Rutsche, dann ist das unzulässig und dürfte so gar nicht betrieben werden, da unzureichend gesichert und nicht an die Vorschriften gehalten.

Da muss ich nur aus der Haustür raus und 250 Meter gehen wenn ich das erste Paradebeispiel hier sehen möchte welches so aussieht und da toben jeden Tag Kinder herum, nutzen die Spielgeräte mit den spröden Seilen und heraus stehenden Schrauben. Da brauche ich keine Ablenkung haben oder ein ungelenkiges Kind, es ist einfach nur eine Frage der Zeit bis da etwas passiert und gehandelt wird auch nach mehrmaligen Hinweisen vom Betreiber der Stadt nicht.

Das Corpus Delicti ist hier nicht das Smartphone sondern einfach die Eltern selbst. Sie übermuttern ihre Kinder, packen sie in Watte, lassen sie zu wenig bewegen und machen andere Dinge vor wie damals noch. Aufmerksamkeit lässt sich auch ausweiten, wenn man sich nicht einfach auf den erstbesten Spielplatz setzt und das Kind einfach machen lässt, mal selbst die Augen aufmachen und sehen ob die Geräte in Ordnung sind oder nicht und wenn nicht, dann einen anderen Platz aussuchen. Da braucht es keinen technischen Sachverstand, nur ein wenig Aufmerksamkeit, ein waches Auge und ein klein wenig Hirn. Denn das sagt einem doch schon der Menschenverstand, dass ein Seil welches zur Hälfte durch ist weniger Belastung aushält, als wenn es vollkommen Intakt wäre oder die Schraube die 10 cm heraus steht, auch nicht mehr für Traglast und Stabilität am Gerüst sorgt oder sorgen kann, sondern maximal für einen Fremdkörper der im Kind steckt oder an dem man sich verletzt.

Das kann man erreichen, auch wenn man Besitzer eines Smartphones ist, aber auch mal in der Lage ist das Ding aus der Hand zu legen und seine Sinne zu nutzen anstatt auf blindes Vertrauen auf andere zu setzen. Ist das geprüft und für in Ordnung befunden, muss man nicht die komplette wie ein Luchs in Lauerstellung hinter dem Nachwuchs heräugeln, denn wenn er fällt, dann fällt er und fällt er blöd, dann ist halt auch mal das Bein kaputt. Aber dauerhaft etwas anderes machen und Stundenlang nie aufsehen, ist es halt auch nicht was damit gemeint ist. Mal eben kurz was schauen ist in Ordnung, aber nicht nur mit dem Ding vor der Nase herum sitzen und lungern, tut einem selbst gesundheitlich auch nicht das beste vom Bereich der Nackenmuskulatur und Augen her, um nur zwei Beispiele anzuführen wo die gesundheitlichen Probleme für die Eltern dann selbst auftreten, wenn sie das Ding nicht mehr aus der Hand legen können.

Das Risiko kann man aber minimieren indem man auf sichere Spielgeräte achtet, den Nachwuchs auch mal machen lässt und nicht in Watte packt und mehr als eine Stunde rennen lässt am Tag, körperlich, motorisch und feinmotorisch fördert und ansonsten diesen nicht vor dem Fernseher und andren Geräten parkt. Selbstbewusstsein vermittelt und nicht "Kevin komm da runter vom Baum" nach 30 cm schreit. Denn wie soll der Nachwuchs ansonsten diese Fähigkeiten sich aneignen und sicher beherrschen wenn immer die geifernde Glucke da steht und alles unterbindet was im Ansatz vielleicht ein Risiko birgt für eine Verletzung, dann dürfte kein Kind der Welt irgendwas machen und müsste nur in Watte und Schaumstoff angebunden in der Gummizelle sitzen.

Ach ja, wenn ich mit meinem Sohn auf den Spielplatz gehe dann renne ich ihm nicht nach, rutsche nicht mit ihm gemeinsam die ganze Zeit oder klebe an ihm fest. Er rennt durchaus alleine, spielt für sich. Ich mache durchaus mal etwas anderes nebenbei, mal ein Buch lesen, mal kurz ein Telefonat führen oder eine Nachricht schauen oder auch mit jemand anderen dort ein Gespräch führen. Das Smartphone hat bei mir so einen geringen Stellenwert, dass es oftmals Tagelang oder Wochenlang in der Ecke liegt ohne eines Blickes gewürdigt zu werden oder angefasst zu werden. Dennoch kleben meine Augen nicht dauerhaft und unentwegt auf meinem Sohn, Ablenkung gibt es dennoch aber in mehreren Formen. Beinbrüche und Verletzungen größerer Art gab es bislang keine, Schrammen und Kratzer sowie blaue Flecken gibt es auch so im Alltag immer wieder und zähle ich daher nicht als reine "Spielplatzverletzung".

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Natürlich haben Kinder früher mehr selber gemacht, sind alleine den ganzen Tag draußen gewesen und dennoch ist man mit kleinen Kindern auf den Spielplatz gegangen und gerade bei den kleineren Kindern muss man eben doch mal Hilfestellung leisten, weil sie vielleicht noch nicht so gut Stufen gehen können, nicht alleine schaukeln können oder sonst irgendetwas und da sollte man eben nicht am Handy oder Buch hängen, sondern helfen, auch weil die Verletzungen größer sind.

Bei großen Kindern oder Kinder, die schon in die Schule gehen würde ich es aber auch nicht einsehen, warum ich da immer schön daneben stehen soll und mein Kind dann noch überall festhalten soll. Natürlich passiert dann mal etwas, aber das sind ja auch Erfahrungen, die das Kind machen muss. Sich da ein Buch mitzunehmen oder das Handy zu benutzen um sich nicht zu langweilen finde ich vollkommen in Ordnung, immerhin spielt so ein größeres Kind auch eine ganze Weile länger und hat mehr Power, da ist es einfach nicht so spannend immer nur zuzusehen.

Ich denke, dass auch oft die Spielplätze an sich nicht kontrolliert werden, sie einfach marode sind und die Sicherheit nicht gegeben ist, natürlich möchte man das nicht hören und schiebt den Schwarzen Peter dann schnell den Eltern zu, die ja permanent auf das Kind aufpassen sollen.

Mein Sohn ist noch unter 2. Er ist noch nie mit uns gerutscht und dennoch rutscht er sehr gerne, er darf Sachen selber probieren, aber wir schauen schon, dass er sollte er Probleme haben auch Hilfe bekommt oder er zumindest nicht so tief fallen würde, weil wir ihn auffangen würden. Schlimm finde ich das in seinem Alter noch nicht. Wenn ich da aber andere Eltern von Kindern in dem Alter sehe, halten die ihre Kinder viel öfter fest und diese trauen sich dann auch weniger zu. Gut ist es also nicht, wenn man ständig am Kind hängt, da muss ich Sorae Recht geben.

Auf dem Spielplatz finde ich das Smartphone also nicht weiter verwerflich, jedoch schon, wenn man beispielsweise gemeinsam Bus fährt, nicht mehr mit dem Kind redet und dann nicht mal an das Kind denkt, wenn man aussteigt. So etwas kann man ja auch immer mal beobachten und das geht gar nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin schon der Meinung, dass Smartphones generell das Verletzungsrisiko steigern. Egal, ob auf dem Spielplatz oder zu Hause. Wenn man nur auf den Bildschirm guckt, dann kriegt man von seinem Umfeld eben nichts mehr mit und es passieren Unfälle, die es so nicht gegeben hätte.

Ich denke mir generell, wenn ich schon mit meinem Kind auf dem Spielplatz gehe, dann schenke ich ihm Aufmerksamkeit und beschäftige mich mit ihm. Den Vorschlag, dass der Erwachsene mit dem Kind auf dem Schoß rutschen soll, finde ich persönlich völlig übertrieben und zeigt wieder mal total spitze auf, dass in unsere Gesellschaft nur mehr zwei Arten von Eltern gibt.

Jene, die ihre Kinder überbehüten, die sogenannten Helikopter-Eltern, oder diejenigen, die die Kinder einfach massen lassen was sie wollen. Man kann sich immer und überall das Bein brechen, wenn man Pech hat. Da braucht man doch nicht mal eine Rutsche dafür.

Ich denke mal, dass früher die Kinder mehr um es vorsichtig auszudrücken " sich selbst überlassen waren" und draußen den ganzen Tag unterwegs waren, weil die Eltern mehrere kleine Kinder gleichzeitig zu versorgen hatten und deshalb gar nicht die Zeit hatten überall neben den Kleinen zu stehen und Händchen zu halten. Geschadet hat das den Kindern von damals meiner Meinung nach auf keinen Fall. Sie sind alle selbstständig geworden und die größeren Kinder haben auf die Kleineren aufgepasst.

Heute kommen im Schnitt auf eine Familie nicht mal mehr zwei Kinder. Da ist es fast logisch, dass sich natürlich die ganze Aufmerksamkeit nur auf oftmals ein Kind richtet. Man meint es als Elternteil gut und merkt gar nicht wie sehr überhütet, das Kind ist.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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