Schon Komfortsprechstunden beim Arzt angeboten worden?

vom 25.02.2014, 19:03 Uhr

Die sicherlich nicht besser werdende Terminklemme ausnutzend, sind wohl einige Arztpraxen mittlerweile schon dazu übergegangen lukrative „Komfortsprechstunden“ zu vergeben. Dabei wird speziell von gesetzlich Versicherten ein Sonderobolus von 50€ (nach oben sicherlich offen) erhoben. Von derartigen Praktiken habe ich bisher noch nichts mitbekommen und finde diese ja auch skandalös.

Was haltet ihr denn von den so genannten Komfortsprechstunden? Sind euch derartige Angebote auch schon untergekommen? Wärt ihr bereit ein Aufgeld für einen schnelleren Termin zu bezahlen oder würdet ihr dann doch lieber eine monatelange Wartezeit in Kauf nehmen?

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» schraxy » Beiträge: 1085 » Talkpoints: 52,15 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich von dieser Methode gar nichts halte. Ich bin der Meinung, dass Ärzte ihren Patienten so schnell wie möglich einen Termin geben müssten. Wenn es dann aber Menschen gibt, die für einen zeitnahen Termin bezahlen, dann zögern sich vielleicht die Termine für die Menschen, die nicht bezahlen können oder wollen, noch weiter nach hinten hinaus. Das finde ich alles andere als fair. Wenn man als Notfall nicht schnellstmöglich einen Termin bekommt und dafür noch bezahlen muss, dann entwickelt sich das System immer unfairer. Ich würde diese Möglichkeit normalerweise nicht in Anspruch nehmen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde dieses Angebot auch sehr bedenklich. Es wird ja schon von Zweiklassengesellschaft geredet, weil es Privat- und Kassenpatienten gibt. Aber die Möglichkeit für einen Arzttermin zu zahlen, setzt dem ja noch mal eine Krone auf.

Ja, die Zeit der Ärzte ist begrenzt und keiner hat mehr Zeit für eine ausgedehnte Beratung. Für jeden Einzelnen, der sich so eine Komfortsprechstunde leisten kann, ist sie daher eine wunderbare Sache. Der Arzt ist entspannt und hat wirklich Zeit für einen. Aber im Großen und Ganzen ist es wirklich katastrophal, weil die Reichen so der Allgemeinheit die Zeit des Arztes vor der Nase wegkauft.

Da reich hier nicht unbedingt mit hohem Beratungsbedarf einhergeht, ist es vom medizinischen Standpunkt aus unhaltbar. So wird kleinen Kränklichkeiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt als ernsthaften Erkrankungen. Und wer sich jemals mit einer älteren Person unterhalten hat, weiß, wie gerne die über ihre Krankheiten reden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die gerne mal 50 Euro lockermachen, um das ausgedehnt tun zu können. Ich denke, viele ältere Frauen gehen auch nur deshalb zum Friseur und der kostet ähnlich viel.

Also ich finde diese neue Erfindung wirklich krass und sehr unsozial. Ich mag den Solidaritätscharakter unseres Gesundheitssystems wirklich sehr. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, ihn einzubüßen. Denn es kommt wirklich letztlich allen zugute. Ich möchte jedenfalls nicht in einer Gesellschaft leben, in der sich einige den Arzt nicht leisten können und ich muss mir das dann tagtäglich ansehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde das schon eine gute Sache. Klar wäre es besser, wenn Ärzte sich immer viel zeit für ihre Patienten nehmen würden. Aber das tun sie eben leider nicht. Man wird beim Arzt oft nur mit dem Nötigsten versorgt und dann weggeschickt, darf nicht zu viele Fragen stellen, weil man ja sonst kostbare Zeit blockiert. Das merkt man als Patient, dass man nur eine Nummer ist und sich keiner Zeit nimmt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also ich selber hatte noch keine Komfortsprechstunde, aber in wirklich dringenden Fällen wäre mir auch das Geld von 50 Euro wert, dass ich dementsprechend beraten werde. Man merkt schon, wenn man hinein kommt, dass man nur eine Nummer ist.

Mir ist das schon oft aufgefallen, als ich meine Vorgeschichte der Krankheit zur Anamnese erzählt habe, dass ich in den ersten zehn Sekunden schon unterbrochen wurde und mir irgendwelche Medikamente verschrieben wurden, obwohl die vielleicht gar nicht passend waren.

Gerade bei den Kassenärzten ist es so, dass sie wirklich keine Zeit für die Patienten haben. Es geht da auch wirklich immer extrem zu und die Warteräume sind voll.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich würde das nicht in Anspruch nehmen und mich nach einem anderen Arzt umsehen. Ich bezahle schließlich jeden Monat brav meine Krankenversicherung, mein Arbeitgeber auch. Wenn ich selber für Leistungen bezahlen muss, die eigentlich von meiner Versicherung bezahlt werden, brauche ich keine Versicherung.

Aber ich bin mobil und kann mich zur Not in der Nachbarstadt nach einem neuen Arzt umschauen und ich habe mehrere Kliniken in der Nähe, die ich in einem Notfall in Anspruch nehmen könnte. Leute, die auf dem Land leben und nur einen einzigen Facharzt in erreichbarer Umgebung haben, haben unter Umständen gar keine andere Wahl als zu bezahlen. Das finde ich schon bedenklich.

Davon abgesehen finde ich es etwas naiv zu glauben, dass man nur fünfzig Euro bezahlen muss und schon ist man für den Arzt keine "Nummer" mehr. Man ist dann aber zusätzlich noch die Geldquelle, die Zusatzeinnahmen beschert. Ich muss sagen, dass ich Ärzten gegenüber misstrauisch bin, die mir irgendwelche Sonderleistungen verkaufen wollen ohne, dass ich danach gefragt habe. Wie kann ich da sicher sein, dass etwas empfohlen wird weil es mir hilft? Vielleicht hilft es eher dem Konto des Arztes? Ich habe aus diesem Grund meinen Zahnarzt gewechselt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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