Übergewichtige und Raucher vom Arzt schlechter behandelt?

vom 20.10.2017, 12:14 Uhr

Ich habe die Aussage eines Arztes gehört, der meint, dass Übergewichtige und auch Raucher oft minderwertigere Medikamente von Ärzte verschrieben bekommen. Dieser Arzt hat wohl ein Buch darüber verfasst, dass Ärzte keine Halbgötter in Weiß sind und Fehler machen und man sie auch darauf hinweisen könnte.

Ich bin weder übergewichtig noch rauche ich. Daher kann ich nicht beurteilen, ob Raucher und Patienten mit Übergewicht oft schlechter behandelt werden oder sogar minderwertigere Medikamente bekommen. Ich finde das schwer vorstellbar, aber sicherlich nicht unmöglich.

Welche Beobachtungen oder Erfahrungen habt ihr da gemacht? Meint ihr, dass Übergewichtige und Raucher wirklich schlechtere Medikamente bekommen? Oder meint ihr, dass dies eine nicht erwiesene Behauptung ist? Ist das alles Blödsinn?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Was sind minderwertige Medikamente? Generika kann man darunter ja nicht verstehen, denn das ist ja eigentlich Sache der Krankenkasse wenn man statt des Originals ein Generikum bekommt. Und gefälschte Medikamente können es auch nicht sein, weil man so etwas ja nicht bewusst verschreiben kann.

Bedeutet das, dass der dicke Raucher bei gleicher Diagnose ein Medikament mit weniger Wirkstoff bekommt als ich? Oder, dass man mir eher das modernste Medikament, das auf dem Markt ist, verschreiben würde, während der dicke Raucher eher etwas bekommt, das schon seit Jahren bewährt ist? Aber wäre die bewährte Therapie deshalb automatisch minderwertig?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Auch wenn ich weder das eine noch das andere bin, kann ich mir nicht vorstellen, dass man da absichtlich zu schlechterer Medizin greift, was genau muss man sich denn darunter überhaupt vorstellen? Dass man nicht das perfekte Antibiotika für das Problem erhält?

Wohl aber habe ich schon öfters gelesen, dass vor allem stark übergewichtige Menschen sich von Ärzten manchmal sehr blöde Sprüche gefallen lassen müssen oder dass die Ärzte gerne mal sofort eine Diagnose stellen, ohne die Person ausgiebig zu untersuchen. Da wird dann einfach das Gewicht als Grund genannt.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Diese These halte ich schon für sehr gewagt und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das wirklich so stimmt. Ich habe in meinem Berufsalltag etwas derartiges noch nicht festgestellt und ich frage mich wie meine Vorschreiber auch, was denn minderwertige Medikamente sein sollen. Geht es da um den Wirkstoff oder um das Präparat an sich?

Wenn es um einen nicht so gut geeigneten Wirkstoff gehen sollte, dann hat ein Arzt doch nichts davon. Der Patient wird dann immer wieder auf der Matte stehen und nicht gerade zufrieden mit der Praxis sein. Ansonsten gelten doch die Rabattverträge, wenn der Arzt nicht gezielt ein Präparat aufschreibt, was er zwingend haben möchte.

Diese gelten natürlich auch für alle Patienten gleichermaßen und darauf hat der Arzt so direkt eben auch keinen Einfluss. Also verstehe ich ehrlich nicht, wie das gemeint sein soll und wie dieser Arzt es herausgefunden haben will, dass Übergewichtige und Raucher anders behandelt werden als andere Patienten. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass das ein allgemeines Problem bei wirklich allen Ärzten ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Ich habe die Aussage eines Arztes gehört, der meint, dass Übergewichtige und auch Raucher oft minderwertigere Medikamente von Ärzte verschrieben bekommen. Dieser Arzt hat wohl ein Buch darüber verfasst, dass Ärzte keine Halbgötter in Weiß sind und Fehler machen und man sie auch darauf hinweisen könnte.

Ich frage mich gerade, ob du diesen Mist wieder bei Punkt 12 aufgegabelt hast. Ich glaube nämlich nicht, dass das nur ansatzweise der Wahrheit entspricht und wenn doch, dann beweise es mir doch und verlinke das Buch von dem Arzt, der das angeblich gesagt haben soll.

Kein Arzt wäre so blöd und würde zugeben, dass es zwei Arten von Medikamenten gibt und die "guten" Patienten bekommen die Medikamente mit Wirkung und die "schlechten" bzw. dickeren und rauchenden Patienten, bekommen den "Müll". Was ich nicht abstreite ist, dass Raucher und dicke Menschen anders behandelt werden und nicht so Ernst genommen werden, wenn diese Beschwerden haben. Denn da wird die Ursache eher im Rauchen oder Übergewicht gesehen und nicht bei anderen Faktoren, sodass man theoretisch erst zum schlanken Nichtraucher mutieren müsste, bevor man Ernst genommen wird.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Meine Freundin ist übergewichtig und hat grottenschlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht. Es fing damit an, dass sie gar nicht untersucht wurde. Sie kam zum Beispiel zum Augenarzt, klagte darüber, dass sie mit ihrer aktuellen Brille nicht mehr scharf sehen könne. Er guckte nur in ihre Augen ohne jedes Untersuchungsinstrument - und verschrieb ihr die gleiche Brille noch einmal! Erst bei einem anderen Arzt wurden die Augen untersucht und sie bekam eine Brille verschrieben, die sich an ihren veränderten Werten orientierte.

Ähnliches passierte bei einem Hausarzt. Sie ging mit einer schweren, fiebrigen Grippe hin und brauchte etwas gegen ihre Schmerzen (vor allem der Hals tat sehr weh) und eine Krankschreibung, denn so war sie nicht mal mehr fahrtüchtig. Die Ärztin kam ihr nicht näher als drei Meter - und wollte sie weder krankschreiben noch ihr etwas geben. Ihr Kommentar war nur, dass meine Freundin abnehmen solle, dann hätte sie auch keine Grippe mehr. Erst auf mehrfaches Nachfragen, wie sie denn so fahren und arbeiten solle, gab es zumindest eine Krankschreibung.

Und das war kein Einzelfall, sondern die Regel. An ihrem Gehirntumor musste sie erst fast sterben, bevor überhaupt mal ein Arzt näher untersuchte, woher denn die Kopfschmerzen kamen! Vorher hatte sie nur zu hören bekommen, dass sie endlich abnehmen und Sport treiben solle. Die Kopfschmerzen kämen schließlich nur davon, dass sie ständig vorm Computer hinge.

Und ich kenne noch weitere Fälle aus meinem Umfeld. Bis vor kurzem hatte ich einen Nachbar, der wohl so etwa 200 kg auf die Waage brachte und sich kaum noch bewegen konnte. Er ging mit akuten Schmerzen im Bein in die Notaufnahme, wo er nur oberflächlich untersucht wurde, ohne dass man sich das Bein überhaupt ansah, und per Taxi wieder nach Hause geschickt wurde. Ich war zufällig bei seiner Ankunft anwesend, zog sein Hosenbein etwas hoch - und das Bein darunter war dunkel angelaufen, denn er hatte eine Trombose und das Bein wurde nicht mehr richtig durchblutet!

Und diese Geschichten sind nur der Gipfel des Eisbergs von Erfahrungen Übergewichtiger aus meinem Umfeld mit Ärzten! Und bei diesen schlampigen und fehlenden Untersuchungen ist es kein Wunder, wenn es dann auch nicht die richtigen Medikamente gibt. Die Ärzte haben nur ein bestimmtes Budget für ihre Patienten. Sie müssen auch sparen, wo es geht. Statt etwa einem teuren, helfenden Schmerzmittel bekommt man dann nur gesagt, man solle sich selbst Aspirin besorgen.

Ich selbst habe auch chronische Schmerzen. Bei mir müssen sich teilweise drei Ärzte in einer Konferenzschaltung zusammen tun, damit ich einen mir helfenden Schmerzcocktail bekomme. Jeder Arzt verschreibt dann ein Medikament, erst die Kombination bringt die gewünschte Wirkung. Allein darf es keiner der Ärzte, wenn sie nicht Probleme mit der Krankenversicherung bekommen wollen.

Ich kenne dagegen viele Übergewichtige, die ebenfalls chronische Schmerzen haben, aber nichts Hilfreiches verschrieben bekommen. Sie sollen sich selbst Aspirin oder Ibuprofen besorgen und ansonsten abnehmen. Da ist es völlig egal, ob die Schmerzen mit dem Übergewicht zusammen hängen oder nicht! Und es ist nicht ein schwarzes Schaf, das sie so behandelt, sondern es ist die Regel! Hier im Ort dürfte es so ungefähr jeder Arzt sein. Die Übergewichtigen haben also keine Chance, eine "echte" Behandlung zu bekommen und wenn sie wieder auf der Matte stehen, werden sie beschimpft, beleidigt etc. Auch das kam nämlich schon vor!

Also ja: Nach meiner Erfahrung (auch ich war mal übergewichtig und habe ähnliches erfahren) werden Übergewichtige von Ärzten sehr viel schlechter behandelt und bekommen auch keine oder nicht hilfreiche Medikamente!

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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