MDR1-Defekt bei colliartigen Rassen berücksichtigen?

vom 21.10.2017, 17:17 Uhr

Bekannte haben Shelties und diese auch anfangs gleich auf diesen Defekt hin untersuchen lassen bzw. testen lassen, ob die Hunde betroffen sind und ob sie bestimmte Medikamente nicht dürfen. Ich habe gehört, dass die colliartigen Hunderassen oftmals die Medikamente schlechter abbauen können und sie länger im Organismus bleiben.Meine Bekannte kann auch nicht jede Wurmkur für ihre Hunde verwenden und braucht da immer bestimmte Sorte.

Was wird genau bei diesen Rassen getestet? Wie kommt es das die Hunderassen manche Medikamente schlechter abbauen können? Was passiert im Körper des Hundes, wenn er ein solches Medikament erhält? Kann das schlimme Folgen für das Tier haben? Wie findet diese Untersuchung statt? Ist es immer sinnvoll Hunde testen zu lassen, wenn sie zu diesen Rassen gehören?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das MDR-1 Gen sorgt unter anderem für die Produktion von P-Glycoprotein. Dieses Protein ist wichtig für die Funktion der Blut-Hirn-Schranke. Diese Schranke sorgt dafür, dass sich ganz viele Stoffe zwar im ganzen Körper verteilen können, aber nie bis ins Gehirn und ins Zentralnervensystem vordringen können. Das funktioniert bei körpereigenen Botenstoffen, Toxinen, vielen Viren und Bakterien und natürlich auch bei Inhaltsstoffen von Medikamenten.

Ist das Gen defekt, funktioniert die Barriere nicht, weil das Protein ganz fehlt oder zu wenig davon da ist. Im Alltag macht das wenig Probleme. Das sieht aber ganz anders aus, wenn es um Medikamente geht. Ohne funktionierende Blut-Hirn-Schranke kommen plötzlich Wirkstoffe an die empfindlichen Nerven, die da nicht hin gehören und die Zellen zerstören können. Da reicht dann auch eine eigentlich harmlose Wurmkur.

Deshalb testet man betroffene Rassen auf diesen Defekt. Ein wenig Blut genügt, damit das Labor den Gentest durchführen kann. Wobei der Test natürlich unnötig ist, wenn die Elterntiere getestet sind. Nachweislich gesunde Elterntiere produzieren nur gesunde Nachkommen. Ein gesunder Hund kombiniert mit einem Merkmalsträger oder einem betroffen Hund ergibt maximal Merkmalsträger. Zwei betroffene Hunde haben immer betroffene Welpen. Lediglich bei der Verpaarung von zwei Merkmalsträgern ist der Ausgang unklar. Es kann gesunde, Merkmalsträger und betroffene Tiere in einem Wurf geben. Da muss man testen, um Sicherheit zu haben. Allerdings sollte man wissen, dass auch Merkmalsträger manchmal überempfindlich reagieren. Ganz gelassen bleiben kann man nur bei erbgesunden Exemplaren.

Ansonsten funktioniert der Regelkreis für Cortisol bei betroffenen Exemplaren nicht richtig. Das sorgt für erniedrigte Cortilsolwerte im Blut. Es scheint auch eine Neigung zu Entzündungen des Darms zu geben. Generell betrifft der Defekt durchaus alle Rassen, die mit Lang- und Kurzhaarcollies verwandt sind.

Manchmal erlebt man auch Überraschungen. So sind beispielsweise sehr selten belgische Schäferhunde betroffen, weil Züchter heimlich zur Fellverbesserung der langhaarigen Varietäten Collie eingekreuzt haben. Bis vor einigen Jahrzehnten wurden die Varietäten nicht getrennt gezüchtet, die Rasse wurde am Erscheinungsbild der Welpen festgemacht. Deshalb gibt es heute ab und zu Malinois mit dem Defekt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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