Etwas nur im Verborgenen lieben?

vom 18.10.2017, 04:22 Uhr

Ich habe gelesen, dass eine Autorin ein neues Buch veröffentlicht hat, in dem sich alles um McDonald's dreht. Die Autorin stellt die These auf, dass der Konzern oft geschmäht, aber gleichzeitig nur im Verborgenen geliebt würde. Ich fand diese Formulierung ziemlich interessant und ich wüsste ehrlich gesagt nicht, warum es ein Problem darstellen sollte, wenn man sich öffentlich dazu bekennt, diesen Konzern oder das Essen dort "zu lieben".

Bei uns ist dieses Fast-Food-Restaurant aber auch nicht so verpönt, dass man sich nicht trauen dürfte, darüber zu sprechen. Sicherlich gibt es aber auch andere Bereiche, wo man jemanden oder etwas im Verborgenen liebt oder lieben muss. Ward ihr schon mal in der Situation jemanden oder etwas im Verborgenen zu lieben? Wann kommt es dazu und warum? Findet ihr es normal?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde die These gar nicht so absurd, dass hartnäckige McDonalds-Fans zumindest etwas schräg angeschaut werden, wenn sie offen sagen, dass sie dieses Fast-Food-Unternehmen wirklich lieben und gerne dort essen gehen. Manche lassen sich dadurch natürlich nicht abhalten, dennoch ihre Begeisterung über fettige Pommes Frites und matschige Hamburger mit ihrem gesamten Umfeld zu teilen, aber ich habe auch schon Leute erlebt, die sich da etwas anders verhalten haben, ganz im Sinne der Autorin.

Ich selbst bin nun auch kein großer Fan von McDonalds, weil ich das Essen einfach nicht mag, die vegetarischen Variationen sind auch nicht wirklich etwas für mich und ich bin der Ansicht, dass es für Burger-Liebhaber tausende von besseren Alternativen gibt und auch diejenigen, die nur schnell etwas essen möchten, mit den meisten anderen Imbissbuden besser bedient sein dürften als mit einem Kauf der McDonalds-Produkte. Ich gehe zum Beispiel grundsätzlich lieber zur türkischen Imbissbude als zu einer großen Fast-Food-Kette. Alle paar Monate ergibt es sich, dass ich dann doch mal bei McDonalds lande und danach denke ich mir regelmäßig, dass es doch einfach nicht schmeckt, schwer im Magen liegt und nicht lang anhaltend sättigt.

Im Gespräch mit Leuten aus meinem Umfeld, die regelmäßig zu McDonalds gehen, habe ich es nun auch schon einige Male erlebt, dass die ihre McDonalds-Besuche auch eher etwas beschönigt haben. Sie erzählten dann, dass sie ja nur ganz selten dort essen, was dann aber im Endeffekt zwei Besuchen in der Woche entsprach, was ich wirklich extrem viel finde. Andere erzählen, dass sie mit dem Angebot dort ja eigentlich auch gar nicht zufrieden sind und dass die Sachen dort alle so schrecklich ungesund seien. Dennoch laufen auch diese Leute immer wieder zu McDonalds. Es ist schon so, dass manche so tun, als würden sie diesen Laden, seine Geschäftspraktiken und das Essen dort gar nicht so toll finden, aber insgeheim sind sie dann doch größere Fans als man zunächst erwarten würde.

Wirklich nachvollziehen kann ich dieses Verhalten aber auch nicht. Es sollte doch jeder dazu stehen können, dass er auf McDonalds steht und gerne dort isst, zumindest wenn es eben so ist. Heimlich hinzugehen und am Ende so zu tun, als würde man keinen Fuß in diesen Laden setzen, finde ich eher peinlich.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Für mich ist es eine absolute Binsenweisheit, dass Menschen nicht gerne zugeben, etwas gerne zu essen, zu tun oder was auch immer, was aus den unterschiedlichsten Gründen gesellschaftlich als "verpönt" gilt. Beispielsweise kenne ich kaum jemanden, der offen zugibt, die "Bild" zu lesen, aber die Auflagenstärke spricht eine völlig andere Sprache. Genauso verkaufen sich billige Liebesromane und am Fließband produzierte Krimis wie die warmen Semmeln, aber viele Leute geben sich eben gerne einen intellektuellen Anspruch und tun so, als würden Marie Kondo und Eckart Tolle ihr Leben bestimmen, um ja nicht mit "Lieschen Müller" in einen Topf geworfen zu werden, die von edlen Rittern und schönen Jungfrauen träumt.

Und die gastronomische Version eines Schundromans oder einer Reality-TV-Show ist eben das berühmte Schnellrestaurant. In unserer Gesellschaft wird um Ernährung eine Art Pseudo-Religion betrieben, und jeder, der auf sich hält, trinkt grüne Smoothies und vermeidet "Carbs" wie der Teufel das Weihwasser. Wer dieses Image pflegt, kann ja kaum parallel dazu bei Burgern und Pommes zuschlagen und "liebt" diese "im Verborgenen", wobei ich die Formulierung schon übertrieben emotional aufgeladen finde. Ich liebe meine Familie, aber doch keinen Burger.

Im konkreten Fall kann ich von mir auch nicht sagen, dass ich McD "liebe". Als Teenager war es noch etwas Besonderes, aber mittlerweile schmeckt das Essen dort für meinen Magen nach gar nichts mehr, ist lauwarm und matschig. Und auch sonst hänge ich zwar nicht jedes meiner Hobbys und Vorlieben an die große Glocke, aber ich kann auch nicht behaupten, etwas verschämt im Verborgenen zu "lieben". Leute, die mich kennen, wissen um meine Begeisterung für britische Muscials aus den 1980er-Jahren, für Schwert-und-Drachen-Fantasy und für Handarbeiten aller Art. Dass ich kein T-Shirt trage, auf dem meine Fandoms aufgelistet sind, heißt ja nicht, dass ich nicht zu ihnen stehe.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das Beispiel mit der Bild von Gerbera ist gut, genau so kenne ich das auch und ähnlich verhält es sich mit Trash-Sendungen auf RTL. "Ich gucke das nur, weil es lustig ist, wie lächerlich die sich machen", höre ich da oft. Solange die Quoten stimmen, ist es egal, warum man das liest oder anguckt. Dass McDonalds sich riesiger Beliebtheit erfreut, ist eindeutig, wenn man sich Erfolg und Verbreitung des Geschäfts anguckt. Der Laden, an dem ich nach der Arbeit vorbeikomme, ist immer randvoll.

Viele in meinem Bekanntenkreis geben offen zu, dass sie sehr gerne bei McDonalds essen und sehen darin auch kein Problem. Andere erklären, sie würden da nur ganz selten essen und auch nur dann, wenn es keine Alternative gibt, dann aber auch nur bestimmte Sachen auswählen...

Ich finde solche Entschuldigungen und Rechtfertigungen überflüssig. Ich selbst halte nichts von McDonalds und bin so oder so kein Fan von Burgern, aber auch wenn ich sehr darauf achte, wo und was ich generell kaufe, gibt es bei mir sicher auch die ein oder andere Marke, die fragwürdig ist. Da liegt es mir fern Menschen für ihren Besuch bei McDonalds schief anzusehen, ich bin auch nicht perfekt was ethisches Kaufen angeht und was Gesundheit und dergleichen betrifft, geht mich das bei erwachsenen Menschen nichts an.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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