Geklautes Kinderrad zurück klauen?

Herr Y ist ein liebevoller Mensch und möchte nur, dass es Kindern gut geht. Egal ob es sich um seine eigenen handelt, seine Nichten & Neffen sowie fremde Kinder. Er tut auch viel ehrenamtlich für Kinder und bespaßt Kinder gerne in der Freizeit auf seine Kosten. Das ist in der Nachbarschaft bekannt. Also ein wahrer Kinderfreund.

Nun kam von Herrn Y die Nichte zu ihm und sagte, dass ihr neues Fahrrad trotz Schlösser und Fahrradketten geklaut worden ist. Sie hat es an einem Fahrradständer vor einer bei uns berüchtigten Schule gestellt, was ihr Fehler war. Doch Herr Y war so sauer, dass er sich auf die Suche machte und in den Wohngegenden der meisten Schüler der Schule geschaut hat.

In einer Seitenstraße war er sicher, dass es sich um das Rad seiner Nichte handelt, und hat sie angerufen, dass sie bitte vorbeikommen möge, um zu schauen, ob es sich um ihr Fahrrad handelte. Da sie unterm Sattel in weißer Eddingschrift ein Zeichen machte, konnte sie schnell feststellen, dass es wohl ihr Fahrrad oder zumindest ihr Sattel war.

Statt zu warten, wer das Rad geklaut hat, die Polizei zu rufen oder mal die Nachbarn zu fragen, hat Herr Y das Rad einfach abgemacht und mitgenommen. Im Grunde also zurück geklaut und seine Frau war davon alles andere als begeistert.

Würdet Ihr ein geklautes Fahrrad Eurer Kinder & Co zurückklauen wie Herr Y und nicht auf Polizei, die Eltern des Diebs & Co warten? Oder könnt ihr verstehen, dass die Frau von Herr Y sehr sauer war, weil man ihn jetzt ja selber des Diebstahls bezichtigen könnte? Wie denkt Ihr über Herr Y und wie hättet Ihr reagiert?

Na, die Reaktion von dem Herren kann ich schon verstehen und nachvollziehen, aber gemacht hätte ich es so nicht. Wenn das Mädchen nachweisen kann, das das ihr Fahrrad ist, dann hätte ich die Polizei gerufen. Wäre in dem Fall ja am Einfachsten gewesen.

Sicherlich wird sich der Dieb natürlich wundern warum das Fahrrad plötzlich selbst geklaut wurde, aber ich denke so kommt er ja ungestraft davon und kann es sich wieder zurück holen. Und wer weiß was er dann damit macht. Vielleicht verkauft er es auch und dann ist er aus der Sache raus und das Mädchen sieht ihr Fahrrad nie wieder.

Schau doch mal ins Forum. Da gibt es schon Threads über das Thema. Unter anderem Ist es Diebstahl, wenn man Gestohlenes zurück klaut? Die Antworten interessieren dich vielleicht. Aber wie man reagiert und was man macht muss nicht auch Recht sein. Auch wenn ich verstehen kann, wenn man sein Eigentum zurück holt, darf man das nicht und wieder weg nehmen ist auch stehlen. Deswegen wäre es hier am besten, wenn man sofort die Polizei ruft, wenn man das Fahrrad gefunden hat. Man hat ja auch wahrscheinlich eine Diebstahlsanzeige gemacht, damit man Geld von der Versicherung bekommt und auch damit der Dieb vielleicht auch gefasst wird und deswegen ist der richtige Weg einfach die Polizei einzuschalten.

Irgendwie kann ich seine Reaktion total verstehen. Ich wäre wahrscheinlich genau so umgegangen und denke natürlich, dass es erst einmal falsch ist. Doch wozu sollte man die Polizei rufen? Der Junge, der das Rad geklaut hat, wird wohl kaum die Polizei rufen, wenn ich mit dem Rad wieder wegspaziert wäre und wenn doch, dann hätte er sich in dem Moment selbst ins Fleisch geschnitten. Denn das Fahrrad war ja markiert.

Ich weiß natürlich, dass solch eine Reaktion sicherlich nicht richtig ist, auch wenn ich sie total witzig finde. Ich kann sie aber komplett nachvollziehen, weil diese Diebstahlangelegenheit ja meistens ungeklärt bleiben oder sogar kaum Ärger am Ende dabei rauskommt. Das Rad wurde zudem in einer besonderen Gegend gefunden, wo sowieso Polizei nicht ernst genommen wird und die Klientel etwas nun ja sagen wir, anders ist.

Ich würde wahrscheinlich lügen, wenn ich sage, dass ich nicht ähnlich reagiert hätte. Obwohl ich besseren Wissens weiß, dass es nicht in Ordnung ist. Doch ich bin manchmal auch der Meinung, dass der einfachste Weg, der schnellste Weg und beste Weg ist. Zumindest in diesem Fall und da wäre ich wohl auf der Seite des Onkels gewesen und hätte ebenso so reagiert.

Die Reaktion erscheint im ersten Moment total nachvollziehbar, aus einer Wut heraus kann ich es schon verstehen. Es ist emotional abgelaufen, das Rad war nicht günstig und der Diebstahl dreist, da ist man wütend und reagiert vielleicht ein bisschen zu kurz gedacht.

Generell sollte man in so einem Fall natürlich die Polizei rufen und bei aller Emotionalität sollte man das auch wirklich machen, immerhin setzt man damit auch ein Zeichen und der Dieb lernt, dass es so nicht geht und so ein Verhalten Konsequenzen hat. Sonst zeigt man ja eigentlich nur, dass es okay ist, sich Dinge einfach zu nehmen.

Das was hier gemacht worden ist, ist einfacher Kinderkram und klar ist die Frau sauer und kann ich durchaus verstehen. Hier wurde rein emotional gehandelt, aber dennoch stellt auch der erneute Diebstahl von dem Herren hier einen Diebstahl dar, auch wenn er sich sein Eigentum wieder beschafft hat. Das Rad war angeschlossen, wohl mit einem anderen Schloss als seinem eigenen, da sind wir dann auch noch mit der Sachbeschädigung mit dabei.

Warum sollte man das gut heißen oder noch bejubeln? Wo ist bitte das Problem dabei, dass man sein Smartphone in die Hand nimmt, die Polizei ruft und wartet bis diese da ist? Diese hört sich den Sachverhalt hat, am besten hat man noch Beweise in der Hand, dass es auch das eigene Rad ist und wenn das glaubhaft ist, dann macht die Polizei das Rad auch auf und gibt es dem Eigentümer direkt zurück. So schnell klären diese keine Fälle auf, sind gut für die Quote, es ist alles korrekt abgelaufen und ermittelt wird auch wer der Dieb gewesen sein könnte, aber meistens lässt sich das nicht mal mehr nachvollziehen wenn es an der Straße angeschlossen steht.

Was ist das denn auch für ein Vorbild für die eigenen Kinder wenn man das als Vater so macht? Man zeigt und signalisiert damit, dass es vollkommen in Ordnung ist sich über geltendes, verbindliches Recht für jedermann hinwegsetzen zu dürfen, nur damit man an sein Eigentum wieder kommt auf einem Illegalen Weg. Es gibt nicht umsonst die Verfahrenswege die einzuhalten sind und die Regeln dazu, dass es eben einheitlich und gleich abläuft und nicht jeder machen kann, was er denn gerne möchte.

Ich kann auch nicht aus einer Lust und Laune hingehen, und Schuldner zu Hause aufsuchen, ihre Tür eintreten und die Glotze raus tragen und verkaufen, nur damit die ausstehenden Zahlungen für die Dienstleistungen und Waren damit gedeckt werden. Da hält man den Verfahrensweg ein, klagt und schickt den Vollzugsbeamten, der das darf und dessen Job das ist, aber doch nicht selbst. Wo kämen wir denn da hin, wenn das jeder machen würde und wozu bräuchten wir dann noch Gesetze und Regeln?