Reisen Studenten heute häufiger und luxuriöser als früher?

Mein Freund wundert sich immer wieder darüber, wie häufig und wohin meine Kommilitonen verreisen. Obwohl wir auch in der vorlesungsfreien Zeit Praktika haben, finden viele einige Tage oder sogar eine Woche, in der sie verreisen können. So ist eine Bekannte von mir neulich für eine Woche in China gewesen, um dort eine Freundin zu besuchen. Eine andere Kommilitonin war dieses Jahr bereits einmal in Australien um dort ihren Vater zu Besuchen und fährt Ende des Jahres wieder. Auch viele andere Studenten verreisen über kurz oder lang.

Meinem Freund ist das fremd. Während seiner Studienzeit war es offenbar nicht üblich zu verreisen. Zwar konnte er als Jurastudent einem Nebenjob nachgehen, das Geld hat er oder seine Kommilitonen aber nicht für Reisen ausgegeben. Wenn mal jemand von seinen Kommilitonen verreist ist, dann waren es kurze und günstige Urlaube innerhalb Deutschlands oder in Holland. Wirklich gut findet er es auch nicht, er ist der Meinung man solle sich auf sein Studium konzentrieren.

Könnt ihr die Beobachtung meines Freundes bestätigen, dass Studenten heute eher und auch luxuriöser reisen, als das früher noch der Fall gewesen ist? Woran liegt das? Gönnt man sich heute eher was, auch wenn es um Geld der Eltern ist?

Ich kann nicht beurteilen wie Studenten früher verreist sind, aber generell geben die Deutschen doch immer mehr Geld für Urlaub aus. Warum sollte das bei Studenten anders sein?

Ich bin zu Studienzeiten 2x auf eine längere Auslandsexkursion nach Laos und Syrien geflogen. Hat mich jeweils rund 3000 Euro gekostet. Die Alternative wäre eine langweilige Exkursion in die hessische Rhön oder so gewesen. Wollte ich aber nicht.

Diese Beobachtungen kann ich - nur bezogen auf Studenten - nicht unbedingt bestätigen. Ich habe auch gejobbt während meiner Studienzeit, während der vorlesungsfreien Zeit war das dann Ganztags, ansonsten auf 20 oder weniger Wochenstundenbasis. Da kam zwar etwas Geld bei rum, das habe ich aber für Miete und Lebenshaltung ausgegeben. Nicht alles, aber einen Großteil. Meine damals noch Freundin und ich sind auch ab und zu in Urlaub gefahren. Das waren dann aber meistens Trips über verlängerte Wochenenden in deutsche Großstädte oder Großstädte benachbarter Länder. Nichts Teures oder Wildes. Viel mehr war auch nicht unbedingt drin.


Ich habe aber eine Bekannte, die war letztens auch in Australien. Die hat zusammen mit ihrem Freund da ein halbes Jahr Work and Travel gemacht. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie da noch Studentin war. Jedenfalls hat sie auch in Australien eine Stelle angeboten bekommen, an der sie promovieren kann. Das würde wieder dieses Auslandsreisen bestätigen. Aber ich denke das geht dann schon eher in Richtung Beruf.

In der heutigen Zeit reist man aber immer mehr und weiter und öfter habe ich so das Gefühl. Das ist auch logisch mit der zunehmenden Globalisierung und Internationalisierung. Wenn ich sehe wie leichtfertig bei mir auf der Arbeit die Entscheidung getroffen wird, dass wir mal eben zehn Mitarbeiter in die USA schicken, dann kommt es mir schon so vor, als würden die Abstände zwischen den Reisezielen im übertragenen Sinne kürzer werden. Ich würde das also nicht nur auf Studenten beziehen sondern auf fast die gesamte Gesellschaft. Und begründet ist das meiner Meinung nach in der Globalisierung, die immer noch stetig voranschreitet. Das mag man jetzt gut oder schlecht sehen. Jeder wie er will.