Bei Überforderung mit Baby gleich an Depressionen denken?
In einem sozialen Netzwerk habe ich den Texte eines verzweifelten Vaters gelesen. Er ruft darin auf, dass ihm andere Frauen mal mitteilen sollen, wie sie mit Baby klar kommen. Er meint, dass er studiert und arbeiten geht, um Geld nach Hause zu schaffen. Aber seine Frau würde von morgens bis abends nur meckern und jammern.
Sie würde nicht duschen können wegen des Babys und dies und jenes würde auf der Strecke bleiben. Egal was er tun würde, sie würde jammern und er würde das einfach nicht mehr ertragen. Andere Frauen mit Baby würden das doch auch schaffen.
In den Kommentaren dazu meinen dann viele, dass seine Frau vielleicht depressiv sei. Das könnte ja durchaus nach einer Schwangerschaft vorkommen und einige der Symptome würden dafür sprechen. Ich fand es schon etwas erstaunlich, dass viele auf Depressionen schließen. Ich glaube, dass diese sich doch auch noch irgendwie anders äußern. Für mich klang der Text eher so. als sei seine Frau mit der neuen Situation und dem vielen alleine sein mit dem Kind überfordert.
Habt ihr auch schon erlebt, dass Überforderung mit einem Baby gleich als Depression abgestempelt wurde? Wie kann man da unterscheiden, ob es sich um Überforderung oder wirklich um eine Depression nach der Geburt handelt? Gibt es da ähnliche Symptome, so dass man dies wirklich schnell verwechseln kann?
Depressionen kommen ja gar nicht mal so selten nach einer Geburt vor und deswegen ist der Gedankengang schon nachvollziehbar. Wobei man natürlich auch einfach mal darauf Rücksicht nehmen muss, dass sich die ganze Situation geändert hat und man eben auch nicht mehr so viele Stunden schläft, sondern viele Unterbrechungen hat, was einen schon ein bisschen unleidlich macht.
Ich denke, wenn sie sich um das Kind noch kümmert sollte man vielleicht über andere Arten der Hilfe nachdenken. Es gibt da ja durchaus Hilfe für Schreibabys und solche Sachen und ganz alleine muss man nicht dastehen, wenn man nicht klarkommt und so verwerflich finde ich es auch nicht erstmal überfordert zu sein.
Mal davon abgesehen, dass in den sozialen Medien wie hier auch nur Hobbypsychologen unterwegs sind und Netdoktor "Ärzte" die google bedienen können und nicht mehr, ist es so oft und einfach eine Diagnose zu stellen ohne davon Ahnung zu haben. Eine Diagnose ist das nicht auch wenn manche das so hinstellen und allwissend sind.
Diese Postings findet man den kompletten Tag wenn man sich hinsetzt und es ist "In" eine Depression zu haben. In den Medien hört man immer wieder davon, dass diese Erkrankungen zunehmen, mehr Frauen nach der Geburt unter Wochenbettdepressionen leiden als damals. Aber ist es in der Tat so? Damals wurde das nicht ernst genommen, nicht untersucht und auch nicht weiter beachtet sondern abgetan mit "reiß dich zusammen". Heute wird da eher hingeschaut und entsprechend auch differenziert.
Was der Vater hier macht ist nur Jammern seinerseits was für ein schweres Leben er doch hat. Arbeiten und Studieren ist gut, er hat aber auch Verkehr gehabt, das Kind gezeugt und damit ist es seine Pflicht für den Unterhalt vom Kind zu sorgen in der Form von Geldleisten. Darüber hinaus kann man auch erwarten in einer Beziehung, dass man sich gegenseitig entlastet und unterstützt und nicht nur alles abschiebt auf einen. Was ist denn das Problem das er abends das Kind mal 30 Minuten nimmt und versorgt, damit die Mutter duschen gehen kann? Oder mal sein Geschirr selbst spült, mal den Boden wischt oder saugt. Es sind unter dem Strich oftmals nur die Kleinigkeiten die schon sehr entlasten, aber da jeder auf sich fixiert ist mit "ich bring das Geld nach Hause, mach du deinen Kram" damit wird das halt auch nichts.
Ich finde Elternzeit nichts tolles und auch nichts was ich für mich brauche. Hatte ich auch nicht, aber aus anderen Gründen und selbst wenn es mir machbar gewesen wäre, hätte ich mich wohl für das Modell entschieden mit arbeiten nebenbei mit einem geringeren Stundensatz. Denn von morgens bis abends nur Kotze wischen, Windeln machen und mich mit einem Baby umgehen, sozial zu verarmen und mich über jeden Furz und Rülps freuen, ist einfach nicht meines. Noch dazu gibt mir Hausarbeit nichts an Anerkennung und Bestätigung und sind wir mal ehrlich, wer schätzt das denn wirklich wert in einer Partnerschaft wenn die Unterhosen immer frisch gewaschen da liegen. Da wird sich kein Kopf darum gemacht, dass das auch Arbeit war.
Hausarbeit ist die Arbeit die am geringsten Wertgeschätzt wird, neben der Kindererziehung. Das sehen viele nicht mal als "Arbeit" sondern als Selbstläufer und das da eine Frustration aufkommt, ist doch einfach zu verstehen oder etwa nicht? Dazu der Druck noch von Außen das alles perfekt ist, der Boden immer sauber ist das man davon essen kann, das Kind nach draußen geschleppt wird jeden Tag und auch die zig Kurse mit Frühkindlicher Entwicklung besucht werden, damit das Kind auch in der Leistungsgesellschaft eher ankommt.
Der Druck kommt von außen, den Druck nimmt man an und übernimmt das. Diese Anforderungen stellt man dann auch an sich selbst und wenn es dann nicht nach Plan läuft wie vorgenommen, man nicht fertig wird, dann wird gemeckert und gejammert. Depression ist das damit noch lange nicht, einfach muss man hier mal in sich hinein hören, sich selbst einen Plan machen was wichtig ist und was weniger wichtig ist und auf gut Deutsch, auf die anderen scheißen was die sagen und machen. Denn nur wenn man selbst mit sich zufrieden und im Einklang ist, auch mal was nach hinten schieben kann oder sagen kann "ist mir egal das es heute nichts geworden ist, dann eben morgen" der ist auch zufrieden und meckert weniger. Aber diese Einstellung muss man für sich selbst erst einmal erreichen und selbst begreifen.
Gerade junge Mütter am Anfang wollen alles richtig und perfekt machen, setzen die Maßstäbe für sich zu hoch und sind dann frustriert wenn das nichts wird. Mit jedem weiteren Kind das danach dazu kommt, nimmt das automatisch ab, man wird gelassener und bekommt auch seine eigene Erfahrung mit dazu, dass man eben nicht alles fördern muss und das mache Dinge einfach nur Zeitverschwendung sind. Das Lebensmanagment ist dann einfach auch ein ganz anderes. Und was man auch nicht vergessen darf aber gerne gemacht wird wenn auf einmal ein Kind da ist, es dreht sich alles nur noch um das Kind wo man ansetzen und arbeiten muss. Man sollte sich selbst nicht vergessen und vernachlässigen. Dann weint das Kind halt mal 2 Minuten oder ist 10 Minuten alleine schlafend im Bett ohne das der Wachhund daneben sitzt ob es noch atmet und geht duschen oder lässt den Wischmob stehen und macht das am nächsten Tag.
Gerne wird alles vermischt aber bei den meisten bei denen die Hobbyärzte das diagnostizieren in den sozialen Medien, ist es einfach nur die eigene Messlatte die zu hoch liegt, das eigene Vernachlässigen, das Kind über alles stellen und auch sich selbst und dazu der Druck von der Gesellschaft, in Kombination mit dem eigenen Frust über die geringe Wertschätzung der eigenen Tätigkeit.
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