Als Comedian gar nicht witzig sein wollen?

Ich schaue mir ab und zu gerne Comedians mit Migrationshintergrund an. Vor kurzem sah ich einen Auftritt von Enissa Amani, wobei diese meinte, dass sie niemals witzig sein wollte. Sie wollte immer etwas seriöses machen wie Kurzgeschichten verfassen oder ähnliches, aber eben nie witzig sein und auf der Bühne stehen und die Zuschauer unterhalten.

Könnt ihr verstehen, dass ein Comedian von sich selbst sagt, dass er eigentlich nie witzig sein wollte und diesen Beruf ausüben wollte? Findet ihr das nachvollziehbar? Ich meine, ein Comedian lebt ja davon, witzig zu sein, sonst verdient er ja kein Geld. Ist diese Aussage nicht widersprüchlich?

Stelle dir mal vor, du trittst mit eigentlich seriöser Absicht auf, eventuell verwendest du dabei viel Zynismus, und du stellst eher als Nebeneffekt fest, dass deine Zuhörer immer wieder herzlich lachen. Wieso dann nicht den Nebeneffekt als Hauptsache verkaufen? Das eigentlich Ziel, zum Nachdenken zu bewegen, kann dabei ja durchaus erhalten bleiben.

Aber ich würde schon die Gefahr sehen, dass man sich, weil man damit mehr Erfolg hat, zu sehr auf den Lacherfolg verlegt und das, was man eigentlich mal erreichen wollte, aus den Augen verliert. Bei manchen ach so wundervoll "gesellschaftskritischen" (eine viel zu verschwenderisch verwendete Auszeichnung) Comedy-Sendungen, die sich mit Politik beschäftigen, bin ich der Meinung, dass der Witzanteil zu groß geworden ist und die Zuhörer so unter dem Banner des politischen Witzes mehr täuscht als aufklärt. Das finde ich bedauerlich.

Ich würde die Aussage nicht zwingend als widersprüchlich sehen wollen. Sicher verdient ein Comedian sein Geld damit, dass er witzig ist und das Publikum zum Lachen bringt. Aber trotzdem muss das ja nicht das ursprüngliche Ziel gewesen sein. Es kann ja sein, dass man etwas ganz anderes machen wollte und dann eben festgestellt hat, dass man ein Talent hat, die Leute zum Lachen zu bringen.

Und wenn man so etwas merkt, dass man dieses Talent hat und auch nutzen möchte, dann ist das ja schön, weil man eben etwas machen kann, was andere Menschen erfreut. Trotzdem finde ich es nachvollziehbar, wenn man dann sagt, dass man diesen Job eigentlich nie machen wollte, weil man es vielleicht am Anfang auch nicht so toll fand, sich auslachen zu lassen. Zumindest stelle ich mir das nicht immer leicht vor.