Ausbildungsbetrieb wegen Bewertungsportal wählen?
Die Tochter A einer Bekannten ist gerade in die 10. Klasse gekommen. Sie würde gerne im Gesundheitswesen arbeiten nach dem Abschluss in einem Jahr und hat schon fleißig Bewerbungen geschrieben. Sie möchte Medizinische Fachangestellte werden und in einer Arztpraxis arbeiten, wobei sie schon diverse Vorstellungsgespräche hatte und auch eine Zusage bisher.
Nun möchte sie eine Augenarztpraxis einstellen, wobei A unsicher geworden ist. Die Praxis soll auf sie einen sehr netten Eindruck gemacht haben, das Personal wirkte freundlich und alles andere als respektlos oder gestresst. Nun las sie aber auf Arztbewertungsportalen, dass der Augenarzt selbst wohl sehr schlechte Bewertungen hatte und sich die meisten Patienten beschwert haben, dass die Arzthelferinnen sich in Gegenwart von Patienten gegenseitig maßregeln und anzicken würden und dass von Diskretion in der Praxis gar nichts zu bemerken sei, dass die Helferinnen alle überlastet wären und alles drunter und drüber gehen würde in der Praxis.
Nun ist A verunsichert und fragt sich, ob sie ihr Eindruck so getäuscht haben könnte. Seien wir ehrlich: gerade wenn es darum geht, Menschen anzuwerben, zeigt man sich doch immer von der besten Seite. Aber das kann eben auch trügen. Die etwa 100 Bewertungen bezogen sich auf einen sehr kurzen und aktuellen Zeitraum und die Praxismanagerin hat vor A auch zugegeben, dass man sich in der Praxis überlastet fühlt und dringend Entlastung bräuchte. Würdet ihr die Wahl der Ausbildungsstelle von Bewertungsportalen wie Jameda abhängig machen? Oder ist das unklug? Was kann man einem Teenager in so einer Situation raten?
Ich achte heutzutage schon auf solche Bewertungen, wenn ich Aussichten auf einen Job bei einer Firma habe. Gerade Ausbildungsstellen sind heutzutage aber doch noch sehr knapp gesät, ob man da am Ende wirklich die Möglichkeit hat einen Ausbildungsplatz aufgrund von negativen Online-Bewertungen abzulehnen?
Ich denke, den Eindruck, den man selbst beim Gespräch gewonnen hat, sollte da noch mehr zählen, es kann ja sein, dass man sich beim Management diese Bewertungen zu Herzen genommen hat und versucht es jetzt besser zu machen, auch könnten manche Mitarbeiter, die so unangenehm aufgefallen sind, ja schon längst nicht mehr dort sein.
Es ist natürlich schade, dass sie da nicht ein, zwei Probetage absolvieren kann, um sich zu überzeugen. Vielleicht kann sie das ja noch anfragen. Lieber zwei Tage umsonst gearbeitet als später in einem Arbeitsumfeld arbeiten, das unglücklich macht.
Ich habe mir schon auf Bewertungsportalen die Bewertungen zu ehemaligen Arbeitgebern von mir durchgelesen. Besonders ein Arbeitgeber, den ich total furchtbar fand, hatte schlechte Bewertungen. Oft haben sich meine Eindrücke mit denen der Bewertungen überschnitten, sodass ich diese Portale als guten Anhaltspunkt ansehe.
Auf der anderen Seite muss man sich natürlich bewusst sein, dass Negativerlebnisse eher zu Negativbewertungen führen, als gute Erlebnisse zu positiven Bewertungen. Wenn alles gut läuft, hat man einfach weniger Mitteilungsbedarf. Wenn man etwas schlecht findet, kotzt man sich hingegen viel lieber so richtig schön aus. Daher bieten solche Bewertungsportale auch nur bis zu einem gewissen Grad eine gute Orientierung.
Schneeblume kann ich aber nicht so ohne Weiteres zustimmen. Eigentlich bleiben ja sogar sehr viele Ausbildungsplätze unbesetzt, weil es so wenige Bewerber gibt. Ich habe in mehreren Firmen im Personalwesen gearbeitet und tatsächlich sind viele Kandidaten von alleine abgesprungen. Viele bekommen Mehrfachzusagen und haben dann die freie Auswahl. Daher ist es meinem Chef sogar sehr wichtig, dass Kunden und Mitarbeiter positive Bewertungen auf solchen Websites hinterlassen.
Sich vorher nicht nur auf den eigenen und sehr kurzen Eindruck zu verlassen, wie man ihn beispielsweise in einem kurzen Bewerbungsgespräch oder eventuell auch in einer kurzen Praxisphase im Rahmen eines Praktikums bekommen, kann ich nur begrüßen.
Jetzt muss ich aber hinterfragen, ob Jameda oder so etwas das richtige Portal ist, denn im Endeffekt würde es einen zukünftigen Arbeitnehmer ja eher weniger interessieren, was der Arzt so drauf hat. Es sei denn, sie würde auch zu diesem gehen. Ich kann mir aber vorstellen, dass man so etwas nicht unbedingt machen würde. Man denke nur mal an die Arzthelferin eines Frauenarztes. Ich zumindest würde es nicht machen, ist aber eine Vertrauenssache und eine Sache der Privatsphäre.
Für Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber gibt es andere Bewertungsportale, in denen eben nur die Firma oder der Arzt als Arbeitgeber bewertet wird. Ich nehme zwar an, dass da einiges auch drin stehen würde, was in den Jameda Bewertungen steht, aber aus einem anderen Blickwinkel und eventuell etwas objektiver. Zumindest bei größeren Betrieben macht das Sinn oder bei denen ist eine gewisse Objektivität zu erwarten, da dort mehr Mitarbeiter angestellt sind oder waren. So kann man sich dann noch eine zusätzliche Meinung bilden.
Der Arzt mag vielleicht unfreundlich sein und das mögen die Kunden auch zu Recht bemängeln, aber wenn er super erklären kann und immer auf dem neuesten Stand ist, was sein Fachgebiet angeht, kann es kaum besser sein. Außer er ist freundlich, aber das eine hat mit dem anderen meiner Meinung nach eher weniger zu tun. Also Bewertungen anschauen ja, aber dann auch bitte auf den richtigen Portalen.
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