Schon Heiratsantrag machen, obwohl man nicht geschieden ist
Eine Bekannte ist mit einem Mann zusammen, der sich vor ein paar Monaten erst von seiner Frau getrennt hat. Kurz nach der Trennung sind die beiden zusammengekommen. Nun hat der Mann der Frau am Wochenende einen Heiratsantrag gemacht, obwohl die Scheidung noch lange hin ist.
Die Bekannte hat den Antrag angenommen und meint, dass sie ja dann heiraten können, wenn er geschieden ist. Die Schwester meiner Bekannten ist empört. Sie meint, dass man keinem Menschen ein Heiratsversprechen abnehmen kann, wenn man selbst noch nicht frei für eine Hochzeit ist.
Wie eng seht ihr es? Würdet ihr einen Heiratsantrag annehmen, der von einem Mann oder einer Frau ausgesprochen wird, die oder der noch verheiratet ist? Ich will hier keine Diskussion, dass die beiden noch zu wenig zusammen sind. Schnelle Hochzeiten können auch halten. Es geht hier nur darum, dass eben noch der, der den Heiratsantrag macht, noch verheiratet ist.
Für mich käme keine Beziehung mit jemandem in Frage, der noch gebunden ist. Wer seine Angelegenheiten nicht geordnet hat, der ist für mich nicht frei. Ein ernsthafter Heiratsantrag wäre bei mir daher nicht möglich. Aber selbst wenn das so wäre, würde ich den Antrag nicht annehmen.
Erstens sind die meisten Menschen sehr euphorisch, wenn sie nach einer längeren Beziehung schnell jemanden finden. Immerhin gab es normalerweise bereits länger Defizite in der Partnerschaft, sonst hätte es gehalten. Das erzeugt einen Nachholbedarf und führt nicht selten zu einem heftigen Strohfeuer. Einen Mann, der so wenig selbstreflektiert ist, möchte ich nicht.
Zweitens hätte ich kein Interesse an einem Mann, der die Ehe sozusagen inflationär anbietet. Da ist er gerade gescheitert und sofort stürmt er wieder los? Das lässt mich an den Motiven zweifeln. Möchte er sich beweisen, dass er es doch kann? Will er der Aufarbeitung der gemeinsamen Fehler mit seiner vorigen Frau ausweichen? Schließlich ist es nicht schön, sich in stillen Momenten einzugestehen, welchen Anteil man selbst am Scheitern hatte. Wenn ich für ihn tatsächlich so toll wäre, wäre ich das auch noch nach der Scheidung.
Meine Güte, man kann es aber auch übertreiben. Hauptsache ist doch, dass die beiden gut miteinander harmonieren und wenn er nun fragt und sie sich für ihn entscheidet, ist das doch in Ordnung. Ich sehe da kein Problem, auch wenn der Mann noch nicht geschieden ist. Im Prinzip ist das ja nur eine Formalie und das Versprechen an sich ja auch nicht bindend. Selbst wenn man sich dann trennt passiert ja nichts und das Versprechen kann man sich auch vor einer Scheidung geben, wenn man möchte.
Die beiden sind noch nicht lange zusammen, wenn man da schon fragt, dann scheint man sich doch sehr sicher zu sein und das ist doch eine schöne Sache. Gerade als Schwester würde ich da einfach ruhig sein und das Glück meiner Schwester genießen.
Mich würde daran viel mehr stören, dass der Antrag direkt von Anfang an kommt. Wenn man es nüchtern betrachtet, dann dauert das Trennungsjahr auch ein Jahr und hinterher dann noch einige Monate bis man einen Termin hat oder mit Glück auch direkt mit Ablauf des Trennungsjahres einen bekommt. So lange kann die Beziehung also nicht andauern und ich würde nach einer solchen Dauer auch nichts annehmen und zustimmen, da man in der Zeit sich nicht genug kennengelernt hat um auch zu Wissen, ob man die rechtlichen Verpflichtungen eingehen will mit genau dieser Person.
Ob derjenige nun noch verheiratet ist oder nicht, mal ganz außen vor gelassen. Cooper hat natürlich auch recht, es hat schon einen Faden Beigeschmack wenn derjenige vorher nicht seine Angelegenheiten geklärt hat und damit auch "frei" ist. Für mich hätte das eher das Gefühl, dass man hier zum Notnagel gemacht wird, man einfach nur einen weiteren dummen braucht der hinterher für einen dann sorgen und aufkommen soll und nichts ernsthaftes als Absicht. Von daher würde man mich mit solch einem Schnellschussantrag nicht gewinnen können und auch mit einer Absage rechnen müssen. Besteht das Interesse ernsthaft auch weiterhin, dann kann man das immer noch bringen und machen, wenn man seine Angelegenheiten auch abschließend geklärt hat.
Na ja, wenn man die räumliche Trennung vollzogen hat, dann ist man auch frei. Selbst wenn vor dem Gesetz noch nicht alles geregelt ist. Denn wenn man sich von seinem Partner trennt und dann auch jeder für sich wohnt, dann sind doch schon klare Verhältnisse auf der emotionalen Ebene geschaffen worden.
Und ich selbst habe meinen Heiratsantrag auch schon erhalten, als ich noch nicht geschieden war. Da lief zwar der Scheidungsantrag schon, aber zwischen dem Einreichen des Antrags bei Gericht und der eigentlichen Scheidung lagen auch knappe 11 Monate. Und ein Heiratsantrag ergibt sich auch mal aus einer Situation heraus ohne besondere Planung.
Punktedieb hat geschrieben:Na ja, wenn man die räumliche Trennung vollzogen hat, dann ist man auch frei. Selbst wenn vor dem Gesetz noch nicht alles geregelt ist. Denn wenn man sich von seinem Partner trennt und dann auch jeder für sich wohnt, dann sind doch schon klare Verhältnisse auf der emotionalen Ebene geschaffen worden.
Findest du? Ich kenne recht viele Menschen, die danach trotzdem noch ein Jahr oder länger gebraucht haben, um die Trennung zu verarbeiten. Von klaren Verhältnissen auf emotionaler Ebene konnte da keine Rede sein. Das bedeutet nicht, dass die deshalb keine neuen Partner hatten, aber das waren nicht selten Trostpflaster, die dann später ersetzt worden sind.
Ich kann da zwar nur von mir reden, denn ich habe mich damals von meinem Ex-Mann getrennt. Emotional war die Ehe für mich erledigt und ich habe auch eine Versöhnung definitiv ausgeschlossen. Meinen Mann habe ich dann etwa 18 Monate nach der Trennung kennen gelernt und bis zu meiner Scheidung war damals noch etwa ein halbes Jahr.
Damit war die noch bestehende Ehe für mich ganz klar abgeschlossen und mein Mann wird das ebenso gesehen haben. Sonst wäre da ja nicht der Heiratsantrag gekommen, wenn er der Meinung gewesen wäre, dass ich auch innerlich noch nicht frei gewesen wäre.
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