Wie wichtig sind Angehörige für Demenzkranke?

vom 18.09.2017, 12:11 Uhr

Ich habe gelesen, dass der Kontakt zu vertrauten Personen für Demenzkranke besonders wichtig sein soll. Selbst dann, wenn die Betroffenen ihre Angehörigen wegen fortschreitender Erkrankung nicht mehr erkennen, sollten Freunde und Verwandte die Besuch nicht einstellen. Selbst wenn Kranke die Angehörigen nicht mehr bewusst erkennen würden, würde das Gefühl von Vertrautheit bleiben und zuletzt verloren gehen.

Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Ist da etwas dran? Geht das Gefühl von Vertrautheit wirklich zuletzt verloren? Ich hätte jetzt eher erwartet, dass man vor wildfremden Menschen eher Angst empfindet, auch wenn das eigentlich Angehörige sind, die man nicht mehr erkennt. Was haltet ihr von der These?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es schon reichlich zynisch und herzlos, wenn man die alten Leute irgendwo in einer Pflegeeinrichtung unter Fremden vergammeln lassen würde, nur weil sie einen nicht mehr erkennen oder sowieso sofort wieder vergessen, dass jemand zu Besuch da war. Ich habe in dieser Hinsicht durchaus Erfahrungen aus erster Hand, und ich habe meine Oma beispielsweise auch dann noch regelmäßig besucht, als sie keinen Schimmer mehr hatte, wer denn die blonde junge Frau war. Aber offensichtlich war ich ihr sympathisch und sie hat sich nett mit mir unterhalten.

Ob es besonders lustig war, die Frau, die mich praktisch mit großgezogen hat, tattrig und verwirrt zu sehen? Natürlich nicht. Aber manche Dinge gebietet in meinen Augen einfach der Anstand. Anders würde ich es nur sehen, wenn der Besuch von Angehörigen die demente Person aus irgendwelchen Gründen nur stresst oder ihr Angst macht. Das Wohl des Schwächeren sollte immer im Vordergrund stehen.

Zudem handelt es sich bei Demenz in der Regel um einen schleichenden Prozess, bei dem die Betroffenen auch gute und schlechte Tage haben, und es ist nicht so, als würde eines Tages der Schalter umgelegt, und die Senioren haben auf einmal die Lebensqualität einer Stange Sellerie. Selbst wenn das logische Denken und das Gedächtnis allmählich den Geist aufgeben, hat man als Mensch schließlich immer noch Gefühle, kann sich freuen, Angst haben oder traurig sein. Und selbst wenn die Details schon verschwommen sind, kann ich mir durchaus vorstellen, dass auch Demenzkranke noch längere Zeit einen Unterschied wahrnehmen können zwischen Leuten, die sie ihr Leben lang kannten und dem Pflegepersonal, das sie am Leben hält.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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