Mädel bestellt Essen im Netz, um nicht rausgehen zu müssen

vom 20.09.2017, 03:41 Uhr

Ich habe vor Kurzem von einer Bekannten erfahren, dass ihre Schwester wirklich immer isolierter wird. Ihre Schwester hat wohl das Borderlinesyndrom, entzieht sich dem sozialen Leben vor Ort und findet dies im World Wide Web. Das ist bei einigen schließlich der Fall und trotzdem wird es jetzt zunehmend schwerer für die Schwester, im Alltag zurückzufinden.

Sie hat eine eigene Wohnung und seither geht sie nicht einmal mehr einkaufen. Das bedeutet, dass sie Nudeln, fertigen Kartoffelpüree und Soßen sowie Dosensortimente neben trinken online bestellt. Der Sinn ist, dass sie nicht aus dem Haus gehen muss, auch wenn sie behauptet, dass es alles zu schwer zu tragen ist, weil sie ja zu Fuß einkaufen muss.

Mit ihrem Hund geht sie allerdings spazieren und durchaus auch mal ein bis zwei Stunden am Stück. Doch da wo sie wohnt ist es etwas ländlicher, sodass da nicht viel Sozialleben mit anderen Hundebesitzern ist.

Sie hat auch jetzt einen Therapieplatz gefunden, aber eine Besserung ist nicht in Sicht und vorher ging sie wenigstens ab und an mehr raus, auch ohne Hund und jetzt seid sie ihre eigene Wohnung hat, nicht. Mein Bekannter hat jetzt das Gefühl, sie isoliert sich mehr denn je, was ich natürlich nicht beurteilen kann.

Doch wie soll man denn jetzt dem Mädel noch helfen? Was würdet ihr versuchen, wenn ihr merkt, dass sie jetzt sogar das Nötigste online einkauft und sich mehr isoliert hat, als zuvor? Habt Ihr da mal eine Idee, die man nutzen könnte, um sie aus dem Schneckenhaus behutsam zu befreien?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das beste ist, ihr nehmt sie einfach so an, wie sie ist. Dann spürt sie, dass euch etwas an ihr liegt und ihr sie nicht ändern wollt. Wenn sie täglich bis zu 2 Stunden mit dem Hund spazieren geht, ist das doch wunderbar. Sie ist noch in der Lage Verantwortung für andere zu übernehmen. Darauf würde ich eingehen.

Ich würde ihr sagen, wie toll ich es finde, dass sie so gut für ihren Hund sorgt und dass ich es einfach herausragend finde, dass die beiden zusammen rausgehen. Ich würde einfach das, was sie tut loben, dann findet man auch Zugang zu ihr und eventuell etwas Vertrauen. Man kann ihr doch sagen, dass es toll ist, dass sie sich trotz Handicap zu helfen weiß, indem sie sich Nahrungsmittel bestellt.

Dann kann man ihr auch einmal anbieten, etwas für sie einzukaufen. Es hat absolut keinen Sinn, etwas in ihrem Leben ändern zu wollen. Sie ist schließlich krank, das gilt es zu akzeptieren. Für gesunde Menschen, die mitten im Leben stehen, schwer einzusehen aber mit etwas Empathie geht das schon. Auch ist es ja toll, dass sie in Behandlung ist und ein Erfolg stellt sich ja nicht umgehend ein.

Ihr könnt ihr einfach helfen, in dem ihr auf ihre Bedürfnisse eingeht. Und wenn sie gerade ihre Ruhe braucht, ist es eben eine große Hilfe, dass man sie dann allein lässt. Sie wird sich schon wieder melden. Da brauchen gesunde Menschen nun mal wirklich Langmut. Es ist nicht leicht auf die Dauer mit einem psychisch kranken Menschen umzugehen. Das wichtigste ist halt viel Verständnis und viel Geduld zu haben.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Borderline ist keine leichte Erkrankung, ich habe selber einen Kumpel, der immer wieder schlimme Phasen hat. Dann muss man aber nicht mit dem Finger darauf zeigen und meckern, sondern Verständnis zeigen, ermutigen, reden, wenn es gewünscht ist. Einfach die Person annehmen wie sie ist, ist für beide Seiten leichter.

Ich würde in so einem Fall einfach auf die Therapie hoffen. Das geht nicht von heute auf morgen und deswegen sollte man einfach abwarten und sehen was das bringt. Ich verstehe schon, dass man sich sorgt, aber sie geht ja immerhin noch mit dem Hund raus, gibt sich also nicht komplett auf und da ist es doch in Ordnung.

Borderline ist wirklich schwierig und je nach Phase für Angehörige und Freunde kaum zu ertragen, dennoch muss man selber nicht damit leben so zu sein und das ist für die betreffende Person auch nicht leichter, wenn man immer wieder Vorhaltungen bekommt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Als wenn die Therapie alles richten kann was vorher versaut worden ist. Borderline kommt nicht von ungefähr und von alleine, viele haben damit bereits schlechte Erfahrungen gemacht in ihrem früheren Leben die sie überhaupt dazu bringen das zu machen. Schon mal selbst an die Nase gefasst warum es soweit gekommen ist? Denn immerhin hat man sie soweit in Ruhe gelassen, dass sie sich isolieren konnte und auf einmal will man den Samariter spielen, alles ist gut und wieder alles heilen was vorher verbockt worden ist? So klappt das nicht und Therapie ist auch kein Wunderheilmittel, wenn derjenige selbst nicht will und bereit dafür ist, dann fruchtet da nichts sondern sind nur leere Worte die da gesprochen werden aber nichts bringen.

Es ist ihr Leben auch wenn es euch nicht passt. Sie geht mit dem Hund raus, also kann von einer totalen Isolierung nicht die Rede sein. Aber direkt abstreiten, dass ihr die Sachen ggf. nicht doch zu schwer sind und das alles auf das Borderline schieben, damit wird es sich auch sehr einfach gemacht. Richtig viele Menschen sind inzwischen zu faul und bestellen ihren Kram Online damit sie es nicht schleppen müssen, was unterstellst du diesen denn? Auch das sie sich isolieren und nicht gerne raus gehen und keine sozialen Kontakte pflegen? Zudem das einkaufen im Supermarkt für mich auch keine sozialen Kontakte sind, ich steige weder mit dem Aufpacker ins Bett noch Date ich den Kassierer hinterher und bis auf "Moin ... mit Karte zahlen und Tschö" kommt da auch keine Interaktion und Sprache.

Einfach sein lassen auch wenn es einem nicht in den Kram passt. Nicht jeder hat Lust auf ein Leben wie jeder andere auch und jeder versteht darunter auch etwas anderes. Für den einen ist das das dauerhafte draußen sein, der andere fühlt sich Zuhause am wohlsten. Aber jemanden ändern nur damit er in seinen Kram und sein Schema passt, alleine oder auch mit Therapie, ist nicht Zielführend. Und aufdringlich sein mit dem einkaufen für sie erledigen, was will man damit gewinnen? So muss sie auch nicht raus, hat mal mehr Abwechslung und das war es. Ich hätte darauf gar kein Bedarf das sich jemand dann noch so in das Leben drängt wenn ich doch alleine klar komme und würde auch nicht im Traum daran denken, die Tür aufzumachen wenn Bekannter X mit Einkauf auf der Matte steht wie jeden anderen Tag auch.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Vielleicht kann man auch gemeinsam mit ihr einkaufen gehen? Wenn deine Bekannte ein eigenes Auto hat, dann kann sie mit ihrer Schwester doch mal in den Supermarkt fahren, vielleicht auch an einem Samstag oder so. Wenn das Mädel mit Borderline lieber bestellt, weil es für sie bequemer ist, dann kann man ihr vielleicht unter die Arme greifen. Für einen psychisch kranken Menschen kann auch das Einkaufen eine Qual und Last sein.

Man muss nicht den Einkauf für sie komplett übernehmen, aber man könnte ihr eine Fahrt anbieten. Während einer Autofahrt können auch Gespräche entstehen, vielleicht bekommt die Schwester dann auch mehr Einblick in das Leben, wenn es die Erkrankte denn zulässt. Ich verstehe die Sorgen, aber immerhin steht das Mädel auf eigenen Beinen, isst und trinkt ausreichend und bekommt ein wenig frische Luft, da sie mit dem Hund rausgeht und zur Therapie laufen muss.

Ansonsten isoliert sie sich vielleicht auch nicht zu sehr, denn sie geht mit dem Hund raus und deine Bekannte kann so viel Einblick in dem Leben ihrer Schwester bekommen, dass sie sich eine Meinung bilden kann. Natürlich klingt die Situation der Dame mit Borderline nicht perfekt, aber wer lebt denn schon perfekt. Wie reagiert das Mädel denn auf Einladungen, Anrufe oder Kontaktaufnahmen über WhatsApp?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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