Inwieweit darf Tierheim bei Beschreibung des Tieres lügen?

vom 12.04.2017, 23:36 Uhr

Gerade dann, wenn man sich ein Tier aus dem Tierheim zulegt, dann sollte man eigentlich meinen, sich auf die Charakterbeschreibungen des Tieres verlassen zu können. Je nachdem, wie lange das Tier bereits im Tierheim ist, können diese Charakterbeschreibungen auch sehr ausführlich und genau sein.

Ich habe nun aber gelesen, dass eine Frau sich eine Katze aus dem Tierheim zugelegt hatte, die als schüchtern und ängstlich beschrieben würde. Die angeblich schüchterne Katze attackierte die Frau allerdings, so dass fast ihr Arm amputiert werden musste. Die Katze soll das bei den vorherigen Besitzern auch schon gemacht haben.

Habt ihr euch schon ein Tier aufgrund einer falschen Charakterbeschreibung zugelegt? Sollte man sich darauf überhaupt verlassen oder sollte man sich als potentieller Käufer besser selbst ein Bild des Tieres machen, bevor man es mit nach Hause nimmt? Geht das überhaupt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Seien wir mal ehrlich: wenn man die Katze direkt als aggressiv und lebensgefährlich charakterisiert hätte, hätte sich doch niemand für sie interessiert und dann hätte sie auch keiner haben wollen. Ist doch logisch, dass die "Ware" (sorry, aber das sind die Tiere nun mal, weil sie wie Waren vermittelt und verkauft werden sollen) so positiv wie möglich dargestellt wird, weil man sie sonst nicht an den Mann bringen kann. Daher würde ich derartige Beschreibungen und Darstellungen grundsätzlich mit Skepsis betrachten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Was den Charakter angeht ist es immer sehr schwer da einen Vorsatz nachzuweisen. Wenn das Tierheim einen Rüden als Hündin vermittelt ist es natürlich ganz klar, dass hier ein Betrug begangen wurde.

Aber wenn das Tierheim einen kinderlieben Hund in eine Familie mit Kindern vermittelt und der Hund sich als nicht kinderlieb herausstellt ist es schwer nachzuweisen, dass der Hund im Tierheim bereits eine Abneigung gegen Kinder hatte. Sowas macht ja auch kein Tierheim. Die sind da schon sehr ehrlich bei der Beschreibung des Tieres. Davon haben sie doch nichts so einen Hund dann zu Kindern zu vermitteln, damit er dann wieder zurück ins Tierheim kommt.

Mir ist das noch nie passiert, dass ein Tierheim absichtlich gelogen hat. Es ist mir aber mal passiert, dass ich einen Hund aus dem Tierheim in Spanien geholt habe und mir dieser als sehr verträglich beschrieben wurde. Ich war mit dem Hund nur einmal spazieren und da verhielt er sich gegenüber anderen Hunden ängstlich.

Zuhause stellte ich dann nach ein paar Tagen fest, dass der Hund massive Angstaggressionen gegenüber Artgenossen hat. Ich denke, dass dies im Tierheim nur nicht aufgefallen ist, weil er da mit 2 sehr ängstlichen Hündinnen zusammen im Zwinger saß und bei mir zuhause kam dann auf einmal noch die fremde Umgebung und die fremden Menschen hinzu. Das brachte das Fass dann zum Überlaufen. Sowas kann man als Tierheim aber auch nie voraussagen wie sich ein Tier im neuen Zuhause verhält.

Und natürlich hätte ich auch mehr als einmal mit dem Hund spazieren gehen können. Dann wäre mir das Problem vielleicht aufgefallen.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Lebensgefährlich? Wir reden hier schon von einer Hauskatze, und nicht von einem Tiger? Aber auch hier handelt es sich bekanntermaßen um ein Raubtier, welches durchaus Schaden anrichten kann. Ein Kollege von mir war auch mal wochenlang krank, weil ihn seine Katze in Panik beim Tierarzt so gebissen hat, dass Keime in die Blutbahn gelangt sind oder so. Aber das ist ja nicht die Schuld der Katze, die sicher felsenfest davon überzeugt war, dass es ihr ans Leben geht. Ein gewisses Risiko birgt meiner Meinung nach so gut wie jede Form der Tierhaltung.

Deswegen kann ich hier auch nicht beurteilen, ob die Tierheimmitarbeiter tatsächlich "gelogen" haben, oder ob das Tier nicht falsch behandelt wurde. Gerade ängstliche und schüchterne Haustiere werden oftmals aggressiv, wenn sie vor lauter Stress nicht mehr wissen, wohin. Vielleicht wurde das arme Vieh ja auch einmal zu oft mit dem Besen unter dem Bett hervor gestochert, damit man mit ihm "kuscheln" kann. Wozu hat man denn sonst eine Katze?

Außerdem schneiden sich die Mitarbeiter im Tierheim ja auch ins eigene Fleisch, wenn sie den ganzen Verwaltungsaufwand abhandeln, welchen die Vermittlung eines Tiers so mit sich bringt, nur um das Vieh dann wieder vor der Tür sitzen zu haben, weil es eben doch nicht so "brav" ist, wie es ich die neuen Besitzer vorgestellt haben. Letzten Endes wäre Ehrlichkeit hier in meinen Augen schon deswegen die richtige Politik. Aber wie gesagt - auch nicht jeder Tierbesitzer kennt sich mit den Bedürfnissen eines Haustiers aus und hat vielleicht wunder wie tolle Vorstellungen, wie schnell sich so ein Tier doch einlebt, und wie kinderlieb und schmusig es dann ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Lebensgefährlich? Wir reden hier schon von einer Hauskatze, und nicht von einem Tiger?

Tatsächlich steht in dem Artikel, dass die Katze plötzlich Anlauf genommen haben soll, wie ein Tiger, um sich dann mit voller Wut auf die Besitzerin zu stürzen. Diese soll die Katze zu dem Zeitpunkt in Ruhe gelassen haben - also provoziert hat sie diese wohl nicht, die Katze ist von allein wütend geworden, wenn man dem Artikel glauben mag.

Das soll sie bei den vorherigen Besitzern eben auch gemacht haben. Und ich denke schon, dass das Tierheim in dem Fall gelogen hat, wenn sie die Katze als schüchtern beschrieben hat. Außerdem hat es die Vorfälle aus der Vergangenheit wohl auch nicht erwähnt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wie soll man denn ein Tier beschreiben, wenn man Mitarbeiter im Tierheim ist? Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Katze dort schüchtern ist, ist sehr groß. Was soll man dann sonst sagen? Die ist nur hier zurückhaltend, mit Besitzer taut die auf, ist ein Blick in die Glaskugel. Und was früher passiert ist, auch so eine Sache. Vielleicht war es nur ein Halterfehler?

Es ist eben so, dass sich Tiere im Tierheim ganz anders verhalten. Aber die Mitarbeiter sehen eben nur das. Ein Hund, der im Tierheim an anderen Hunden ruhig vorbei geht, kann im eigenen Heim eine massive territoriale Aggression entwickeln. Der am Gitter geifernde Hund kann total nett und verschmust sein. Wie soll man das abschätzen?

Genauso wie die Frage, ob das Tier kinderlieb ist. Für meine Hunde könnte man sagen, Kinder sind kein Problem. Schließlich leben sie ohne Schwierigkeiten in einer Familie. Wenn das neue Kind aber nur wenig Regeln kennt, dann sind meine Hunde ein Garant für schwere Verletzungen. Ärgern lassen die sich nicht. Die sind zuverlässig, aber sie sind nicht duldsam.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ja, solche Katzen gibt es leider auch, ich muss da an ein Format aus dem angloamerikanischen Raum denken, wo es um solche Katzen ging, die geradewegs der Hölle entsprungen schienen. In einem Fall musste sich die Familie sogar in einem Zimmer einschließen und die Polizei rufen, weil das Tier so ausgerastet ist. Hört sich lustig oder lächerlich an, aber wenn man den Bericht gesehen hat, war es das gar nicht mehr. Solche Tiere brauchen dann eben die Betreuung durch einen dafür ausgewiesenen Spezialisten, bei manchen liegt auch ein neurologisches Problem vor.

Meine Freundin hatte sich mal über eine in meinen Augen etwas dubiose Anzeige so eine Katze geholt, die aus fadenscheinigen Gründen abgegeben werden sollte. Später erwies sich das Tier dann wirklich als ziemlich kompliziert, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber da ging es um eine private Anzeige und das ist dann eben Pech. Einem Tierheim traue ich im Regelfall solch ein Verhalten aber eher nicht zu, das Beispiel hier erscheint mir schon wie eine Ausnahme.

In unserem Tierheim werden die Tiere auf der Homepage auch mit Charakter vorgestellt und da tauchen dann Beschreibungen auf, dass die Katze eher etwas für sehr erfahrene und geduldige Menschen sei, im Einzelfall heißt es dann auch schon mal, dass das Tier eben auch mal gerne die Krallen ausfährt und nur für echte Liebhaber der Spezies infrage kommt. Da kann man sich dann denken, wie es gemeint ist.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich denke, dass es ein wenig schwierig ist eine passende Beschreibung zu formulieren. Meistens kann das Tierheim auch nur weitergeben, was mitgeteilt wurde. Dann ist es oftmals noch so, dass jedes Tier auf jede Person unterschiedlich reagiert. Der Hund von meiner Großmutter macht was er will, weil sie von Hundeerziehung keine Ahnung hat, wohingegen der Hund bei meiner Mutter ziemlich brav ist. Er würde ihr niemals auf der Nase herumtanzen, also was schreibt man dann in die Beschreibung?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ein Tierheim muss immer ehrlich sein. Das heißt, dass ein Tierheim verpflichtet ist darauf aufmerksam zu machen, dass ein Tier eben angreift, schwer zu erziehen ist und wenn möglich auch Backgroundinformationen geben sollte.Doch wenn sie nichts davon wissen und sich das Tier im Tierheim schüchtern benimmt, was nicht selten ist, dann lügen sie natürlich auch nicht bewusst.

Am Ende muss man dem Tierheim wohl immer erst nachweisen können, ob sie lügen oder nicht. Das wird natürlich etwas schwieriger, würde ich sagen. Doch trotzdem kann das für den Betroffenen sehr gefährlich werden, wenn das mit einem Hund oder eben einer Katze passiert. Die Menschen unterscheiden Katzen von Hund immer deutlich und sehen die Raubtiere etwas harmloser an und verharmlosen auch die Gefahren.

Ein Biss kann zu schweren Infektionen bis zur Blutvergiftung führen. Wieso? Im Maul von Katzen finden sich derart viele Bakterien wieder, dass es wirklich absolute Lebensgefahr sein kann und dazu muss der tief nicht mal so tief sein, dass man genäht werden müsste. Das kann sich aber kaum jemand vorstellen.

Doch auch das Angreifen von Katzen kann zwischen kleinen Kratzern bis wahrhaftig aggressives Angreifen über gehen. Manchmal drehen einige Katzen, wenn auch seltener so durch, dass sie den Besitzer immer wieder angreifen oder Fremde. Sie blutig kratzen und richtig tiefe Wunden beißen. Wieso weiß ich nicht, da wird es wohl Vorgeschichten geben, vermute ich.

Doch Katzen werden wirklich in ihrer Gefahr und wenn es mal richtig brenzlich wird, Aggression, unterschätzt. Natürlich sollte ein Tierheim nicht lügen, aber wie will man das wirklich beweisen, dass die Katze vor Ort nicht lieb war? Man weiß es einfach nicht.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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