Inwieweit kann man psychisch erkrankten Menschen glauben?

vom 30.06.2017, 09:55 Uhr

Die Adoptivtochter einer Bekannten leidet unter einer psychischen Störung. Sie leidet unter Angst und Panikattacken. Diese soziale Phobie hat sich auch in ihrem engsten Umfeld bemerkbar gemacht. Sie glaubt von allen und jedem gemobbt zu werden. Sie wollte schon viele Menschen anzeigen, weil sie meint, dass ihr alle was böses wollen.

Ich frage mich, inwieweit man solchen Menschen glauben schenken darf. Wie geht man damit um, wenn man einem nichts böses will und ein psychisch kranker Mensch einem vorwirft, dass man ihm was böses will und ihn mobbt. Geht man darauf ein? Redet man mit diesem Menschen, dass es nicht so gemeint ist oder lässt man ihn auflaufen, indem man ihn bestärkt? Wie geht man damit um und wie weit kann man einem psychisch kranken Menschen glauben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



In so einem Fall würde ich mich mit den engsten Bezugspersonen beraten. In dem von dir geschilderten Fall gibt es da ja zum Beispiel Adoptiveltern. Die könnten einem da sicher auch unter die Arme greifen und ein klärendes Gespräch mit der Person einleiten, wenn sich da Probleme anbahnen.

Bei uns in der Nähe wohnt auch jemand, der psychisch so schwer traumatisiert ist, dass solche pauschalen Attacken durchaus vorkommen. Letztlich besteht der allgemeine Konsens bei dieser Person, dass man sie eben nicht provoziert, sich freundlich verhält und Konflikten so weit möglich ausweicht. Trotzdem bringt das nicht viel, weil durch die Krankheit die Wahrnehmung dieser Person so verzerrt ist, das normales Verhalten doch falsch bewertet wird. Letztlich kennen diese Person aber auch so viele, dass man genug Zeugen fände, wenn man tatsächlich mal vor Gericht landen würde, die bezeugen würden, dass da eine psychische Auffälligkeit besteht. Von daher, selbst wenn die Anzeige getätigt würde, würde ich dem Ergebnis relativ gelassen entgegen sehen.

Allerdings kommt es halt auch auf den Fall an, welche psychische Erkrankung derjenige hat. Wenn es sich nur um Angststörungen handelt, ist es ja noch relativ harmlos für das Umfeld. Wenn jemand aber anderen bewusst schaden will oder ein notorischer Lügner ist, der nicht anders kann, als Lügen, dann kann das schon unangenehm werden. Solche Leute wirken ja auf den ersten flüchtigen Blick oft recht glaubwürdig und das ist dann viel unangenehmer, als jemand bei dem jeder merkt, dass er ein psychisches Problem hat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das ist sicherlich nicht gerade einfach. Ich selbst habe solch einen Fall auch noch nicht erlebt. Ich denke auch, dass ich da mit einer Bezugsperson des erkrankten Menschen sprechen würde und mir dort vielleicht Rat und Tipps holen würde, wie ich eben damit umgehen soll. Man kann ja versuchen dem Erkrankten klar zu machen, dass man ihm eben nichts böses will. Fraglich ist eben, ob dieser das auch glaubt oder sich wirklich in etwas hineinsteigert.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es gibt verschiedene BPS Varianten, die unterschiedlich klassifiziert werden können. Der Kontakt mit Menschen kann da auch zu einem allgemeinen Problem werden, wie eben auch bei der sozialen Phobie. Wenn Menschen jedoch eine verschobene Wahrnehmung haben, dass sie möglicherweise immer die "Opfer" sind, kann das auch auf BPS andeuten. Das haben viele derer Patienten nämlich auch.

Selbst wenn, das weiß ich durch eine Verwandte, die das hat, sie eigentlich der Auslöser ist, sind es die anderen. Die anderen wollen ihr immer etwas böses, sie ist das Opfer. Immer. Nebenher ist sie arg sozialfremd und das wird auch von mal zu mal immer schlimmer. Ich könnte mir vorstellen, dass Angst- und Panikattacken das auch verschlimmern und in dem Fall auch zum Krankheitsbild gut dazupassen würden.

Ich bin aber keine Psychologin, sondern kann ich nur Ähnlichkeiten zu mir bekannten Personen finden. Das muss aber nichts bedeuten, weil es sicherlich tausende Krankheitsbilder gibt,die ähnliche Symptome aufweisen. Doch wie geht man mit solchen Menschen um?

Das ist wirklich schwierig, weil vieles dem Krankheitsbild geschuldet ist. Das bedeutet nicht, dass die Adoptivtochter lügt, sondern ist ihr Krankheitsbild vielleicht genau so, dass sie die Wahrnehmung verzerrt als solche empfindet. Es wird ihre Wahrheit sein und das ist das Tückische an psychischen Krankheiten, die wir nicht verstehen und wo wir nicht drin stecken.

Hier hilft leider nur ein Psychologischer Rat, was ihr auch im Bezug auf die soziale Phobie helfen wird und das Gefühl, ständig gemobbt zu werden. Je eher desto besser, weil dann wisst Ihr auch, welches Bild von Krankheit sich hier bietet und könnt entsprechend darauf reagieren.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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