Ein offener Sarg bei der Beerdigung - schlimmer?
Ich habe noch nie eine Beerdigung mit einem offenen Sarg erlebt und bin da auch ganz froh drum. Ich stelle es mir sehr schwer vor, wenn man einer solcher Beerdigung beiwohnen muss, weil man eben noch mal den Toten sehen muss und das sicherlich kein besonders angenehmer Anblick ist. Ich würde es schlimmer finden, als beispielsweise nur ein Bild zu sehen. Ein Bild finde ich sehr angenehm, weil man eben noch mal einen schönen Blick auf den Verstorbenen hat. Wie seht ihr das?
Ich war bisher schon auf zwei unterschiedlichen Beerdigungen. Bei einer wurde der Sarg nicht geöffnet, bei der anderen schon. Der Sarg war bei der zweiten Beerdigung nicht die ganze Zeit geöffnet, aber zwischenzeitlich und sehr viele Menschen haben sich den Verstorbenen angesehen um eben mehr oder weniger "persönlich" Abschied zu nehmen.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was so schlimm daran sein soll, einen Verstorbenen zu sehen. Ich gebe zu, dass mein verstorbener Großonkel schon ein wenig befremdlich ausgesehen hat. Der Körper ist für mich ohne Seele jedoch nur eine leere Hülle und hat für mich nichts mehr mit der Person zu tun, die er zu Lebzeiten gewesen ist.
Ich finde, es erleichtert das Abschied nehmen, wenn man den offenen Sarg zwischenzeitlich sehen darf und ich kann beim besten Willen nicht erkennen, was daran jetzt so grausam und schlimm sein soll. Kriegst du sonst automatisch Alpträume, wenn du einen Toten siehst oder was findest du jetzt so schlimm daran?
So morbide es klingt, es handelt sich meiner Meinung nach auch in diesem Fall um eine Geschmacksfrage. Jeder Mensch geht mit Trauer anders um, und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass irgendwann eine Obergrenze erreicht wird, ab der es nicht mehr "schlimmer" werden kann. Da kann die Beerdigung noch so geschmackvoll und durchgestylt sein.
Manche Menschen wollen dem Tod so weit wie möglich aus dem Weg gehen und sagen sich, dass sie den Verstorbenen lieber so in Erinnerung behalten möchten, wie er oder sie zu Lebzeiten war. Diese Zielgruppe wird einen geschlossenen Sarg natürlich bevorzugen. Anderen hilft es dabei, sich mit dem Tod eines geliebten Menschen abzufinden, wenn sie mit eigenen Augen sehen, dass diese Person nicht mehr da ist und auch nicht mehr wiederkommen wird.
Dabei kann der Anblick des Verstorbenen durchaus hilfreich sein, damit die grausame Realität sich auch einprägt. Sonst ist Trauer nämlich gar nicht richtig möglich. Ein toter Mensch sieht zudem zwar völlig anders aus als jemand, der nur schläft, aber nicht zwangsläufig schrecklich, beängstigend oder abstoßend. Nur tot. Bestattungsunternehmen, die eine Beerdigung mit offenem Sarg anbieten, verstehen sich zudem in der Regel darauf, den Verstorbenen so her zu richten, dass er einen würdevollen Eindruck macht.
Ich gehe natürlich davon aus, dass es sich um einen halbwegs "natürlichen" Tod handelt und nicht um ein bedauernswertes Unfallopfer, bei dem kein Knochen mehr heil war. Aber selbst in diesen Fällen ist es anscheinend oft möglich, den Angehörigen die Chance zu geben, den Verstorbenen noch einmal zu sehen und so Abschied zu nehmen.
Als ich auf der Beerdigung einer Verwandten war, gab es auch einen offenen Sarg und ich habe diesen Anblick kaum ertragen. Ich konnte da gar nicht hinschauen und deswegen finde ich grundsätzlich Beerdigungen mit geschlossenen Särgen mit einem Portrait vom Verstorbenen besser. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass für viele Menschen ein offener Sarg "schöner" ist, da man so einfacher Abschied nehmen kann.
Ich war bisher auch nur auf Beerdigungen bei denen der Sarg geschlossen war. Ich kenne das daher auch nicht anders und finde es auch gut, dass man den Verstorbenen dann nicht sieht. Dafür gibt es vor der Beerdigung noch die Möglichkeit. Man kann sich da mit der Familie beim Beerdigungsinstitut treffen, bei dem der Verstorbene dann aufgebahrt wurde. Dort kann man ihn dann noch einmal sehen und sich verabschieden.
Allerdings denke ich, dass es eben auf die Bräuche und Rituale ankommt. In manchen Religionen ist es eben üblich, dass der Sarg offen ist. Damit wachsen dann ja schon die Kinder auf und kenne es dann wiederum nicht anders. Daher wird es für die Menschen dann absolut normal und kein schrecklicher oder verstörender Anblick sein.
Ich würde das auch als eine "Geschmackssache" definieren, auch wenn das Wort Geschmack und das Thema Beerdigung sowie der Tod echt seltsam zusammenhängen. Doch es ist doch nun einmal so, dass eine Beerdigung auch nach Geschmäckern absolviert wird und abgehalten wird. Die eine mag es mit Blumen und Kranz, der andere nicht. Jemand möchte anonym beerdigt werden, der andere nicht.
Das ist indirekt fast so wie eine Shoppingtour des Todes und dann eben auch eine Geschmackssache der Auslegung. Ich persönlich bevorzuge die Methode offener Sarg zum Beispiel nicht. Schon gar nicht, wenn Kinder in der Zeremonie zu sehen sind, weil einen toten Körper zu sehen, das kann auch traumatische Auslöser mit sich bringen, was ich persönlich vermeiden wollen würde. Das muss aber jeder für sich sehen.
Ich mag es nicht, auf eine Leiche (entschuldigt die Direktheit) zu gucken. Ist das Leben nicht so kostbar, dass man betroffene Person in guter Erinnerung halten sollte? Wenn ich dann auf einen toten Körper gucke, habe ich das als letztes Bild und das passt mir per se mal gar nicht. Ich würde also dann freiwillig die Beerdigung nicht betreten oder so weit nach hinten gehen, um es nicht sehen zu müssen.
Ich weiß nicht direkt, was schlimmer ist. Ob offener Sarg, anonyme Beerdigung oder einfache Beerdigung vor einem geschlossenen Sarg. Es ist doch sowieso dasselbe. Die Person ist tot und die Zeremonie etwas geschmacklos und traurig, soll ja so sein. Jeder wird wohl wissen, welches Stündlein jetzt geschlagen hat, sodass ich Beerdigungen, davon hatte ich die letzte Zeit genug, einfach nur noch hasse.
Ich bin seit fast 4 Jahren jährlich auf mehrere Beerdigungen, mal im Vorfeld mit Sterbekampf und mal nicht. Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr ertragen, will es auch nicht mehr, aber mein Alter ist eben jetzt das Alter, wo auch langsam meine Verwandten sterben. Auch wenn ich jung bin, aber meine Familie auch jung Kinder und Enkelkinder bekommen hat. Es ist leider die Zeit und da kann ich mich wohl nicht dran gewöhnen.
Offener Sarg würde es bei mir nicht geben, es seiden, es war der Wunsch des Verstorbenen. Dann ja, weil mir diese Wünsche heilig sind. Heilig mag für mich das falsche Wort sein, aber der letzte Wunsch hat erfüllt zu werden. Mein Onkel wollte z.B. ein Bier auf sein Grab, hab ich gemacht, weil keiner sich das getraut hat. Ich mache das und ein Song, den ich später spielen musste, weil er von den Böhsen Onkelz war.
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