Gesunde Ernährung abhängig von Intelligenz?
Ich gebe zu, dass die Überschrift ein wenig sehr provokativ formuliert wurde, was aber mit Absicht der Fall ist. Ich habe kürzlich die Aussage von Walter Willett gelesen, der Harvard-Professor ist und sich für gesündere Ernährung einsetzt. In Fachkreisen gilt er als einer der einflussreichsten Ernährungswissenschaftler weltweit.
Jedenfalls meinte der Professor, dass nur dumme Menschen Cola trinken würden, kluge Menschen würden Softdrinks und ungesunde Sachen eher meiden. Wenn man bedenkt, wie viel Zucker so ein Glas Cola enthält, ist es tatsächlich nicht so klug Unmengen davon zu konsumieren. Aber kann man das wirklich mit der Intelligenz in Zusammenhang bringen? Ich finde das viel zu kurz gedacht und glaube, dass er nur provozieren wollte.
Es gibt ja auch Menschen, die brauchen etwas Geschmack im Getränk und mögen nicht nur Wasser ohne alles trinken. Findet ihr, dass nur kluge Menschen sich gesund ernähren und gesunde Getränke konsumieren oder ist das zu kurz gedacht?
Diese These ist in ihrem Kern natürlich falsch und hoffentlich auch provokant gemeint. Es gibt genügend intelligente Menschen, die sich ungesund ernähren. Letztlich wägt jeder Mensch Kosten und Nutzen für sich ab und muss dann eine Entscheidung treffen. Vielleicht lebt man durch einen lebenslangen Konsum von Softdrinks zwei Jahre weniger, aber hat in seiner Lebenszeit eben den gewünschten Genuss.
Ich denke jedoch, dass die untere Bildungsschicht sich im Durchschnitt ungesünder ernährt. Dies liegt aber sicherlich an der fehlenden Bildung und die Menschen wissen überhaupt nicht, dass sie ihrem Körper schaden. Diesen Umstand könnte man mit besserer Aufklärung natürlich ändern und dann denke ich, dass sich weniger Unterschiede zwischen intelligenten und weniger intelligenten Menschen finden lassen.
Ich sehe diese These und auch die Einleitung eher als Provokation. Es ist wohl richtig, dass es auch dumme Menschen gibt die mit ihrer Ernährung alles richtig machen und auch die die Intelligent sind sich ungesund ernähren. Aber von jemanden der Intelligent ist, erwartet man etwas ganz anders, dass sich diese belesen darüber was sie konsumieren und sich dafür interessieren, was man von dummen Menschen nicht erwartet die doch eher in den Tag hinein leben und nicht alles strikt vorher planen und sich informieren und dann abwägen.
So ich bin nun kein dummer Mensch, ich kann einen IQ von über 140 nachweisen aus diversen Intelligenztests und gelte damit als Hochbegabt. Cola trinke ich dennoch, nicht regelmäßig und auch nicht Flaschenweise. Hin und wieder weil ich die Lust darauf habe auf diese Softdrinks und es mir dann gönne, aber insgesamt sind das maximal 5 Flaschen im Jahr auf 2 Personen aufgeteilt. Cola alleine macht den Kohl noch lange nicht fett, auch Eistee und andere Dinge die in sich geschüttet werden ohne nachzudenken, haben ebenfalls jede Menge Zucker enthalten oder Zuckerersatzstoffe die auch für alles mögliche verantwortlich gemacht werden.
Trotz dem IQ und der Tatsache, dass ich nicht dumm bin hatte ich Phasen in meinem Leben, in denen ich mich von nichts anderem als Fertiggerichten ernährt habe. Dass das nicht gut war, wusste ich selbst schon zum damaligen Zeitpunkt. Aber zum einen war es billiger als das frische kochen, die Tüte Asia Instantsuppe kostete 20 Cent, ein frisch gekochtes Essen direkt mehr, und bei nur 20 Euro für Lebensmittel im Monat, hast du kaum eine andere Wahl als das zu dir zu nehmen. Dann kam noch dazu, dass ich lange und viel gearbeitet habe und wenn ich dann um 4 Uhr aus dem Haus gegangen bin und um 23 Uhr nach Hause kam, da hatte ich auch keine Kraft und Energie mehr zum kochen, da war Ofen auf, Pizza rein und fertig das maximale der Gefühle was noch ging.
Ernährung ist nicht nur eine Sache der Intelligenz, sondern auch von dem was man sich leisten kann, in der Form des finanziellen oder auch des zeitlichen her. Klar gibt es auch schnelle Gerichte die man kochen kann in 20 Minuten, aber die Pizza ist halt nach 7 Minuten im Ofen schon fertig, keine Vorbereitung und keine Nachbereitung von der Zeit her, vom Preise her billiger als das frisch und selbst zu machen und da kann es sich dann auch nicht jeder einfach so aussuchen.
Die Frage oder These die eher dazu passen würde, wer beschäftigt sich mehr mit gesunder Ernährung und da haben die Intelligenten Menschen die Nase vor den dummen vorne. Denn wie oft darf ich mir von dummen Menschen anhören, dass Milchschnitte doch gut ist, viel wertvolle Milch enthält. Von Zucker wissen diese nichts oder wollen es nicht wissen, und auch das Kuhmilch auch nicht das tollste für den menschlichen Körper ist und ebenfalls krank machen kann, erst recht nicht. Mit Bildung alleine ist es nicht getan, solange weiter durch die Werbung manipuliert werden darf und damit falsche Informationen gestreut werden, findest du in jeder Bildungsschicht welche die das hinterher auch glauben und nie weiter hinterfragen werden.
Es wundert mich, dass jemand mit einer Professur den Unterschied zwischen Intelligenz und Bildung nicht kennt und den Einfluss des sozialen Umfelds auf die Ernährung anscheinend auch ignoriert.
Es gibt ja genug Untersuchungen die zeigen, dass sich die Menschen, die eher zur Unterschicht zählen, ungesünder ernähren. Das bedeutet ja aber nicht, dass die alle einen niedrigen IQ haben sondern, dass das Thema gesunde Ernährung in diesem Milieu kein Thema ist, dass sie vielleicht auch nie gelernt haben wie man mit frischen Zutaten kocht, weil schon die Eltern zu Fertiggerichten und Fixtütchen gegriffen haben.
Ich habe mal einen Bericht über eine Einrichtung gesehen, die Kinder nach der Schule betreut und auch mit Essen versorgt und da waren Kinder dabei, die ganz viele Arten von Gemüse überhaupt nicht kannten oder die keine Ahnung hatten, wie eine frische Karotte aussieht und, dass man die erst mal schälen muss. Kommt bei Mutti zu Hause schließlich immer aus der Dose. Diese Kinder sind nicht dümmer als andere Kinder aber durch ihr soziales Milieu beim Thema gesund Ernährung von Geburt an benachteiligt.
Ich finde die Aussage auch eher provokativ als durchdacht und wissenschaftlich fundiert. Man kann meiner Meinung nach nicht pauschalisieren, dass ein geringerer Bildungsstand zwangsläufig auch zu ungesünderen Ernährungsgewohnheiten führt - schon alleine deshalb, weil beide Variablen zahlreichen zusätzlichen Einflüssen unterliegen, die sehr viel komplexer nachzuvollziehen sind.
Zum einen wurde oft schon der finanzielle Aspekt genannt. Jemand, der weder ein Studium noch eine Ausbildung absolviert hat, muss nun mal im Regelfall mit einem deutlich geringeren Monatseinkommen wirtschaften als jemand mit einer exzellenten Bildung. Da kann der Person noch so bewusst sein, dass hochwertiges Fleisch vom Metzger besser als das abgepackte Hackfleisch aus dem Supermarkt ist und dass eine Packung Instant-Nudeln keineswegs die Nährstoffe einer frisch zubereiteten Nudel-Gemüsepfanne ersetzen kann.
Aber wenn man für die jeweils gesündere Alternative den dreifachen bis fünffachen Preis des Billigprodukts bezahlen muss und noch einen Haufen anderer Lebenshaltungskosten zu bezahlen hat, überlegt man sich doch dreimal, wo man Abstriche macht. Auch müssen Arbeiter in minderbezahlten Berufen und Jobs auf Aushilfsbasis häufig irreguläre Arbeitszeiten in Kauf nehmen und Schichten übernehmen, sodass es nicht immer leicht fällt, Zeit und Motivation zum Kochen zu finden. Als ich teilweise bis spät abends gearbeitet habe, habe ich mich danach auch nicht noch zwei Stunden an den Herd gestellt, sondern mir das erstbeste Päckchen Fertigzeug in die Mikrowelle geschoben, um dann nach dem Essen ohne Abwasch und Aufräumarbeiten ins Bett fallen zu können - obgleich ich wusste, dass das nicht gerade nahrhaft ist.
Zum anderen ist der Zugang zu korrekten und fundierten Informationen über gesunde Ernährung auch nicht ganz unabhängig von den finanziellen Mitteln. Wie die beste Ernährung für ein Individuum aussieht, lernt man nicht aus dem RTL-Nachmittagsprogramm, Food-Blogs im Internet oder Frauenzeitschriften, sondern durch Fachliteratur, Ernährungsberatung und medizinische Untersuchungen. Je nachdem, wie intensiv man sich damit befassen will, kostet das unter Umständen nicht gerade wenig Geld, und Zeit und Motivation zur Erarbeitung dieses Wissens gehören nun mal auch dazu. Natürlich ist es einfacher, jede Halbwahrheit und jeden neuen Diät-Wahn, der in der Klatschpresse propagiert wird, für bare Münze zu nehmen, als entsprechend nach Studien und aktuellen Forschungsergebnissen zu suchen, die wirklich Licht ins Dunkel bringen.
Und zu guter Letzt ist die persönliche Einstellung zu einer gesunden Ernährung, das individuelle Bedürfnis danach und die Bereitschaft, seinen Lebensstil anzupassen, immer noch das A und O an der ganzen Geschichte; und das hat mit der Bildung in meinen Augen nun wirklich nicht viel zu tun. Ich kenne ebenso Menschen aus etwas ärmeren Verhältnissen, die sich wirklich Mühe geben, ausgewogen und frisch zu kochen, als auch Leute ohne jegliche finanzielle Sorgen, die in der Woche drei- bis viermal beim Lieferdienst bestellen und dazwischen ihren Tagesbedarf an Kalorien hauptsächlich durch Schokoriegel und Alkoholika decken.
Ich denke, so pauschal kann man nicht sagen, dass intelligente Menschen keine Cola trinken würden. Ich kenne so einige sehr hochintelligente Menschen, die viele Stunden vor dem PC sitzen und sich fast ausschließlich von Energy-Drinks und Fast Food ernähren, was meiner Meinung nach nich zur gesunden Ernährung gehört.
Ich denke, um sich wirklich gesund zu ernähren, braucht man nicht unbedingt einen hohen Intelligenzquotienten, sondern eher eine gewisse Bildung, was Ernährung angeht. Wenn ich daran denke, dass mein Vater meiner Mutter, die an Diabetes Typ 1 leidet, ständig Wurst und Käse verbieten wollte, weil das doch für ihren Blutzuckerspiegel nicht gut sei, konnte ich nur den Kopf schütteln und dachte, dass es auch für ihn ganz gut gewesen sei, wenn er ein bisschen mehr von Ernährung gewusst hätte.
Und auch als meine Schwägerin einen Aufstand machte, weil sie für ihre Diät nicht das im Rezept vorgeschriebene Päckchen Puddingpulver fand, ließ mich nur genervt aufstöhnen, denn sie verstand nicht, dass sie genauso gut die gleiche Menge Stärke hätte nehmen können. Ihr wollte einfach nicht in den Kopf, dass auch das fertige Puddingpulver fast ausschließlich aus Stärke besteht und sie es problemlos hätte ersetzen können.
Ich denke auch, dass es einen anderen Zusammenhang geben könnte. Ungebildete Leute sind häufiger von Armut betroffen, weil sie meist weniger verdienen oder erst gar keinen Job finden. Und mit wenig Geld ist es sehr viel schwerer, sich gesund zu ernähren, weil man sich das qualitativ gute und gesunde Essen oft nicht leisten kann. Dazu kommt, dass man sich dann auch nur schwer über Ernährung dann weiterbilden kann oder will, weil man als Arbeitsloser sich ohnehin kein Filet etc. leisten kann.
Es sind meiner Meinung nach also viele Faktoren, die noch mit berücksichtigt werden müssen, wodurch es einen einfachen, monokausalen Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Intelligenz nicht gibt.
Ich finde die Aussage auch sehr provokant und fühle mich auch angesprochen damit. Denn ich möchte behaupten, das ich doch recht intelligent bin, allerdings auch gerne mal Cola trinke. Manchmal habe ich einfach das Bedürfnis ein richtig kaltes Glas Cola zu trinken. Da gibt es eben dann in dem Moment nichts Besseres. Auf der anderen Seite trinke ich sonst zu 99% nur Wasser. Oft mit Geschmack, aber eben nichts anderes dazu.
Und ich bin dadurch nicht mehr oder weniger schlau als andere. Sicherlich gibt es genug Menschen aus der unteren Schicht, die vermehrt Cola trinken. Aber dadurch auf ihre Intelligenz zu schließen, finde ich schon sehr weit gegriffen. Von daher kann man das nicht einfach so pauschal abhandeln. Du trinkst Cola, du bist dumm und du trinkst keine, du bist nicht dumm.
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