Wegen geringem Verdienst auch automatisch schlecht ernähren?
Eine Bekannte von mir hat in letzter Zeit an Gewicht zugelegt und behauptet, dass dies an ihrer derzeitig schlechten finanziellen Lage liegt. Sie hatte einen befristeten Vertrag und bekommt nun erstmal Arbeitslosengeld, während sie auf der Suche nach einer neuen Stelle ist. Sie findet, dass sie von dem Geld keine gesunde Ernährung finanzieren kann und dies daher der Grund für ihre Gewichtszunahme ist.
Ich weiß zwar, dass Obst und Gemüse häufig deutlich teurer sind, als wenn man Fertigprodukte oder auch Süßigkeiten und Kekse kauft. Dennoch finde ich aber, dass man sich auch mit wenig Geld gesund ernähren kann. Man muss dann wahrscheinlich besser planen und eventuelle auch mal abends einkaufen gehen, wenn es auf viele Obst und Gemüsesorten 50 Prozent Rabatt gibt. Aber an sich denke ich nicht, dass geringe finanzielle Mittel ein Grund sind, sich ungesund zu ernähren.
Wie seht ihr das? Wart ihr auch schon mal sehr knapp bei Kasse und habt ihr euch deswegen auch schlecht ernährt? Findet ihr, dass ein geringes Budget automatisch bedeutet, dass man sich ungesund ernährt oder gibt es auch für ärmere Menschen die Möglichkeit einer ausgewogenen Ernährung?
Ich finde, dass man sich mit wenig Budget zumindest einseitiger ernährt. Gutes Fleisch und vor allem Fisch sind teuer. Und wenn man wie ich eine Fruktoseintoleranz hat, kann man aber auch nicht einfach vegetarisch leben. Mal abgesehen davon, dass es für mich auch ohne die Intoleranz nicht infrage käme.
Außerdem ist es gerade in einem Single-Haushalt schwer, mit wenig Geld gesund zu kochen. Natürlich gibt es auch gesunde und günstige Produkte, aber vieles kann man nicht in kleinen Portionen kochen. Dazu eignen sich viele Dinge auch nicht zum Einfrieren und aufwärmen. Bevor man dann Lebensmittel verschwendet, ist der Griff zu gut portionierten Fertiggerichten natürlich verlockend.
Letztens habe ich für meinen Freund und mich eine sehr günstige Mahlzeit zubereitet, die auch noch gesund war. Kartoffel-Brokkoli-Suppe. Da man Brokkoli nur in einem Stück kaufen kann, habe ich direkt das ganze verarbeitet, was zu viel für uns beide war. Also habe ich den Rest eingefroren, um ihn in der darauf folgenden Woche zur Arbeit mitzunehmen. Ich hätte es nicht gedacht, aber es hat aufgetaut widerlich geschmeckt, obwohl die frische Suppe wirklich lecker gewesen war.
Das mit den Portionen im Singlehaushalt kann man über Einkochen regeln. Gläser gibt es kostenlos beim Einkaufen und nach 25 Minuten im Schnellkochtopf ist das bombensicher fest zu dicht. Dann hat man viel Auswahl, geht seltener einkaufen und es bleibt kostengünstig. Wir sind kein kleiner Haushalt, aber Nudelsoßen, Gulasch, Geschnetzeltes, Suppen und solche Dinge wie Ratatouille gibt es hier immer in Dimensionen von sechs bis zwölf Liter. Dann ist schnell was da und das Fleisch ist verbraucht. Wir nehmen meist komplette Teile ab, weil das günstiger ist.
Natürlich ist gesunde Ernährung - wie so vieles andere - einfacher, wenn man sich um das Geld keine Sorgen machen muss. Aber trotzdem heißt ein knappes Budget meiner Meinung nach nicht, dass man nur von Tiefkühlpizza und Lasagne leben muss. Daher bezweifle ich auch die Aussage, dass die Gewichtszunahme allein auf die finanzielle Notlage zurückzuführen ist. Immerhin kann man, wenn man auf so etwas achtet, statt einem fettigen Fertiggericht auch mal eine Tütensuppe essen. Die kostet sogar noch weniger und hat im Vergleich kaum Kalorien.
Wenn ich knapp bei Kasse bin und trotzdem frisch kochen will, dann greife ich eben nicht auf ausgefallene Obst- und Gemüsesorten zurück, sondern decke mich mit Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und Kohl ein. Diese Dinge gibt es meistens in großen Packungen für wenig Geld, und man kann daraus schonmal eine Menge machen: Suppen, Aufläufe, Beilagen wie Stampf oder Puffer und Gemüsepfannen. Auch Nudeln mit selbstgemachter Soße sind günstig, sättigend und nicht wirklich ungesund. Passierte oder gestückelte Tomaten aus der Dose sind eine preiswerte Alternative zu Frischware und eignen sich zum Kochen wunderbar. Viel anderes geeignetes Gemüse wie Erbsen kann man auch tiefgekühlt kaufen.
Abgesehen davon: wenn man schon sparen will, dann streicht man doch als erstes die Luxusartikel, oder etwa nicht? Also würde ich, anstatt die teure Markenschokolade durch Billig-Kekse zu ersetzen, einfach ganz auf die Naschereien verzichten, bis ich wieder etwas mehr auf dem Konto habe. Für den akuten Süßhunger kann man immer noch aus Basiszutaten, die man immer im Haus hat, einen Pfannkuchen, eine Waffel oder ein paar einfache Butterkekse selber machen.
Rechnen wir mal mit einem Hartz IV-Satz von 409 Euro. Davon muss Strom bezahlt werden, sagen wir mal 50 Euro, dazu kommen Heizkosten von vielleicht 70 Euro. Für Telefon und Internet würde ich mal 30 Euro ansetzen, für Versicherungen 20 Euro. 170 Euro sind schon einmal weg. 20 Euro gehen für Bekleidung und Schuhe weg, 15 Euro für Kosmetik und Putzmittel. 20 Euro möchte ich für Fahrtkosten ansetzen. Weitere 20 Euro möchte ich für sonstige Kosten einplanen. Es bleiben also noch ungefähr 160 Euro für gesunde vollwertige Ernährung.
Das wären also etwas über 5 Euro am Tag für drei Mahlzeiten täglich inklusive Kaffee und Tee. Mit 35 Euro wöchentlich kommt sie gerade so hin. Dafür habe ich jetzt gerade mal eine Rechnung aufgestellt, in der ich alle Lebensmittel für eine Woche aufschrieb und mit Preisen benannte. Dabei rechnete ich als größte Posten für Gemüse und Obst 5 Euro, für Fleisch und Wurst 6 Euro und für Käse und Kartoffeln je 3 Euro. Das bedeutet also, dass sie von den Produkten jeden Tag eine frische Mahlzeit zubereiten kann. Und zwar ganz ohne auf Fertigprodukte zurückzugreifen.
Und dazu kann sie auch noch naschen und zwar Joghurt für 2 Euro und Süßes und Schokolade für ganze 3 Euro. Quark, Toast, Milch, Eier, Mehl, Butter, Zucker und Mehl berechnete ich mit 8 Euro. Bleiben noch 11 Euro für Fisch, Geflügel, Kaffee, Tee, Gewürze, Fette und ähnliches. Man kann sich also, wenn man nicht raucht oder trinkt, gut und gesund von 35 Euro in der Woche ernähren. Ich vermute aber, dass die Bekannte mit Chips, Keksen und Co auf der Couch vor dem Fernseher saß und deshalb zugenommen hatte. Das was sie da vom Stapel ließ, waren einfach nur faule Ausreden.
Wie ich in einem anderen Thema vor Kurzem schon geschrieben hatte kommt es darauf an wie knapp das Budget wirklich ist. Wenn du am Freitag bei Aldi stehst und noch zwei Euro in der Tasche hast und erst am Montag wieder Geld auf dem Konto ist greifst du mit Sicherheit nicht zu Gemüse mit 50% Rabatt oder Fleischstücken um daraus zwölf Liter Sauce zu kochen.
Dann nimmst du die billigsten Nudeln, vielleicht irgendeine Sauce im Glas und ein Paket Toast weil du damit über das Wochenende kommst. Natürlich ist das nicht besonders ausgewogen, aber jede andere Option ist deutlich teurer.
Aber von solchen extremen Beispielen mal abgesehen kann man sich schon günstig und gesund ernähren wenn man bereit ist einen größeren Aufwand in Kauf zu nehmen. Diese Fixtütchen, mit denen viele Leute kochen, sind zum Beispiel extrem teuer. Wenn man einmal in Gewürze, getrocknete Kräuter und ein Paket Stärke investiert kommt man damit monatelang aus und mehr ist in diesen Tütchen ja nicht drin.
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