Männliche Studenten unterrichten lassen und Frauen nicht?

vom 12.09.2017, 06:12 Uhr

Ich habe kürzlich von einem Projekt aus Bremen gelesen. Die Uni Bremen "vermietet" männliche Lehramtsstudenten an Grundschulen mit dem Ziel, dass sich mehr Männer für den Beruf des Grundschullehrers entscheiden. Bisher läuft das Projekt seit knapp fünf Jahren. Das Projekt heißt "Rent a Teacherman" und die Studenten werden überwiegend an männerlose Grundschulen innerhalb Bremens vermittelt. Mittlerweile sind die Studenten schon an 10 der 17 Grundschulen im Einsatz. Die Studenten dürfen dann dort unterrichten, wenn sie den Bachelorabschluss in der Tasche haben, sogar an zwei Tagen pro Woche und das ohne Aufsicht.

Ich persönlich finde es prinzipiell gut, wenn Lehramtsstudenten mehr Praxis im Unterrichten bekommen würde. Ich habe schon mehrmals gehört, dass die Praxis im Studium viel zu stark vernachlässigt werden würde und man im Referendariat quasi ins eiskalte Wasser geworfen wird. Allerdings sehe ich das kritisch, dass nur die männlichen Studenten unterrichten "dürfen" und keine Frauen. Da würde ich mir mehr Gleichheit wünschen, auch wenn ich die Motive für dieses Projekt gut verstehen kann. Was haltet ihr von diesem Projekt? Findet ihr es fair, wenn die Männer hierbei bevorzugt werden? Oder geht das eurer Ansicht nach gar nicht und ist auch nicht mit dem Grundgesetz vereinbar?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde das Projekt gut. Es geht ja hier nicht darum, Frauen den Zugang zu solchen Stellen zu verwehren, sondern vielmehr darum auch mehr Männer als Grundschullehrer im aktiven Unterricht zu haben.

Gerade im Kindesalter wird für vieles der Grundstein gelegt. Männliche UND weibliche Bezugspersonen sind sehr wichtig. Wenn man einen so deutlichen Überschuss an Lehrerinnen in der Grundschule hat, fällt das Rollenvorbild des männlichen Lehrers als Bezugsperson und zu einem gewissen Grad auch Vertrauensperson weg. Kleine Jungen brauchen oft auch männliche Lehrkräfte. Ihnen können sie sich oft besser anvertrauen und können sich mit ihnen identifizieren.

Ich schreibe dies übrigens aus der Perspektive einer (zukünftigen) Lehrerin.

» anno1990 » Beiträge: 30 » Talkpoints: 7,60 »


Was viele nicht wissen: es gibt eine Geschlechterquote, nicht speziell eine "Frauenquote". Angestrebt ist eine Angleichung der Anteile in allen Berufen. Grundschulen ist es nicht erlaubt "aus Prinzip" nur Frauen einzustellen und sie werden dazu angehalten die Belegschaft diverser zu gestalten. Allerdings haben Grundschulen (genauso wie Kindergärten, Pflegeheime, Reinigungsfirmen, etc.), das Problem das sich kaum Männer bewerben. Aus diesem Grund sind solche Aktionen notwendig und keine schlechte Idee.

Wir befinden uns gesellschaftlich was diese Geschlechter-Debatte angeht in einer Pattsituation. Menschen werden auf Grund ihrer Eigenschaften (Geschlecht, Hautfarbe, Religion, ...) teilweise bei der Bewerber-Auswahl diskriminiert. Diese Diskriminierung begründet sich zum Teil darauf, dass wir in bestimmten Berufen bestimmte Leute erwarten, einfach weil es üblich ist (wie z.B. eine Frau als Grundschullehrer).

Entweder es findet ein radikales Umdenken statt (unrealistisch), oder die Leute werden dazu gezwungen sich an unterschiedliche Gesichter in allen Berufen zu gewöhnen. Das ist ein paar Generationen lang unangenehm und fragwürdig und dann ist es irgendwann normal.

» Fitsch » Beiträge: 10 » Talkpoints: 4,76 »



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