Eine Fraktur als Krankheit bezeichnen angebracht?

vom 12.09.2017, 18:45 Uhr

Mich hat gerade der Beitrag Haustier länger ausquartieren, wenn man krank ist? zum Nachdenken gebracht. Dort ist von einer Frau die Rede, die sich das Bein gebrochen hat und nach einer Operation genesen muss. Trotzdem wird das die ganze Zeit so dargestellt, als wäre Frau krank und deswegen eingeschränkt. Krankheit ist für mich aber was komplett anderes als eine Fraktur, daher ergibt der Beitrag für mich keinen Sinn.

Per Definition ist eine Krankheit eine Störung der normalen Funktion eines Organs, der Psyche oder eines gesamten Organismus. Zu den inneren Faktoren einer Krankheit gehören unter anderem das Altern, Erbkrankheiten, ererbte Anfälligkeiten, embryonale Fehlbildungen und psychische Erkrankungen. Zu den äußeren Faktoren zählen soziale Verhältnisse, Stress, Ernährung, Umweltbedingungen und Pathogene.

Krankheiten können vom Verlauf her in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, beispielsweise akut (wie grippaler Infekt), subakut, chronisch. Ein Knochenbruch fällt aber meiner Ansicht nach nicht darunter. Denn eine Beinfraktur stellt in diesem Fall ja keine Einschränkung eines Organs dar, es sei denn dass die Knochen krankheitsbedingt vorgeschädigt sind.

Laut den zig Beiträgen über dieselbe Person entnehme ich aber, dass die Fraktur durch einen Unfall zu Stande gekommen ist und nicht durch einen Unfall. Wie seht ihr das? Würdet ihr eine Fraktur als Krankheit bezeichnen oder ist das in euren Augen kompletter Blödsinn? Dass man mit einem Beinbruch eingeschränkt ist und Hilfe braucht, leugne ich gar nicht, aber das ist in meinen Augen keine Krankheit.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es gibt doch gar keine allgemeingültige Definition von Krankheit. Eine typische Variante, die Ärzte lernen, wäre: Es handelt sich eine Störung der normalen physischen oder psychischen Funktionen des Körpers, der die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eines Lebewesens subjektiv und objektiv merklich einschränkt.

Das ist bei einem gebrochenen Bein nun definitiv der Fall. Schließlich ist die Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt, man kann nicht laufen. Unbehandelt tut es auch ziemlich weh, das Wohlbefinden ist also auch eingeschränkt. Die normale physische Funktion des Beins ist schließlich Gehen und Stehen.

Im Sozialversicherungsrecht ist die Definition von Krankheit anders. Kennzeichnend sind da, dass eine Therapie nötig ist und eine Arbeitsunfähigkeit besteht. Das trifft auf einen akuten Bruch ebenfalls zu. Außerdem findest du den Knochenbruch in der Systematik der Diagnoseschlüssel.

Wenn man deine Aufzählung nimmt, dann fällt der Knochenbruch unter Trauma, wenn er durch äußere Einflüsse entstanden ist, das fehlt in deiner Aufzählung. Oder es ist krankheitsbedingt, z. B. Osteoporose. Umweltbedingt oder durch soziale Verhältnisse käme bei Brüchen aufgrund von Rachitis in Frage.

Wie würdest du denn jemanden nennen, der ein traumatisches Hiernödem entwickelt? Ist der nicht krank? Oder ist das etwas anderes, weil es nach deinem Empfinden ein Organ ist? Das ist das Skelett ohne Knochenmark aber medizinisch gesehen ein Organ. Folglich ist ein Knochenbruch ein Schaden an einem Organ und damit eine Krankheit gemäß deiner eigenen Definition.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich muss zugeben, dass ich die Logik dahinter wirklich nicht ganz verstehe. Wenn ich mir das Bein breche, weil ich zum Beispiel Osteoporose habe, dann ist es eine Krankheit? Wenn ich wegen Schwindel die Treppe hinunter falle und mir das Bein breche, dann ist es keine Krankheit oder doch, weil mir schwindelig war? Oder ist es keine Krankheit, wenn ich vom Fahrrad falle, weil ein Stein auf der Straße lag?

Wenn ich mir in die Hand schneide und genäht werden muss, ist das dann eine Krankheit, obwohl es vielleicht eigene Dummheit war, weil ich nicht vorsichtig war? Oder ist es eine Krankheit, weil die Haut ja ein Organ ist?

Wenn ich einen Unfall habe und mir das Bein breche, ist es nach deiner Definition keine Krankheit. Passiert mir aber mehr und ich habe noch eine Gehirnerschütterung, dann ist die Gehirnerschütterung eine Krankheit, weil das Gehirn betroffen ist oder doch nicht. Ich verstehe es nicht. Für mich ist alles eine Krankheit, was mich psychisch und physisch so einschränkt, dass ich nicht mehr alles machen kann und wenn es eben auch nur vorübergehend ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



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