Als Eltern Mordphantasien entwickeln normal?

vom 11.09.2017, 06:23 Uhr

Eine Bekannte von mir ist Mutter und sie hat neulich eine sehr seltsame Aussage gemacht. Sie ist schon seit 30 Jahren Mutter und hat mehrere Kinder, sodass sie einiges an Erfahrung mitbringt in Bezug auf Kindererziehung. Sie meint, dass es die Aufgabe von Kindern wäre, die Eltern zu nerven und in den Wahnsinn zu treiben und den Eltern Schuldgefühle für die vielen Mordphantasien zu machen, die Eltern gegenüber ihren Kindern entwickeln würden wegen der ganzen psychischen und physischen Belastung.

Ich kann ja verstehen, dass der Elternjob nicht immer leicht und mitunter sogar sehr stressig und belastend sein kann. Aber Mordphantasien? Ist das nicht ein wenig zu gewagt, derartige Ausdrücke zu verwenden? Was haltet ihr von dieser Aussage? Haben nur schlechte Eltern "Mordphantasien", wenn das Kind besonders viel Stress macht? Meint ihr, meine Bekannte übertreibt oder könnt ihr derartige Gefühle nachvollziehen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Immer dieses, böse Eltern und gute Eltern. Eltern sind auch nur ganz normale Menschen und ja, Kinder sind dazu da, dass sie einen Fordern, nicht selten überschreiten sie die eigene Grenze der Nerven und wenn man sich dann mal bildlich vorstellt, wie man das Kind im Wald aussetzt oder den Hals umdreht, ist man direkt ein schlechter Elternteil?

Was meinst du was dann andere Menschen sind? Nicht alle Eltern sind Mörder und nicht alle Mörder sind Eltern. Sind diese dann gute Menschen? Ich sage dagegen eher, jeder hatte schon das Bedürfnis, die Vorstellungen in seinen Gedanken, wie man einem anderen den Hals umdreht oder ihn gerade irgendwo verbuddelt. Sei es nun das eigene Kind, ein fremdes Blag was genervt hat, der verhasste Arbeitskollege oder auch der eigene Chef. Selbst die Schwiegermutter bzw. das Schwiegermonster ist oftmals Bestandteil von diesen Fantasien.

Aber ist man deswegen ein schlechter Mensch oder ein besserer? Zwischen Gedanken, Handeln oder solchen Dingen, besteht ein gewaltiger Unterschied. Für die Gedanken wanderst du nicht in den Knast, für die eigentliche Tat dann schon. Auch wenn es so aussieht, als wenn viele Kinder von ihren Eltern misshandeln und ermordet werden, ist das immer noch eine sehr geringe Anzahl in der Gesamtheit der Menschen.

Nur weil sich einmal jemand hinstellt und nicht sagt, dass Elternsein immer toll, immer lustig ist und auch mal ausspricht was man sich gedacht hat, ist man direkt ein schlechter Elternteil? Sorry, ich finde es eher verlogen und ein schlechter Elternteil, wenn man dazu nicht steht und das nicht sagen kann, weil man direkt ein Stigma aufgedrückt bekommt von anderen Eltern oder auch Kinderlosen, die sich nicht im Ansatz vorstellen können wie das ist mit eigener Brut 24 Stunden am Tag in einem Haus zu leben.

Besuchskinder, fremde Kinder oder mit Kindern arbeiten, da ist nach Stunden X Schluss, man kann gehen wenn es Nervt oder einem zu viel wird. Mach das mal als Elternteil, einfach Sachen packen und Brut alleine lassen, was meinst du wie schnell das Jugendamt da ist und du mehr Stress hast? Da braucht nur ein windiger Nachbar anrufen und sagen, dass du das Kind unter einem Jahr 10 Minuten alleine in der Wohnung gelassen hast, damit du in Ruhe das Auto nach dem Einkauf ausräumen kannst, den Müll runter gebracht hast und schon darfst du Rede und Antwort stehen warum.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Gerade unter Freunden sollte man so etwas ansprechen dürfen und ich denke, dass es da auch normal ist so etwas mal zu erwähnen. Einer Bekannten würde ich so etwas aber nun auch nicht sagen. Ich glaube einfach, dass man mit einem Kind an seine Grenzen kommt und wenn man schon nicht mehr kann muss man dennoch funktionieren.

Natürlich will das keiner hören, aber das strengt an und da ist es doch ehrlich, wenn man solche Sachen dann auch zugibt. Mein Kind würde ich nun auch nicht umbringen wollen, aber es gab wirklich schon Momente, in denen ich mir einfach kurz Ruhe gewünscht hätte oder in denen ich richtig sauer war. Das Kind kann da ja auch nur bedingt etwas für, aber das man in Gedanken dann vielleicht mal etwas durchspielt kann ich schon verstehen.

Das macht man ja, wie Sorae ja auch geschrieben hat, nicht nur mit den Kindern gedanklich, sondern auch mit dem Chef oder einfach Personen, die einen absolut geärgert oder genervt haben. Man braucht eben manchmal einfach ein Ventil und wenn man nach solchen Gedanken ruhiger weiter agieren kann ist das doch okay. Umsetzen würde man das ja auch nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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