"Vollste Zufriedenheit" in Arbeitszeugnis nicht richtig
Ich war neulich bei einem Rechtsanwalt, weil ich meine Freundin begleitet habe. Dort lag im Warteraum ein Flyer aus über Arbeitszeugnisse und in dem stand, dass man sehr aufpassen muss, was in solchen Arbeitszeugnissen drin steht und dass auch das falsche Deutsch in den Arbeitszeugnissen nicht davon zeugen, dass es ein gutes Zeugnis ist. So wird sehr oft als "sehr gut" beschrieben, wenn im Zeugnis steht "zu unserer vollsten Zufriedenheit". Dabei ist das völlig falsch. Voll kann man nicht steigern und so ist es schon sehr gut, wenn dort steht "zu unserer vollen Zufriedenheit".
Ich habe dann mal im Internet ein wenig gestöbert und bin tatsächlich auf die Seite gestoßen, die das gleiche aussagt. Hier kann man das nachlesen. Aber wenn man nun in einem Arbeitszeugnis dieses schlechte deutsch "vollsten" stehen hat, hat sich das ja doch ziemlich eingebürgert, dass es positiv gesehen wird,. Anderseits ist es auch negativ, wenn etwas falsch in einem Zeugnis geschrieben wird und Rechtschreibfehler und Grammatikfehler drin stehen.
Es gibt auch Alternativschreibweisen, wie "äußerst zufrieden" und das schreibt aber kaum ein Arbeitgeber, wenn er eine sehr gute Beurteilung schreiben muss. Wie seht ihr das? Habt ihr auch in euren Arbeitszeugnissen "vollsten" stehen? Habt ihr das schon mal kritisiert, weil es ja nun wirklich ein sehr schlechtes deutsch ist? Würdet ihr es bei eurem Arbeitgeber kritisieren, wenn ihr ein Arbeitszeugnis bekommt mit diesem Inhalt?
Meine Zeugnisse enthalten alle den etablierten Code stets zur vollsten Zufriedenheit und da beschwere ich mich ganz sicher nicht. Es ist zwar sprachlich gesehen falsch, aber es ist im gesellschaftlichen Konsens nun einmal die Formulierung für die Note 1. Zur vollen Zufriedenheit wird selbst mit einem stets davor in der Regel als Note 3 verstanden. Deshalb würde mir ein sprachlich pingeliger Arbeitgeber eher Steine in den Weg legen.
Daher bewegte ich diesen Fehler positiv. Denn die merkwürdige Formulierung ist dem Umstand geschuldet, dass ein Arbeitszeugnis nicht negativ formuliert werden darf. Da akzeptiere ich doch gern, was sich eingebürgert hat, schließlich hilft es mir weiter.
Ich habe lieber einen Satz im Arbeitszeugnis, der von allen anderen automatisch so interpretiert wird, wie er gemeint wird, als einen grammatikalisch korrekten, bei dem man dann annimmt, die Beurteilung hätte noch besser sein können. Solange sich der nächste potentielle Arbeitgeber nicht daran stört, muss ich es auch nicht.
Ich denke, die wenigstens Arbeitgeber werden an dieser Stelle denken: "Das ist aber eigentlich grammatikalisch nicht korrekt", sondern sie einfach nach dem üblichen Code lesen. Umgekehrt werden wohl die wenigsten lobend denken, dass da jemand einen bekannten Fehler endlich ausgebessert hat und den Satz zugleich als bestmögliche Note interpretieren. Und selbst möchte ich auch nicht darauf im Gespräch hinweisen müssen, das klingt dann wohl eher so, als würde man seine Beurteilung besser erscheinen lassen wollen, der potentielle Arbeitgeber kann das ja nicht wissen.
Das Arbeitszeugnis sollte so geschrieben werden, dass es keine Missverständnisse oder Fragen gibt und das geht nun einmal am leichtesten, wenn man sich an den alten Code hält, auch wenn dieser kleinere Fehler aufweist.
Dieser Code in seiner grammatikalischen Inkorrektheit hat sich in der Zeugniswelt etabliert, wie das Amen in der Kirche. Jeder Personaler weiß, das diese Steigerungsform falsch ist und es diese eigentlich nicht gibt, außer eben in der Welt der Zeugnisse und genau deshalb wird er auch weiterhin verwendet, weil jede andere Formulierung auch als Abstufung gewertet werden kann und sei es auch nicht als Abstufung einer vollen Note, sondern vielleicht nur um 0,25%. Deshalb wird er schlichtweg weiter verwendet und wird nirgendwo als Fehler, falsch oder Abstufung gewertet.
Es ist zwar auch richtig, dass Fehler, also zum Beispiel Rechtsschreibfehler, häufig fehlende Interpunktion etc. als Abstufung gewertet werden und diese zum Teil auch absichtlich eingebaut werden um so Hinweise zu geben. Aber wer kann eigentlich wirklich unterscheiden, ob das absichtlich eingebaut wurde oder ob der Personaler einfach des Deutschen nicht mächtig ist und auch nicht in der Lage ist ein Rechtschreibprogramm zu nutzen? In jedem Fall zählt die Floskel zur vollsten Zufriedenheit nicht zu den Fehlern in die eine Abstufung hinein interpretiert werden kann.
Seit Jahren wird immer mal wieder versucht, auf den Fehler in der Steigerungsform zur vollsten Zufriedenheit hinzuweisen und diesen durch etwas anderes zu ersetzen, aber wie man merkt, das hat bisher überhaupt nicht geholfen und der Code wird weiterhin so verwendet und auch genauso gelesen, wie er gemeint ist. Manchmal ist es einfach auch besser bestehende Dinge, auch wenn sie grammatikalisch nicht korrekt sind, hinzunehmen und nicht immer alles auf Teufel komm raus zu ändern, wenn doch jeder genau weiß, dieser grammatikalische Fehler wird als positiv gelesen und gewertet.
Lieber einen grammatikalischen Fehler im Zeugnis stehen haben, als hinterher ein "stets Bemüht" zu bekommen. Wie hier schon angemerkt worden ist, hat sich das in der Zeugnissprache als die Bestnote etabliert. Die Juristerei ist da ein wenig anders aus und richtet sich nach anderen Gesetzen, Vorschriften und Denkweisen und daher wird da auch jedes einzelne Wort auf das Korn genommen und untersucht. Aber damit macht man sich nicht sonderlich beliebt, wenn man dann auf einem "vollen" besteht anstatt auf einem "vollsten".
Gegen hingegen dem "vollsten" wird das "vollen" meistens nicht mehr als die Bestnote vom sprachlichen her aufgefasst, sondern eben nur noch als eine abgestufte 1 oder auch einer 2. Andere Dinge sind viel gravierender, wenn die Daten darin nicht stimmen wann man eingetreten ist und wann man austritt und solche Dinge und darüber kann man sich auch jederzeit Beschweren und das notfalls mit einem Anwalt anfechten. Oder auch wenn Unwahrheiten geschrieben werden und solche Dinge, aber wegen etwas was sich positiv etabliert hat einen Aufstand zu machen, halte ich nicht für effektiv und sinnvoll.
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