Sich als Präventionsmaßnahme auf Arbeit krankmelden?
Ich habe vor einer Weile von einem sehr interessanten Fall gelesen. Es ging um eine US-Amerikanerin die sich "krank gemeldet" hat, weil sie sich zwei Tage lang um ihre psychische und mentale Gesundheit zu kümmern, quasi um Burnout und anderen psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Der Fall war groß in den Medien und sie soll vom Chef sogar gelobt worden sein.
Genau genommen war das keine "Krankmeldung" in dem Sinne, also mit Attest vom Arzt und dergleichen. Aber sie hat sich eben beim Chef gemeldet, ihre Situation erklärt und damit gezeigt, dass ihr Prävention wichtiger ist als hinterher die handfesten psychischen Probleme behandeln lassen zu müssen. Prävention ist immer gut, meiner Ansicht nach. Was haltet ihr von dieser Aktion? Würdet ihr euch trauen, euch krankzumelden aus Präventionsgründen? Oder würdet ihr euch das gar nicht trauen, weil der Chef alles andere als begeistert wäre?
In den USA gelten ganz andere Regeln, was Krankmeldungen angeht, als bei uns. Viele Arbeitnehmer "dort drüben" können von 30 Tagen Urlaub und sechs Wochen Krankschreibung bei Lohnfortzahlung im Jahr nur träumen, von Mutterschutz u.ä ganz zu schweigen. Da bekommt man beispielsweise 10 Tage bezahlte Abwesenheit fürs ganze Jahr, und das war's dann.
Es interessiert in vielen Fällen keinen, ob man in den zwei Wochen in den Urlaub fährt, seine Grippe auskuriert oder die Zeit für die Krankheiten der Kinder aufwenden muss. Auch Atteste aller Art haben, wiederum soweit ich weiß, bei den Nachbarn drüben nicht halb so viel Gewicht wie bei uns. Im Zweifelsfall heißt es dann eben, dass man zwar seinen Job behält, aber dafür unbezahlt daheim bleiben muss, wenn man krank ist.
Deswegen habe ich schon öfter gehört, und finde es auch verständlich, dass Angestellte in diesen Fällen hin und wieder einen sogenannten "mental health day" einschieben, sprich die Notbremse ziehen, bevor sie psychisch oder physisch zusammenbrechen, weil sie seit einem Jahr keinen Tag mehr frei hatten. Und dann kommt es natürlich auf den Chef an. Wenn der schon seit 20 Jahren keinen Urlaub mehr hatte, ist das Verständnis nicht so groß wie bei Vorgesetzten, die die Leistung ihrer Mitarbeiter auch wahrnehmen und/oder selber schon neidisch auf andere Länder schielen, in denen man krank werden kann, ohne den sozialen Abstieg zu befürchten.
Ich selber würde meinem Chef nichts von Burn-Out-Prävention vorfaseln, eben weil ich das glücklicherweise nicht muss. Letzten Endes entscheide ich, ob ich fit genug zum Arbeiten bin, und wegen eines Tages muss ich noch nicht einmal zum Arzt, um mir eine Krankschreibung zu holen. Deswegen kann ich theoretisch immer mal wieder einen Tag zur Erhaltung meiner psychischen Leistungsfähigkeit einschieben, solange die Arbeit gemacht wird und es dem Chef nicht zu viel wird. Ein- oder zweimal habe ich das sogar schon gemacht, als ich beispielsweise nach einer Grippe zwar schon zu 98 Prozent wieder fit war, aber mich lieber noch einen Tag auskuriert habe. Man muss sich ja nicht mehr aufopfern als unbedingt nötig.
Was ist denn daran jetzt so super außergewöhnlich? In Deutschland kennt man die Tapeziergrippe und das Krankfeiern. Der Niederländer nimmt sich seinen Snipperdag, wenn er die Nase gestrichen voll hat. Ungewöhnlich ist doch nur, dass das ganze begründet wird.
cooper75 hat geschrieben:Was ist denn daran jetzt so super außergewöhnlich? In Deutschland kennt man die Tapeziergrippe und das Krankfeiern. Der Niederländer nimmt sich seinen Snipperdag, wenn er die Nase gestrichen voll hat. Ungewöhnlich ist doch nur, dass das ganze begründet wird.
Eben. Und je nach Arbeitgeber wird hier auch nicht mal ein Attest vom ersten Tag an gefordert und man kann seine 1-2 Tage Zuhause bleiben, ohne das man zum Arzt rennen muss. Ehrlich können wir auch sein, man findet immer einen Arzt der auch bei akuter Unlust einen Schein ausstellt oder manche lügen auch einfach nur etwas vor, was dann hinterher darauf auch steht.
Und wenn man hier schon das Gefühl hat, dass alles den Bach hinunter geht und man kurz vor einem Burn Out steht, dann kann man auch mit offenen Karten vor dem Hausarzt spielen der einen dann von sich aus und alleine aufgrund dieser Tatsache krank schreibt. Das gibt man beim Arbeitgeber ab und gut ist, begründen muss da niemand etwas oder auch sagen was als Diagnose mit auf dem Zettel drauf steht.
Und ob ich mich das trauen würde kommt auf die Branche und auch auf dem Chef darauf an. Es gibt auch hier Arbeitgeber die darauf eingehen und lieber den Mitarbeiter nach Hause schicken präventiv, anstatt hinterher diesen langfristig als Ausfall zu haben. Nicht alle, aber es gibt einige.
In meinem Hauptjob gehört das mit dazu und wenn zu mir jemand kommt und mir das berichtet, den schicke ich gepflegt zum Truppenarzt damit der drauf schaut und was mir dieser empfiehlt und daran halte ich mich auch in der Regel. Schon alleine aus dem einfachen Grund, da ansonsten ich persönlich dafür Verantwortlich wäre wenn mir demjenigen dann etwas ist was auf das zurück zu führen ist.
Ausnahmen gibt es, keine Frage aber diese sind dann eher anderer Natur wie z.B. Truppenarzt empfiehlt Krank zu Hause, derjenige wohnt aber 800 Kilometer weit weg und ist nicht sonderlich in der Verfassung alleine nach Hause zu kommen. Fahrdienst steht auch nicht jederzeit bereit, so mit bleibt er erst einmal in der Kaserne krank auf Stube bis das Organisiert werden konnte oder der Zustand sich gebessert hat.
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