Lange Mittagspausen in Arztpraxen noch verbreitet?

Eine Freundin von mir kommt eher aus dem ländlichen Bereich, wobei wir uns neulich über Ärzte unterhalten haben. Sie meinte dann, dass sie nicht als Arzthelferin arbeiten wollen würde, denn oftmals hätten die Praxen ja so lange Mittagspause, meist von 12 bis 15 Uhr und da wäre es bestimmt langweilig, wenn man nicht wüsste, was man in der Zeit anfangen soll.

Diesen Eindruck konnte ich offen gesagt so gar nicht bestätigen. Ich habe ihr dann auch gesagt, dass die Arztpraxen bei uns in der Stadt alle nur eine Stunde Mittagspause haben und keine drei. Nur in den Vorstädten in ländlicheren Gebieten ist mir eine längere Mittagspause aufgefallen. Ist das nur Zufall oder ist das mittlerweile üblich, dass immer mehr Praxen kürzere Mittagspausen haben? Welche Beobachtungen habt ihr gemacht? Gibt es ein Stadt-Land-Gefälle?

Man muss dabei im Hinterkopf haben, dass die "Mittagspause" einer Arztpraxis keineswegs aus drei Stunden Freizeit, Essen und Däumchendrehen besteht. Gerade auf dem Land muss der Arzt in dieser Zeit für ältere und immobile Patienten, denen es nicht möglich ist, die Praxis zu Sprechstundenzeiten selbst aufzusuchen, Hausbesuche machen und telefonische Beratungen abhalten.

Außerdem werden Befunde sortiert und durchgesehen, Dokumentationen geschrieben und Bürokratie wie Qualitätsmanagement und Co durchgeführt. Das alles geht vormittags oder nachmittags mit einem vollen Wartezimmer im Nacken kaum, und damit der Arzt nicht nach Feierabend noch zwei oder drei Stunden länger bleiben muss, werden diese Aufgaben oft auf die Mittagspause verlegt. Effektiv bleibt für den Eigenbedarf auch kaum mehr als die sonst übliche halbe oder Dreiviertelstunde.

Ob die Arzthelfer und Arzthelferinnen nun auch die ganze Zeit beschäftigt sind, weiß ich nicht genau, aber ich kann mir vorstellen, dass auch diese mit der Sortierung von Akten, Bestellung von ausgegangenen Materialien und anderen Aufgaben den Großteil der Mittagszeit beschäftigt sind. Ich würde mich zumindest nicht darauf verlassen, dass die Öffnungszeiten der Praxis und die eigenen Arbeitszeiten sich 1:1 decken.

Meine Stadt hat 500.000 Einwohner, sie liegt im Ballungsraum, und hier sind Sprechzeiten von 8 bis 11 Uhr und von 16 bis 18 Uhr das verbreitete Modell. Eventuell ist donnerstags nachmittags eine Stunde länger offen, damit Berufstätige eine Chance haben. Und anders als früher ist nicht nur am Mittwoch nachmittags geschlossen, es ist auch freitags so. Entsprechend ist der Notdienst organisiert. Die Notdienstpraxen der Stadt öffnen an den Tagen schon am Mittag.

Ich kenne es auch so, dass die Mittagspause oft für Hausbesuche genutzt wird. Hier sind die Mittagspausen unterschiedlich, aber ich kenne keine Praxis bei der diese Pause wirklich 3 Stunden beträgt. Oftmals sind auch während der Mittagspause noch Helferinnen in der Praxis, die dann ans Telefon gehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Mittagspause wirklich aus 3 Stunden Pause für die Ärzte und Angestellten besteht. Zumindest kenne ich es anders.