Als junger Mensch nur befristete Arbeitsverträge bekommen?

vom 05.09.2017, 06:31 Uhr

Eine Bekannte von mir hat die These aufgestellt, dass junge Menschen - insbesondere Berufsanfänger mit wenig Erfahrung - grundsätzlich nur befristete Verträge bekommen würden. Sie würde niemanden kennen, der direkt als Berufseinsteiger entfristet worden wäre. Witzigerweise wurde ein ehemaliger Kommilitone von mir direkt entfristet eingestellt bei seinem ersten Job nach der Uni. Also ganz stimmen kann ihre "endgültige" These ja nicht.

Was haltet ihr von dieser These und welche Erfahrung und Beobachtung habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Gibt es da vielleicht einen Unterschied zwischen Ausbildung und Studium? Oder ist das eher branchenabhängig? Gibt es Unterschiede zwischen dem Arbeitsmarkt in Deutschland und in Ausland? Wie sehen diese Unterschiede aus?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich halte von solchen Pauschalen Aussagen rein gar nichts. Alles was Alt ist, müsste dann ja unbefristet eingestellt sein, wenn man nach ihrer These geht. Aber auch das ist nicht der Fall und auch dort findet man genug befristete Arbeitsverhältnisse, die hinterher nie entfristet werden da man sich eher davon dann trennt.

Es ist ein beliebtes Mittel, ganz egal in welchem Alter, sich nicht dauerhaft an jemanden zu binden und diesen schneller los zu werden, wenn man es denn möchte. Klar kann man auch jemanden kündigen der eine unbefristete Stelle hat, aber dort sind die Kündigungsfristen auch meistens ein wenig länger, gerade wenn derjenige schon lange im Unternehmen war und man muss sich aktiv darum kümmern.

Bei den befristeten lässt man es einfach auslaufen wenn man nicht mehr möchte und hat damit auch keinen weiteren Aufwand, da man die Abmeldungen auch direkt mit der Anmeldung eingeben kann, dass man hinterher bei seiner Entlassung nicht noch jemanden beschäftigen muss, der die ganzen Abmeldungen vornimmt, da das vorher schon alles eingegeben werden kann. Will man denjenigen behalten, nur dann muss man aktiv werden.

Je nach Branche ist das auch unterschiedlich. In Bereichen in denen die Kräfte gesucht werden um jeden Preis und sich die Bewerber es aussuchen können wo sie hingehen und überall mit Handkuss genommen werden, da sind die unbefristeten Anstellungen immer noch Köder damit die Bewerber dann auch kommen. In Bereichen in denen ein zu großes Angebot besteht, warum sollte ich mir da jemanden direkt langfristig sichern, anstatt mich erst mit ihm zu befassen wie er hinterher auch passt?

Egal ob jung oder Alt, in meiner alten Branche gibt es nur befristete Anstellungen, ganz gleich wie alt man ist. Man kann sich damit schneller von alten trennen die nicht mehr können oder einem nicht mehr in den Kram passen, damit steigen diese nicht in die hohen Erfahrungsstufen auf da man sich vorher trennt und kann auch damit die Personalkosten weiter unten halten und es schön billig machen. Höher als in einer Erfahrungsstufe 3 ist dort niemand gekommen, die Realität war eher die 2 und dann wurde sich getrennt, man durfte sich eine neue Anstellung suchen und die bisherigen Erfahrungsstufen wurden nicht beim neuen Arbeitgeber angerechnet, dass man dort wieder in der 1 begonnen hat.

Nur die alten Mitarbeiter die noch unbefristete Verträge hatten, sind in den hohen Stufen wie der 5 oder der 6 unterwegs gewesen und hatten damit im Monat Brutto auch direkt 800 Euro mehr in der Tasche, als diejenigen in den niedrigen Stufen. Diese Mitarbeiter hat man aber auf allen Mitteln und Wegen versucht, dass sie die neuen Verträge unterschreiben oder man sie nett gesagt "entsorgt".

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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