Dark Tourism - neuer Urlaubstrend?

vom 28.08.2017, 05:46 Uhr

Ich habe gelesen, dass es einen neuen - sehr makabren - Urlaubstrend geben soll: den so genannten Dark Tourism. Dieser Tourismus zeichnet sich dadurch aus, dass man als Urlauber keine weißen Sandstrände aufsucht, sondern eher Orte, Attraktionen und Ausstellungen der anderen Art bevorzugt und aufsucht. Die Reiseziele drehen sich alle um Tod, Mord, Gäueltaten, Gewalt, Leid, Schmerz und einfach alles, was mit Horror assoziiert wird. Es soll sogar eine eigene Webseite geben, wo die Urlaubsziele aufgelistet und angeboten werden.

Zu den Urlaubszielen gehören zum Beispiel Geisterstädte, die wegen der Tschernobyl-Katastrophe verlassen sind, wobei ich persönlich nicht besonders scharf darauf wäre, mir so eine Strahlenbelastung als ganz besonderes Souvenir mitzunehmen. Es soll Führungen über das gesamte (verstrahlte) Gelände geben und sogar zum Reaktor selbst. Weitere angebotene Reiseziele sind: Endlager für Radioaktivität, Gefängnis und Massengräber.

Ich kann ja verstehen, dass einem Erlebnisse viel wichtiger sind als irgendwelche Souvenirs, denn die Erinnerungen kann einem keiner mehr nehmen. Aber derartige gruselige Reiseziele wären glaube ich überhaupt nichts für mich. Ich finde die genannten Ziele nicht unbedingt reizvoll und würde eher darauf verzichten. Ich habe auch noch nichts von einem derartigen Trend mitbekommen, aber gut. Wie seht ihr das ganze? Ist Dark Tourism tatsächlich ein neuer Trend? Wie reizvoll ist dieser in euren Augen? Würdet ihr gruselige Trips ebenfalls mitmachen wollen? Welche würdet ihr bevorzugen und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ob es sich hier tatsächlich um einen "Trend" handelt, oder ob hier nur mal wieder ein Nischenangebot für spezielle Zielgruppen in irgendwelchen Medien hochgehypt wird, kann ich auch nicht beurteilen. Aber "gruselige" Urlaubsmottos gibt es schon ewig, und dass man die Gegend um Tschernobyl zumindest wieder betreten kann, ist auch nichts Neues. Und wir reden ja nicht von vierzehn Tagen Radiations-Camp in Prypjat, sondern von Besichtigungstouren im Gegenwert von einmal Röntgen. Interessant zu verfolgen wäre es in jedem Fall, wie die menschlichen Werke verfallen und die Natur wieder Einzug hält.

Beispielsweise gibt es die Jack-the-Ripper-Touren in London garantiert schon etliche Jahre, und auch viele biedere deutsche Städte bieten nächtlings Führungen an, bei denen man die Schattenseiten des mittelalterlichen Dinkelsbühl komplett mit Schauspielern, die einem gruselige Geschichten erzählen, kennenlernen kann. Auch Foltermuseen habe ich schon ein paar von innen gesehen. Und wenn sich Leute für die Geschichte von Weltkrieg I und II interessieren, kommen sie auch an Massengräbern wohl kaum vorbei. Wenn das Ganze jetzt Dark Tourism heißt, bitte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke nicht, dass es ein neuer Trend ist, sondern wahrscheinlich einfach nur ein neuer Begriff für eine spezielle Reiseform. Das macht meiner Meinung nach auch Sinn. Wenn jemand im Urlaub gerne Radtouren macht sucht er sich meist Webseiten aus, in dem speziell diese Form des Urlaubes aufgelistet werden. Wenn jemand sich gerne am Strand räkelt schaut er wohl nicht nach Wandertouren in Bergregionen, sondern sucht sich Webseiten aus, welche sich mit schönen Stränden beschäftigen.

Während meines Wochenendtrips in London besuchte ich den Londoner Dungeon. Da wird ja auch eher die "dunkle" Vergangenheit der Stadt vorgestellt. Ebenso wie im Hamburger oder Berliner Dungeon.

Wenn jemand sich auch im Urlaub gerne mit der "düsteren" Vergangenheit der Welt beschäftigen möchte, macht es durchaus Sinn diese ganzen Orte auf einer Webseite zu listen, sofern hierzu Touristenführungen (z.B. Tschernobyl) angeboten werden. Diese Orte sind aufgrund ihrer wahren Geschichte vielleicht etwas beklemmend. Weshalb diese Orte gruselig sein sollen erschließt sich mir nicht. Außer natürlich, dass es beängstigend ist wenn man sieht. wozu die Menschheit fähig war beziehungsweise immer noch ist.

» M. Mizere » Beiträge: 342 » Talkpoints: 172,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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