Bleiben Psychotherapien oft erfolglos?
Ich habe etwa zweieinhalb Jahre eine Verhaltenstherapie gemacht und diese ist meiner Meinung nach relativ erfolglos verlaufen. Die letzten fünf Monate davon hatte ich einen neuen Therapeuten und fand den zunächst auch viel kompetenter als die Frau davor. Dennoch hatte ich das Gefühl, wir würden zwar über meine Probleme und ihre Herkunft reden, jedoch nicht über Lösungsmöglichkeiten. Mich nervt es besonders, weil es zu Beginn der Therapie noch hieß, mein Problem sei relativ leicht behandelbar und die Erfolgsquoten sehr hoch. Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht? Findet ihr Psychotherapien allgemein wenig sinnvoll?
Ich würde nicht behaupten, dass die Psychotherapie die ich aufsuche schon erfolgreich ist. Es geht mir schon deutlich besser und ich muss sagen, dass es mir schon ziemlich weiterhilft. Wenn man eine Psychotherapie als erfolglos deklariert, hat man vielleicht einfach nur den falschen Therapeuten oder kann sich nicht darauf einlassen.
Am Anfang habe ich auch gezweifelt, mit der Zeit fand ich sie immer besser. Aber eine Psychotherapie bringt leider auch erst nicht nach drei Sitzungen Erfolge, sondern über einen längeren Zeitraum. Ich bin jetzt anderthalb Jahre in Therapie und ich gehe manchmal ganz gerne hin, besonders wenn ich total aufgewühlt und emotional bin.
Wibbeldribbel hat geschrieben:Aber eine Psychotherapie bringt leider auch erst nicht nach drei Sitzungen Erfolge, sondern über einen längeren Zeitraum. Ich bin jetzt anderthalb Jahre in Therapie
Hast du Cappuccinos Beitrag überhaupt gelesen? Sie schrieb doch, dass sie seit zweieinhalb Jahren in Therapie ist, also ich denke nach so einem langen Zeitraum kann man schon beurteilen, dass die Therapie relativ erfolglos gewesen ist. Ich bezweifle auch, dass sich in dieser langen Zeit nur drei Sitzungen abgespielt haben werden. Ich habe durch ihre Schilderung auch nicht den Eindruck, dass sie sich dem Therapeuten gegenüber nicht öffnen konnte. Es gibt eben leider Therapeuten, die sind weniger erfolgreich als andere, warum auch immer.
Das Problem liegt ja immer auch daran, womit man zu einem Psychotherapeuten geht. Meine sehr gute Freundin arbeitet seit mehr als 10 Jahren als Therapeutin und sagt mir ja selber auch, weil ich in Therapie bin, dass es schwierig ist, einem komplett zu helfen, wenn es zum Beispiel um Posttraumatische Belastungsstörungen geht. Es ist einfach so, dass man das Leben lebenswerter gestaltet, darüber redet und mehr, aber vergessen wird man die Dinge ja eben nicht. Man versucht halt nur einiges lebenswerter zu machen.
Bei anderen Krankheiten kommt es auch immer darauf an, was der Patient verlangt, hat, will und erwünscht sowie wie er oder sie mitarbeitet. Es ist ja keine Einbahnstraße der Therapie, sodass man dort hingeht, redet, geheilt wird und fertig. Je nach Problematik müssen auch Patienten viel mit machen sowie ich zum Beispiel. Doch ich weiß auch, dass meine Erfolgschancen sehr niedrig sind, weil sich meine Krankheit schon über Jahre aus Kindheitstagen bis ins späte Erwachsenenleben zu sehr gefestigt hat.
Doch das bedeutet nicht, dass ich untherapierbar bin. Ich lerne vieles anders, kann mit vielem besser leben und meine Posttraumata sollen meinen Alltag nicht bestimmen. Das ist mein Ziel und das reicht mir auch, die Erinnerungen gehen ja nicht einfach weg.
Ich würde nicht so weit gehen, dass Therapien komplett erfolglos sind, aber sie sind auch nicht immer das, was Patienten erwarten. Es gibt halt Patienten, die glauben, danach läuft alles besser, das Leben ist toll und die Therapie muss mich suchtfrei kriegen, meine Probleme beenden und mehr. Es vergessen viele, dass das gelernte, die Tricks, die Tipps und das Öffnen fremder Personen auch ein Lerneffekt fürs Leben ist, um weiter an sich zu arbeiten sowie den Problemen.
Ich war damals wegen einer Essstörung bei einer Psychologin. Es wurden sich meine Probleme angehört, da es ein sehr heißer Sommer war wurde mir gesagt, dass ich wenigstens trinken soll, wenn ich das Essen schon verweigere und zu guter letzt wurden mir Antidepressiva verschrieben, die ich nie abgeholt habe. Die war meine erste und letzte Sitzung bei ihr.
Eine Bekannte von mir ist mittlerweile schon knapp zwei Jahre bei einer Therapeutin, wo sie einmal die Woche hingeht. Und es ist das Beste, was ihr passieren konnte. Die Therapeutin nimmt sich ausreichend Zeit, hört zu und gibt ihr Ratschläge und Tipps. Als sie vor ein paar Wochen in den Urlaub ging, gab sie meiner Bekannten sogar ihre Handynummer, für den Notfall.
Von daher bin ich der Meinung, dass es wirklich viel ausmacht, wen man vor sich sitzen hat. Teilweise hat es ja schon seine Gründe, warum viele Therapeuten für Monate ausgebucht sind. Ich finde wenn man schon Jahre in Therapie ist aber es nicht wirklich fruchtet, dass man sich dann wirklich überlegen sollte den Therapeuten zu wechseln.
Ich denke, dass da einige Faktoren eine Rolle spielen. Eben auch wie gut man mit dem Therapeuten zurecht kommt und wie sehr man sich auch auf die Therapie einlassen kann. Manchen hilft es vielleicht schon, wenn sie einfach mal mit einer fremden Person über alles sprechen können und bei anderen schlägt auch eine Jahre lange Therapie nicht an. Das kann man sicherlich nicht immer pauschal sagen.
Ich glaube, dass man wohl eine Besserung durch eine Therapie erzielen kann, aber je nach Problemen werden diese sicher nie ganz verschwinden. Allerdings denke ich auch, dass man nach 5 Monaten durchaus schon sagen kann, ob einem die Sitzungen etwas bringen oder eher nicht.
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