Aus Höflichkeit sagen, dass das Essen schmeckt?

vom 27.11.2016, 20:01 Uhr

Wir sind vor einigen Wochen bei meinen Schwiegereltern zu Besuch gewesen, wobei meine Schwiegermutter und ich zusammen ein etwas aufwendigeres Gericht zubereitet und gekocht haben, was man so alleine in der Zubereitung gar nicht schaffen würde. Sie hatte bei dem Gericht auch etwas experimentiert und da etwas Kürbis hinzugefügt, was traditionell nicht auf die Zutatenliste gehört.

Ich persönlich fand, dass das Essen sehr lecker geschmeckt hat und ich hätte das Rezept auch so mal zu Hause ausprobiert, also mit der Kürbis-Komponente im Essen. Mein Freund meinte dann auch am Esstisch, dass das Essen gut schmecken würde und dass ich das zu Hause ja mal nachkochen könnte. Ich habe ihn beim Wort genommen, weil ich das eigentlich gar nicht kenne, dass er aus Höflichkeit eben etwas sagt, was er nicht so meint.

Jedoch hat sich später unter vier Augen heraus gestellt, dass er das Essen nicht so gut fand und dass er das traditionelle Rezept bevorzugen würde. Macht ihr das auch so, dass ihr aus Höflichkeit sagt, dass das Essen schmeckt und in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall? Oder sagt ihr lieber gar nichts, bevor ihr lügen müsst?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Kommt darauf an. Wenn ich im Restaurant bin und mir das essen nicht schmeckt und ich werde danach gefragt ob es denn geschmeckt hat werde ich wahrheitsgemäß antworten. Allerdings bestelle ich in den Restaurants in denen wir verkehren immer das selbe da weiß ich das ich es mag.

Bei meiner Mutter die gerne mal etwas neues ausprobiert sage ich ihr auch das es nicht so mein Fall war. Das erspart mir das gleiche Essen noch einmal zu bekommen. Wenn es super lecker war sag ich ihr das natürlich auch.

Bei meiner Schwiegermutter sag ich lieber nichts oder sage trotzdem das es geschmeckt hat. Da lüge ich lieber. Ich hab einmal gesagt das es nicht so mein Fall war und das wurde mir ewig vorgehalten und der Rest der Familie wusste es auch aber nicht von mir.

» sunshine251176 » Beiträge: 67 » Talkpoints: 26,27 »


"Aus Höflichkeit" ist wahrscheinlich die falsche Formulierung. In solchen Fällen lügt man doch entweder, um den anderen nicht zu verletzen oder um sich selbst Scherereien zu ersparen. So wie das meine Vorrednerin mit ihrer Schwiegermutter erlebt hat. Ich glaube, wir können ihr "vorwerfen", dass sie ihre Schwiegermutter seitdem aus reinem Eigennutz anlügt. :wink:

Ich würde es aber ebenfalls davon abhängig machen, ob das Gericht noch mal gekocht werden soll. Wenn man noch daheim wohnt und der Mutter sagt, dass das Essen absolut fantastisch war, muss man damit rechnen, dass man es ab sofort häufiger bekommt. Isst man nur ab und zu bei den Schwiegereltern und da wird immer was Neues ausprobiert, ist die Gefahr ungleich geringer.

Außerdem gibt es ja Situationen, in denen man praktisch Vorkoster ist. Also in der Familie wird das Gericht ausprobiert, aber letztlich soll es bei einem Dinner mit dem Chef serviert werden. Da sollte man auch lieber ehrlich sein und ich denke, das wird dann auch erwartet. Da wäre falsche Höflichkeit total fehl am Platz.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde es schon reichlich dumm, wenn man das Essen als gut befindet, dass so ausgibt und auch noch einfordert, dass es Zuhause nach gekocht wird obwohl man es nicht gut fand. Mit einer kleinen Lüge hat das schon gar nichts mehr zu tun, da wurde die komplette Palette der Lügen abgerufen und er hätte dir auch nach dem Besuch sagen können, dass er das Essen eben nicht so toll fand und das traditionelle Rezept bevorzugt. Dann hätte man sich nicht so in sein Lügenkonstrukt verstricken müssen.

Ich muss durchaus unterscheiden mit den Menschen. Manche sind auf das Blut beleidigt wenn man ihnen sagt, dass das Essen nicht schmeckt und andere fassen das als sachliche Kritik auf und fragen nach Verbesserung. Meiner Mutter könnte ich das mit dem schlechten Essen nicht an den Kopf werfen, dann würde direkt die Welt für sie zusammen brechen. Bei meiner Schwiegermutter kann man sagen was man denkt, und sie ist nun wirklich nicht die begabteste Köchin und eigentlich kann man bei ihr nur belegte Brote essen, der Rest ist ungenießbar. Weiß sie aber selbst, warum dann nicht auch aussprechen? Aber bevor ich anfange mich in Lügen zu verstricken, sage ich lieber nichts.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke es gibt zwei verschiedene Gelegenheiten, wenn es um Essen geht, welches jemand anderes gemacht hat. Man ist eingeladen bei Freunden oder Verwandten, das ist die eine Gelegenheit. Oder man geht in ein Restaurant essen.

Wenn man bei Freunden oder Verwandten eingeladen ist, dann ist es eben höflich, wenn man sagt, dass das Essen geschmeckt hat, ohne dass man es wirklich so erfahren hat. Das mag zwar unehrlich sein, aber irgendwie will man ja auch Niemandem wehtun. Allerdings ist es mir einmal passiert, dass ich es sagen musste. Na ja, ich brauchte es nicht zu sagen, man sah es einfach. Ein Nachbar hatte uns zum Essen bei sich eingeladen. Er sagte im Vorfeld, dass er ein eigenes Rezept für eine Hühnersuppe entwickelt habe.

Nun ja. Wir waren dann dort und was soll ich sagen, es war ein Alptraum. Die Suppe bestand zum größten Teil aus Essig und schmeckte verfault und ranzig. Ich würgte einige Löffel herunter und dann passierte etwas, was ich einfach nicht unterbinden konnte. Mir wurde extrem, schlecht und ich musste erbrechen. Im hohen Bogen über den Tisch. Nun ja, da konnte ich nicht mehr sagen, dass es mir geschmeckt hatte. Aber so etwas ist mir nur einmal im Leben passiert.

Bestellt man das Essen im Restaurant und es schmeckt einem nicht, dann sollte man es sagen. Da kenne ich keine Höflichkeit. Ich bezahle das Essen, und weiß, dass man schon einiges am Essen verdient. Da habe ich auch keine Bedenken zu sagen, wie mir das Essen wirklich schmeckt. Und ich sage auch, wenn es zu wenig ist. Denn das ist etwas, was anscheinend sehr oft passiert. Je teurer das Essen ist, desto weniger bekomme ich auf den Teller. Und da werde ich sauer. Ich gehe ins Restaurant um satt zu werden und nicht um mich an irgendwelchen kulinarischen Diskussionen zu beteiligen. Essen ist Nahrung und keine Kunst!

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das ist schwierig zu sagen, wobei ich schon sagen muss, dass dein Freund dann aber sehr übertrieben hat mit seiner Lüge und dass das doch gar nicht nötig gewesen wäre in der entsprechenden Situation. Ich verletze ungern jemanden und darum sage ich dann auch nicht wirklich, wenn mir etwas gar nicht schmeckt. Aber wenn das der Fall ist, dann bin ich auch nicht so euphorisch und sage einfach, dass mir etwas schmeckt.

Bei guten Freunden sage ich auch die Wahrheit, wenn etwas nicht mein Fall ist. Das ist ja dann kein Angriff auf die jeweilige Kochkunst. Auf jeden Fall würde ich nicht so lügen, dass mir etwas ganz wunderbar geschmeckt hat. Dann hätte ich die Befürchtung, dass das Gericht noch einmal gemacht wird, wie dein Freund es ja nun erlebt hat. Ich denke, dass er in Zukunft in solchen Situationen sicher auch etwas vorsichtiger agieren wird.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich würde es davon abhängig machen, wo ich eben zum Essen eingeladen. Innerhalb der Familie sagen wir eigentlich alle ehrlich, wenn wir etwas nicht so mögen oder uns ein neues Rezept nicht so geschmeckt hat. Da ist auch eigentlich niemand dann beleidigt. Ich kenne auch Personen, die einem immer wieder etwas bestimmtes zubereiten, wenn man eben gesagt, hat dass man es sehr lecker findet. Von daher wäre ich doch lieber ehrlich, bevor man das Gericht dann immer wieder bekommt und eben aus Höflichkeit dann essen müsste.

Bei Fremden würde ich eher nicht sagen, dass ich eine Zutat nicht so mag oder ähnliches. Da finde ich es dann doch eher unhöflich und Würde lieber gar nicht zu dem Essen sagen, als es dann zu loben, dass es eben lecker war.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es fällt mir doch kein Zacken aus der Krone, wenn ich bei einer Einladung auf Anfrage sage, dass mir das Essen geschmeckt hat. Man stelle sich nur mal die Szene vor, wenn ich bei der Schwiegermutter bin, die sich mit 82 noch hinstellt um aufwendig für acht Personen zu kochen und ich dann vor der versammelten Schwiegerfamilie verkünde, dass ich schon mal besser gegessen hätte.

Menschen so vor den Kopf stoßen ist einfach nicht mein Ding. Diesbezüglich besitze ich schon Taktgefühl. Und als sie uns mal ratzfatz zwei hartgekochte Eier mit Spinat und Kartoffeln vorsetzte, aß ich diese auch auf ohne zu maulen. Das übersteht man schon mal. Allerdings hatte ich auch noch nie Anlass, ein Essen zu kritisieren bei einer Einladung. Es hatte mir eigentlich überall gut geschmeckt und ich war da auch nie besonders kritisch.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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