Jemanden nachts ins Krankenhaus fahren - würdet ihr es tun?
Wir waren gestern bei meiner Oma. Diese erzählte uns, dass sie im örtlichen Krankenhaus war, weil sie eine angeschwollene Wange hatte, die dann auch später extrem schmerzte und noch schlimmer anschwoll. Sie wurde wieder nach Hause geschickt mit den Worten, dass man in eine andere Klinik am nächsten Tag gehen soll.
Sie hielt es aber über Nacht nicht mehr aus und rief uns an. Wir hatten ihr das angeboten, da wir ja gesehen haben, dass das auch auf den Kreislauf ging und sie wirklich starke Schmerzen hatte. Sie hatte ja auch nichts ansteckendes, weswegen ich auch mitgefahren bin. Würdet ihr auch jemanden nachts ins Krankenhaus fahren?
Immerhin sind wir ungefähr eine halbe Stunde unterwegs gewesen mit dem Auto und mussten auch extra wieder aufstehen. Für uns war das kein Problem und wir haben das gerne gemacht, aber ich habe auch schon gehört, dass das nicht jeder machen würde. Wie seht ihr das? Was würdet ihr sagen, wenn euch jemand darum bittet?
Selbstverständlich würde ich ein Familienmitglied, einen Freund oder meinen Partner ins Krankenhaus fahren, wenn er medizinische Hilfe benötigt - vollkommen unabhängig von der Uhrzeit. Ich habe es auch schon ein paar Mal tun müssen, und für mich stand es überhaupt nicht zur Debatte, da "Nein" zu sagen. Mir ist es auch unerklärlich, wie man darauf kommen könnte, diese Bitte abzulehnen. Meiner Meinung nach gilt das schon als unterlassene Hilfeleistung.
Immerhin würde ich ja auch wollen, dass mir in einer Notsituation jemand hilft; und ja, ich würde es einem Bekannten sehr wohl übel nehmen, wenn es mir richtig furchtbar geht und er zu faul ist, um für eine Viertelstunde Autofahrt aus dem Bett aufzustehen.
Ich könnte es lediglich verstehen, dass man eine solche Fahrt ablehnt, wenn man sich selbst gesundheitlich nicht dazu in der Lage fühlt oder wenn man dadurch eine Straftat begehen würde - beispielsweise, weil man am Abend vorher ordentlich etwas getrunken hat. In diesem Fall wäre die Gefahr zu groß, dass man unterwegs noch einen Unfall baut und jemand zu Schaden kommt, sodass man lieber einen RTW rufen sollte.
Jederzeit fahre ich für meine Freunde und Familie nachts in ein Krankenhaus. Ich finde, dass genau solche Situationen eine Freundschaft ausmachen, auch wenn es unter Umständen eine Kleinigkeit ist, die am Ende für höllische Schmerzen gesorgt hat. Zumal ich durch die Vergangenheit weiß, dass man lieber einmal zu viel jemanden ins Krankenhaus fahren sollte, als zu wenig.
Ich habe zwei schmerzhafte Verluste im letzten Jahr erleiden müssen, weil Personen glaubten, dass sie die Schmerzen nach ein paar Tagen ohne einen Arzt wieder los werden würden. Sie haben sich mit Medikamenten usw vollgeknallt. Bei einem stellte sich ein Blinddarmdurchbruch heraus, welcher am letzten Tag tödlich endete. Er war gerade mit uns allen auf den Weg ins Krankenhaus, weil jetzt die Schmerzen unerträglich wurden!
Ich habe früher als Kind des Öfteren schlimme Wehwechen gehabt. Einmal war es ein Hörsturz, der mich so beansprucht hatte, dass ich Freitags ins Krankenhaus (alleine als Kind) gefahren bin und dort behalten wurde. Etwa vier Tage war ich da und meine Mutter hat mich eben nicht gefahren, weil sie mich nicht ernst nahm.
Ich habe mir geschworen, dass ich immer zu jeder Tages- und Nachtzeit für meine Liebsten fahren werde. Ob es eine geschwollene Wange ist, eine dicke Lippe und mehr. Lieber so, als das am Ende noch etwas dramatischeres passiert.
Gerade wenn es ums Krankenhaus geht, würde ich da auch nicht nein sagen. Mein Schwager hatte vor einigen Monaten morgens auf Arbeit einen Arbeitsunfall und ihm ist erst spätabends die Idee gekommen, dass er vielleicht in die Notaufnahme sollte, nachdem seine Frau mit seinem Auto schon weg war.
Also es war definitiv eigene Schuld, dass er in dieser Lage war, trotzdem haben mein Freund und ich ihn in die Notaufnahme gefahren, auch wenn es nur eine kleine Verletzung am Finger und somit nichts Ernstes war. Es hat aber trotzdem eine Standpauke gegeben, dass er diese Situation auch selbst hätte regeln können, sofern er den Willen dazu gehabt hätte.
In einem Notfall würde ich nicht nur Familie und Freunde nachts ins Krankenhaus fahren, sondern auch Nachbarn oder sogar Fremde. Ich gehe nachts ja noch mal kurz mit dem Hund raus. Wenn da jemand auf der Straße zusammenbricht, sag ich doch nicht Nein.
Wobei es ja auch immer noch Krankenwagen gibt. Auch wenn die erst noch kommen müssen, kommen sie dann immerhin schon mit dem nötigen Equipment und Wissen. So geht es also eventuell schneller als sich selbst ins Auto zu setzen.
Und es ist sicherer. Ich finde es immer ganz fatal, wenn dann panische Leute Auto fahren und ganz schnell im Krankenhaus ankommen wollen. Der Fahrer muss absolut ruhig bleiben und ganz normal fahren. Es sollte also auch jemand mitfahren, der sich um den Patienten kümmern kann, damit das der Fahrer nicht machen muss. Meistens ist wohl wirklich der Krankenwagen die bessere Option. Dafür sind sie ja da.
Steht diese Frage überhaupt zur Debatte? Wenn es jemandem akut schlecht geht, ist es doch ganz selbstverständlich, die Person ins Krankenhaus zu bringen. Im akuten Notfall, etwa bei einem Unfall oder Verdacht auf Herzinfarkt/Schlaganfall würde ich den Krankenwagen rufen, da die Rettungssanitäter und Notärzte für solche Notfälle kompetent und ausgerüstet sind. Aber selbst wenn es allem Anschein nach nicht um Leben und Tod geht, würde ich mich selbstverständlich auch bei Nacht und Nebel auf den Weg machen.
Was wäre denn die Alternative? Dem Partner, dem Kind oder der Oma die ganze Nacht beim Leiden zuzusehen und darauf warten, dass es schlimmer wird? Ich kann mir zwar vorstellen, dass es Leute gibt, die sich nur sehr ungern Umstände machen, um jemand anderem zu helfen, aber soviel Einfühlungsvermögen sollte man schon noch aufbringen.
Ich finde auch, dass dies gar keiner Diskussion bedarf. Ich denke, dass es selbstverständlich sein sollte, dass man mit einem Familienmitglied oder Freund auch nachts ins Krankenhaus fährt. Wenn starke Schmerzen oder etwas anderes vorliegen, würde ich da auch nicht lange warten. So etwas macht man doch normalerweise für die Personen, die einem etwas bedeuten. Ich finde auch nicht, dass man das betonen muss, extra dafür nachts wieder aufgestanden zu sein oder ähnliches. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Es muss doch jemand schon sehr Herzlos und Kaltschnäuzig sein, wenn einem das Leid egal ist und man sich weigert jemanden in die Klinik zu fahren.
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